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Die Taeuschung

Die Taeuschung

Titel: Die Taeuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Wagen, der direkt vor dem großen
Einfahrtstor parkte. Von seinem ersten Standort aus war er
nicht zu sehen gewesen. Ein Auto mit französischem
Kennzeichen. Er runzelte die Stirn.
    Gab es einen anderen Mann in ihrem Leben?
Bevor dieser Gedanke wirklich von ihm Besitz ergreifen
konnte, verließ ein Mann das Grundstück und stieg in das
Auto. Der kurze Blick auf ihn hatte genügt, Christopher zu
beruhigen – zumindest was die Möglichkeit eines zweiten
Liebhabers in Lauras Leben anging. Er kannte den Makler
Alphonse, jedenfalls vom Sehen, war oft an dessen Büro
vorbeigekommen. Er konnte jedoch ziemlich sicher annehmen,
daß er umgekehrt Monsieur Alphonse nicht bekannt war.
Als das Auto den Weg entlangkam, hielt er es an. Monsieur
Alphonse kurbelte die Scheibe hinunter. »Ja, bitte?«
Christopher bemühte sich, freundlich zu lächeln. Er hoffte,
daß der andere nicht merkte, wie sehr er schwitzte. »Sie haben
doch das Maklerbüro unten in St. Cyr?«
»Ja.«
»Ich sah Sie gerade aus dem Haus dort kommen und dachte,
fragen kostet ja nichts ... Da wird nicht zufällig etwas verkauft?
Ich bin nämlich auf der Suche nach einem geeigneten Objekt
...«
Monsieur Alphonse zuckte mit den Schultern. »Die Dame
wollte erst einmal den Marktwert wissen. Sie hat wohl noch ein
paar Dinge abzuwickeln und wird dann über den Verkauf
entscheiden. Im Fall eines Verkaufs wird sie mich beauftragen.
Sie können mich ja ...«, er kramte eine Visitenkarte hervor und
reichte sie Christopher, »... Sie können mich ja nächste Woche
noch mal anrufen, dann weiß ich vielleicht mehr.«
Christopher nahm die Karte, Seine Hände zitterten stark.
»Sie meinen, nächste Woche könnte sich schon etwas
entschieden haben?«
Sie spricht schon mit Maklern. Sie will hier wirklich die
Zelte abbrechen.
»Keine Ahnung. Die Dame fährt jedenfalls schon morgen
nach Deutschland zurück – sie ist nämlich Deutsche, wissen
Sie, und das hier ist nur das Ferienhaus. Na ja, jedenfalls gibt’s
da wohl irgendwelche Probleme, und wie lange sie damit zu
tun hat, weiß ich nicht.«
Christopher trat zur Seite, und der Wagen des Maklers fuhr
langsam den Berg hinunter. Ob Monsieur Alphonse sich noch
verabschiedet hatte, hatte Christopher nicht mitbekommen. Er
stand wie erstarrt, und das Kärtchen, das er soeben erhalten
hatte, flatterte langsam zu Boden.
Morgen. Sie würde morgen abreisen.
Sie hatte ihm kein Wort davon gesagt. Sie befand ihn nicht
einmal für wert, solche Informationen mitgeteilt zu bekommen.
Klammheimlich hatte sie sich aus dem Staub machen wollen,
hatte ihn abschütteln wollen wie ein lästiges Insekt.
Aber nun war er ihr einen Schritt voraus. Er kannte ihre
Pläne, während sie nicht wußte, daß er sie kannte. Kein
Gedanke mehr an das Ende der Woche. Ihm blieb nur der
heutige Abend.
7
    Es war kurz nach halb neun, wobei Monique nicht sicher
wußte, ob es Abend oder Morgen war. Wenn sie jedoch davon
ausging, daß der Mann, der sie gefangenhielt, tagsüber zu ihr
gekommen war, anstatt mitten in der Nacht herumzugeistern,
mußte es nach ihrer Berechnung Abend sein. Aber im Grunde
war alles möglich, und ohnehin hätte die eine wie die andere
Variante das tödliche Risiko kaum vermindert. Sie hatte nichts
als die vage Hoffnung, daß er um diese – angenommene –
Tageszeit möglicherweise ausgegangen war. Offenbar lebte er
ja allein, und alleinlebende Männer gingen häufig am Abend
zum Essen weg. Oder in eine Kneipe.
    Oder sie sitzen vor dem Fernseher, dachte sie und wußte, daß
sie sich auf einem hauchfeinen Grat bewegte. Rechts und links
lauerte der Tod.
    Als sie die Tür zu ihrem Versteck aufschloß und in den Gang
trat, rechnete sie jede Sekunde damit, gepackt und
niedergeschlagen zu werden. Oder ein Messer in den Bauch zu
bekommen. Oder ihm einfach nur gegenüberzustehen und in
sein wahnsinniges Gesicht zu blicken. Denn er war verrückt. In
seinen Augen hatte sie gesehen, daß er krank war.
    Doch sie hatte keine Wahl, als wenigstens den Versuch zu
wagen. Er konnte abwarten, bis sie da unten verschimmelte. Er
saß am längeren Hebel.
    Sie hoffte, ein Kellerfenster zu entdecken, das sich öffnen
ließ. Vielleicht gelang es ihr, durch einen Lichtschacht nach
draußen zu entkommen. Intensiv dachte sie an das Häuschen
auf dem Land, an den Garten mit dem Pfirsichbaum. An
Katzen und Hühner. An all das, weswegen sie um jeden Preis
weiterleben wollte.
    Der Gang lag dunkel und bedrohlich vor

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