Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
halten – auch wenn ich es nicht bin!
    »Dom Garren.« Die Tür öffnete sich und ein Schwertkämpfer erschien, der sich leicht verbeugte. »Ein Bote von Dom Win ist eingetroffen. Es ist dringend, vai dom.«
    Garren mußte schlucken. Er versuchte, sich gerade zu halten, und hoffte, daß man ihm seine Besorgnis nicht anmerken würde. Er verfluchte die Tatsache, daß sein Bruder, der nur ganze fünfzehn Minuten älter war als er, alle Begabungen geerbt hatte, die ihn zur Führerschaft befähigten! Dann eilte er in die Halle, um den Boten zu empfangen. Insgeheim flehte er zu Avarra, daß es eine gute Nachricht sein möge.
    Das war sie aber nicht. Natürlich nicht!
    Der Bote beendete die Nachricht und nahm wieder seinen normalen Gesichtsausdruck an. Als geschulter Bote hatte er es verstanden, Stimme und Mimik seines Herren Dom Win nachzuahmen, während er dessen Worte wiedergab.
    Garren stammelte ein paar Dankesworte. Es machte ihn verlegen, daß seine Hand beim Gestikulieren so sehr zitterte.
    »Dom Garren«, begann der Schwertkämpfer. »Was sollen wir tun, wenn diese Männer wirklich angreifen? Wir müssen unser Land beschützen! Dom Piers hätte sein mächtiges Laran eingesetzt …«
    »Ich bin aber nicht Dom Piers!« fuhr ihn Garren an und wollte damit doch nur seine Unsicherheit kaschieren. »Ich weiß schon, was zu tun ist, Ronnado. Laßt mich allein.«
    Ronnado musterte Garren kurz, dann verbeugte er sich und verließ den Raum. Garren gab seinem Zittern erst nach, als sich die Tür hinter dem Mann zu schließen begann.
    »Ja! Was gibt es denn schon wieder?« Er warf der Haus-Leronis, die ihn durch den Türspalt beobachtete, einen mißmutigen Blick zu.
    Sie war die schlechte Laune des neuen Lords noch nicht gewohnt und blinzelte verunsichert. »Dom Garren, habt Ihr in der Überwelt etwas von Dom Piers gesehen? Ich kann für Euch die Überwachung übernehmen, falls Ihr weiterzusuchen wünscht. Ihr seid sein Zwilling; bestimmt – «

    »Nein!« Was wollte das verdammte Weib? Garren brauchte einen Augenblick, um sich zu sammeln. »Nein, Rafa. Keine Neuigkeiten.«
    Er konnte den Blick der Frau nicht erwidern. Er wußte, wie schwer es ihr fiel. Sie hatte Piers sehr gemocht.
    Natürlich! Wer hatte das nicht? Und jetzt sah sich Garren der schier unmöglichen Aufgabe gegenübergestellt, den Platz seines Bruders einzunehmen – und das ohne das Laran, das seinem Bruder so viel Respekt eingebracht hatte. Sein Nacken versteifte sich erneut.
    Genau in diesem Augenblick sprang eine orangefarbene Katze auf seinen Schoß. Als ob sie den Kummer ihres Herrn gespürt hätte, schmiegte sie ihren Kopf in seine Hand und schnurrte beruhigend.
    Da gestattete Garren sich schließlich doch ein leichtes Lächeln.
    Während sein Bruder damit beschäftigt gewesen war, sein Laran zu entwickeln, hatte Garren die meiste Zeit in den Stallungen oder im Hof bei den Tieren verbracht, die ihn bedingungslos akzeptierten.
    Es war mitten in der Nacht, als Ronnado ihn weckte. Dom Win hatte nur allzu recht behalten.
    In dem Streben, Land und Macht ihrer Vorväter wiederzuerlangen, erhoben Rafe MacEwans Männer Anspruch auf Garrens Besitz. Trotz der nächtlichen Kühle standen Garren Schweißtropfen auf der Stirn, als er hinter Ronnado die Treppe hinabeilte. Mit schreckensgeweiteten Augen dachte er an die Unzulänglichkeit seiner Verteidigungsvorkehrungen.
    Heilige Avarra, steh uns allen bei!
    »Vai dom«, übertönte Ronnado den Tumult im Hof, wo die Männer aufgeregt hin- und herliefen. »Wir müssen losreiten und sie aufhalten! Wir dürfen sie nicht näher kommen lassen!«
    Garren nickte. Er wußte, daß Ronnado das einzig Richtige vorgeschlagen hatte. Zugleich wußte er aber auch, daß sie kaum eine Chance gegen die Übermacht hatten; es hieß, MacEwan habe Dutzende von Männern in seinem Gefolge. Garren schwang sich in den Sattel und schaute zu der Leronis hinüber, die auf dem Rücken ihres kleinen Ponys saß.
    Sie erwiderte seinen Blick.
    Sie weiß es. Er konnte es spüren.
    Und seine Verzweiflung erinnerte ihn daran, wie unterschiedlich er und sein Bruder in Wahrheit waren … um wie vieles geringer er als Piers war …
    »Dom Garren!« Ronnados Stimme peitschte ihn aus seinen Gedanken.
    »Ja? Also dann, vorwärts!« brachte Garren mühsam hervor.
    So ritten sie in den Kampf. Über ihnen wurde der schwarze Himmel von zwei Monden erhellt, während unten die Schatten im Widerschein der Fackeln tanzten.
    Die ersten Strahlen der Sonne züngelten

Weitere Kostenlose Bücher