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Die Taeuschung

Die Taeuschung

Titel: Die Taeuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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ihr. Sie wagte nicht,
das Licht einzuschalten, vielleicht hätte er das bemerkt, wenn
er im Haus war. Sie ließ nur die Tür zu ihrem Versteck ein
Stück weit offen stehen, so daß ein Schimmer von dort in den
Gang fiel und sie wenigstens schattenhaft ihren Weg erahnen
konnte.
    Der Keller war riesig und verwinkelt, und er verfügte über
nicht ein einziges Fenster, wie sie nach einer halben Ewigkeit
deprimiert feststellte. Sie hatte in jeden Raum geschaut, einige
Male sogar für Sekunden das Licht eingeschaltet, um
sicherzugehen, aber außer geschlossenen Steinmauern hatte sie
nichts entdecken können. Es gab keine Fenster in diesem
Keller, keine Schächte. Sie hatte einen gut gefüllten
Vorratsraum entdeckt und einige Kisten mit Getränken, wofür
sie in den Tagen zuvor Gott auf Knien gedankt hätte, aber jetzt
nahm sie nur rasch ein paar Schlucke aus einer Wasserflasche.
Sie war zu nervös, um sich länger aufzuhalten. Jeden Moment
konnte er hinter ihr auftauchen.
Das ist eine Situation, in die ein Mensch nicht geraten sollte,
dachte sie.
    Ihr blieb nur noch der Ausweg über die Kellertreppe.
Garantiert hatte er die Tür oben verschlossen, aber die Frage
war, ob es ihr gelang, sie aufzubrechen. Was nur mit
erheblichem Lärm geschehen konnte und in seinen, ohnehin
geringen Erfolgsaussichten, einzig davon abhing, daß der Täter
nicht im Haus war. Was sie wiederum nicht herausfinden
konnte.
    Was soll ich nur tun? Ich werde wahnsinnig, wenn ich noch
länger hier unten sitze und warte. Ohne zu wissen, worauf
eigentlich, denn meine Situation wird sich nicht ändern. Sie
wird morgen nicht anders sein als heute, und nächste Woche
auch nicht.
Sie setzte sich auf eine der Getränkekisten und fing an zu
weinen.
     
8
    Um zehn Minuten nach neun wußte Christopher, daß er nicht
länger warten konnte. Eigentlich hatte er um halb elf oder um
elf aufbrechen wollen, aber seine Unruhe war mit dem frühen
Einbruch der Dunkelheit immer heftiger geworden, und
nachdem draußen schwarze Nacht herrschte, konnte er sich
kaum mehr zügeln. Eine eigentümliche Angst hatte ihn
befallen: Wenn sie früher aufbrach, wenn sie die Nacht
durchfahren wollte ... dann konnte sie schon weg sein, und
vielleicht wurde es allerhöchste Zeit für ihn.
    Er hatte zwei Gläser Rotwein getrunken, um sich zu
entspannen, aber es hatte nicht wirklich etwas genützt. Sein
verletzter Fuß wurde zunehmend zu einem Problem. Er war
geschwollen und pochte, und das Bein fühlte sich bis fast zum
Knie hinauf heiß an. Natürlich konnte er darauf keine
Rücksicht nehmen, nicht jetzt, in seiner Situation, aber er
fürchtete, daß er in den nächsten Tagen dringend einen Arzt
würde aufsuchen müssen und daß dieser ihm etwas
Unangenehmes sagen würde.
    Aber darüber muß ich später nachdenken, sagte er sich.
Er hatte nur einen Schuh angezogen, über den
geschwollenen Fuß hatte er statt dessen mehrere Strümpfe
übereinander gestreift. Unangenehm bei dem nassen Wetter
draußen, aber es würde gehen, und es war letztlich auch nicht
wichtig. Sein Leben war zerstört. Nasse Strümpfe hatten
daneben keinerlei Bedeutung.
Er begutachtete seine Ausrüstung: eine Taschenlampe, ein
Dietrich. An dem Abend, als er für Laura und sich gekocht
hatte, war er in den Keller gegangen, während sie duschte, um
Wein zu holen, und dabei hatte er die Tür, die nach draußen
führte, überprüft. Hatte er da bereits geahnt, daß er wieder
würde tun müssen, wovor ihm so graute? Er verbot sich sofort,
darüber nachzudenken. Er hatte gleich erkannt, daß er die Tür
mit Leichtigkeit würde aufbrechen können. Er hatte also nicht
einen ihrer Schlüssel entwenden und nachmachen lassen
müssen. Bei Camille, deren Haus gesichert gewesen war wie
Fort Knox, war es so gewesen. Aber da hatte er auch mehr Zeit
gehabt. Einen ganzen Sommer lang, um alles vorzubereiten.
Bei Laura drängte die Zeit.
Das Seil, mit dem er die Tat ausführen würde, ausführen
mußte, hatte er im Auto. Er war bereit, und wozu sollte er noch
länger warten?
Er wollte gerade die Haustür öffnen und in den dunklen,
verregneten Abend hinaustreten, da vernahm er ein Geräusch.
Er konnte es nicht sofort einordnen, aber dann begriff er, daß
es von der Kellertreppe herkam. Jemand kratzte vorsichtig an
der Tür, fingerte an dem Schloß herum.
Die Kreatur! Die widerliche Kreatur, die er dort unten
eingesperrt hatte, versuchte, an die Oberfläche zu gelangen.
Die

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