Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
Und wo bist du?«
    In der Stimme lag die Frische des Frühlings und die Reife des Herbsts, als sie antwortete. Im Wald, Chiya. Und in deinen Gedanken.
    Dein Laran läßt uns miteinander sprechen.
    »Mein Laran? Aber die Leronis hat gesagt, mein Laran wäre kaum der Rede wert.«
    Aber das ist es! Es ist eine ganz besondere Form von Laran , Chiya. Nur eine unter Zehntausend besitzt es. Es ist die besondere Gabe, die dich in Verbindung mit –
    »Aber du hast mir noch immer nicht gesagt, wie du aussiehst und wer du bist!« unterbrach Amilha.
    Diesmal färbte die Reinheit unberührten Schnees die Antwort.
    Schau aus dem Fenster und dort wirst du mich erkennen: in jedem Baum, jedem Grashalm, jeder Blume, jedem Bach, in jedem Regentropfen und Sonnenstrahl. Ich bin, wonach du immer gesucht hast. Ich bin die Natur.
    Die Hexe aus den Kilghard-Bergen.

    LYNNE ARMSTRONG-JONES
    Garrens Gabe
    Während ich die eingesandten Geschichten lese, kommt mir immer eine Annahme in den Sinn, die ich hier – aufgrund meiner fünfzigjährigen Erfahrung – richtig stellen möchte. Es scheint nämlich ein weitverbreitetes Mißverständnis zu sein, daß ein angehender Autor immer »jemanden kennen« muß. Das stimmt nicht; als ich zu schreiben begann, war ich eine unscheinbare kleine Hausfrau im hintersten Texas und kannte keine Seele –
    jedenfalls keinen Verleger! Mein erster Mann riet mir damals, mein anfängliches Geschreibsel nirgendwo einzuschicken, weil die Verleger, so meinte er, auf den Gedanken kämen, ich sei als Schriftstellerin völlig unbrauchbar, und nur noch aufstöhnen würden, wenn mein Name wieder einmal auf ihrem Schreibtisch landete.
    Er hatte offensichtlich unrecht, und inzwischen kann ich auch sagen warum. Ich entdecke im Stapel ungelesener Manuskripte immer wieder einen vertrauten Namen; und schon interessiere ich mich für die Arbeit von jemandem, der mir mittlerweilen wie ein alter Bekannter vorkommt; jemand, dessen Arbeit darum die Zeit und Mühe lohnt, gelesen zu werden
    – ganz egal, ob ich diese Geschichte dann verwenden kann oder nicht.
    Wenn ich mich mit Unmassen von Machwerken herumschlagen muß, die ebenso gut ans PLAYBOY-Magazin adressiert sein könnte, dann ist es ganz tröstlich, etwas von jemandem zu lesen, der oder die weiß, was ich will, beziehungsweise was ich nicht will.
    Ich bin mir ziemlich sicher, daß Lynne mir keine weiteren Geschichten über AIDS-infizierte Vampire zusenden wird – lachen Sie nicht, auch das ist schon vorgekommen; oder aber SF-Geschichten, in denen das Raumschiff interessanter als die Besatzung ist. Und selbst wenn sie es täte, würde ich die Geschichte erst lesen, bevor ich sie ablehne; denn dazu kenne ich »meine« Autorin zu gut.
    Lynne hat mir diesmal vier Geschichten eingesandt, und es tut mir leid, daß wir grundsätzlich nur eine Geschichte eines Autors pro Band annehmen können.

    Es gibt eigentlich nur eines, was schöner für mich ist, als einen alten Bekannten im Poststapel wiederzutreffen – nämlich neue Bekanntschaften zu schließen.
    Lynne Armstrong-Jones ist Mitte dreißig, verheiratet und hat einen Sohn; sie lebt in Kanada.
    Garren blickte aus dem Fenster und betrachtete die herbstlich gefärbten Blätter, die träge zu Boden sanken. Er atmete erleichtert auf und genoß es, nicht länger auf der Hut sein zu müssen, sondern sich – endlich! – einfach nur entspannen zu können. Er bewegte Kopf und Nacken, um die schmerzende Anspannung aus seinen Schultern zu vertreiben.
    Endlich! Wie viele Jahre hatte er seinem Bruder als Friedsmann dienen müssen? Aber jetzt gehörte alles ihm! Sein Bruder Piers war nun schon seit mehreren Wochen vermißt – und das machte Garren zum Herren über die Gegend. Nichts lag näher, schließlich glichen sich Garren und Piers wie ein Ei dem anderen.
    Zwillinge. Eineiige Zwillinge. Und trotzdem …
    Und trotzdem gab es ein Geheimnis, das nur der Familie bekannt war.
    Garren hatte die Familiengabe nicht geerbt.
    Garren besaß kein Laran. Piers Begabung war dagegen stark ausgeprägt … Und das hatte Garrens Lage nur umso unerträglicher gemacht.
    Garren strich sich mit der Hand durch das rotbraune Haar und seufzte. Aber es sollte ihm nicht viel Zeit bleiben, seinen Gedanken nachzuhängen.
    »Was gibt’s?« fragte er lauter, als er beabsichtigt hatte Er richtete sich auf und runzelte die Stirn, was seinem Gesichtsausdruck die Strenge verleihen sollte, die er für angebracht hielt.
    Sie müssen mich für genau so stark wie Piers

Weitere Kostenlose Bücher