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Die Tage des Gärtners - vom Glück, im Freien zu sein

Titel: Die Tage des Gärtners - vom Glück, im Freien zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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aber nicht für den Rand. Wenn wir hier von Rhododendren sprechen, denken wir an die Sorten, die im Hamburger Hirschpark stehen, oder auf dem Friedhof in Ohlsdorf, vier, fünf, sechs Meter hohe Gebirge aus Blättern, die für kurze, aber wunderbare vier Wochen im Jahr über und über mit Blüten besät sind, vor allem die weiße Hybride ‘Cunninghams White’ und die rosafarbene ‘Catawbiense Grandiflorum’.
    Der Rhododendron ist aus den Bergen, aus denen er stammt, einiges gewohnt. Man kann nicht sehr viel falsch machen – außer bei der Pflanzung. Achten Sie vor allem auf den richtigen Boden: was Sie bei der Pflanzung versäumen, werden Sie später nie mehr richten können. Unter tiefwurzelnden Bäumen wie Eichen stehen Rhododendren sehr gut: ihr dichtes Wurzelgeflecht reicht nur wenige Zentimeter tief in die Erde. Aber versuchen Sie gar nicht erst, einen Rhododendron unter eine Kiefer zu setzen. Die Kiefer wird den Boden bis dicht unter die Oberfläche mit ihrem zähen, überaus feingewirkten Wurzelwerk durchziehen und dem Boden jede Feuchtigkeit entziehen. Der Rhododendron kann in dieser Nachbarschaft nicht gedeihen, ganz gleich wie sehr sich der Gärtner um ihn bemüht. Offenen, torfartigen Boden braucht diese Pflanze, und in den meisten Lagen ist es sinnvoll, spezielle, saure Rhododendron-Erde hinzuzufügen. Vor allem aber braucht der Rhododendron sehr viel Wasser.
     
    Der Klimawandel ist eine Wirklichkeit, die sich im Garten ganz eindrucksvoll feststellen lässt.
     
    Wenn im Sommer die Temperatur 30, 35 Grad erreicht, leidet der Rhododendron, es sei denn, er steht im absoluten Schatten. Geben Sie der Pflanze zu trinken. Nicht ein bisschen, sondern sehr, sehr viel. Zu viel Trockenheit nimmt dem Rhododendron seinen klaren und kräftigen Charakter, macht ihn fadenscheinig und blass und sein vornehmes Grün beginnt zu schwächeln.
     
    Und beim Rhododendron geht es ja vor allem um das Grün. Die Blüten sind wunderbar. Aber kurzlebig. Es gibt Leute, die werfen dem Rhododendron das schnelle Vergehen seiner Blüten vor, seine Kurzblütigkeit, und dass er den Rest des Jahres dunkel und trübe tropfend im Garten herumsteht und nur Platz wegnimmt. Aber es ist dieses dunkle, vornehme Grün, vor dem jede andere Pflanze um so besser zur Geltung kommt. Der Rhododendron ist der Rahmen, den ein Garten braucht, das Fundament, auf dem er gründet. Einem Garten ohne Rhododendron fehlt der Halt. Ein Garten ohne Rhododendron ist eine traurige Sache. Übrigens die Blüten: Es ist absolut empfehlenswert, die Blütenstände nach dem Verblühen abzubrechen. Das ist eine aufwendige Sache. Aber es lohnt sich unbedingt, da die vertrocknenden Stengel nicht eben schön aussehen und der Pflanze einen Gutteil ihrer Eleganz nehmen. Da der Rhododendron immer am Ende eines Triebes blüht, sind die alten Blüten dem Wachstum der Pflanze ein bisschen im Weg, das also durch Ihre Entfernung befördert wird. Am besten lassen Sie die Kinder diese Arbeit machen und begründen das damit, dass auch der Garten zum Teil der häuslichen Pflichten gehört, an denen sich auch die jüngsten Mitglieder der Familie im Interesse des Ganzen zu beteiligen haben. Andererseits muss man im Umgang mit den nicht sehr flexiblen Trieben aufpassen, die rechts und links der Blüten schon hervorschauen und die allzu leicht mit den Blütenresten abgebrochen werden können. Da hätten Sie dann schon mal einen Trieb, der in diesem Jahr nicht mehr wachsen wird. Wahrscheinlich ist es doch besser, Sie machen das selber.
    Da der Rhododendron eine tragende Rolle spielt und da er mit dieser Blütenzupferei eine Menge Arbeit macht, ist er sozusagen meine kostbarste Pflanze. Übrigens auch, weil er wirklich ziemlich teuer ist, vor allem, wenn man größere Exemplare ersteht. ‘Cunninghams White’, sicher eine der häufigsten, zuverlässigsten und schönsten Sorten, die sich denken lassen, blüht im April und Mai weiß und prächtig und das Leuchten der trotz ihrer Größe lieblichen und zarten Blüten steht in einem fröhlichen Widerspruch zum Dunkel seiner Blätter. ‘Cunninghams White’ ist eine alte Sorte und wächst für einen Rhododendron ziemlich schnell, Sie können mit zehn Zentimetern im Jahr rechnen. Dennoch, wollen Sie buchstäblich Jahre warten, bis die weißen Kunststoffprofile des Wintergartens, den der Nachbar in den 80 Jahren seinem Jahrhundertwendehaus zugefügt hat, wie eine nicht heilende Wunde endlich hinter dem gnädigen Grün einer Wand aus

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