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Die Tage des Gärtners - vom Glück, im Freien zu sein

Titel: Die Tage des Gärtners - vom Glück, im Freien zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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aber die Namen sind einfach so schön:
     
    Trompetennarzissen
    Gefülltblühende Narzissen
    Alpenveilchen-Narzissen
    Tazetten
    Wildarten
    Sonstige Narzissen
    Großkronige Narzissen
    Engelstränen-Narzissen
    Jonquillen
    Dichternarzissen
    Geschlitztkronige
     
    Gerade diese letzte Klasse darf in keiner Reihung fehlen. Sie ist das taxonomische Äquivalent zum französischen Straßenschild »Toutes Directions«, das auf den Betrachter immer eine ungeheuer beruhigende Wirkung hat: wer hier langfährt, kann sich nicht irren. So ist das mit der Klasse der Sonstigen: hier findet alles seinen Platz, es bleibt keine Narzisse ungruppiert und unerfasst.
    Jedes Ordnungssystem, das etwas auf sich hält, was bedeutet, das es den Anspruch auf Vollständigkeit hat, verfügt als letzte Kategorie über jene der »Sonstigen«.
    Die Menschen lieben die Vielfalt der Natur. Und sie tragen durch Züchtung und Kreuzung zu ihr noch bei. Aber sie geben sich viel Mühe, diese Vielfalt zu reduzieren durch die Feststellung von Verwandtschaft und Ähnlichkeit. Erfassen lassen sich die Dinge nur in der Reduktion und in der Abstraktion, also in der Ordnung.
     
    Das Leben des Gärtners ist der Ordnung gewidmet. Und ohne Ordnung ist der ganze Garten nichts. Das ist die Wahrheit.
     
    Sie gilt für den Gärtner, der seinen je nach Jahreszeiten und Wetter wechselnden Pflichten nachkommen muss, wenn der Garten gelingen soll. Und es wäre toll, würde sie auch für die Pflanzen gelten, derer man ohne eine gewisse Ordnung und Einordnung ja gar nicht Herr werden könnte. Ohne Namen und Zusammenhänge wäre das da draußen nichts als Grünzeug. Nun ist aber die Pflanze ein Stück Natur und der Mensch mit seiner Ordnung ist es nicht. Darum entzieht sich die Pflanze leider dem menschlichen Bedürfnis nach Strukturierung. Das Vorhaben, verwandtschaftliche Beziehungen zwischen den Pflanzen herzustellen, Hierarchisierungen, Abstammungen, Gemeinsamkeiten, also Ordnungen, Strukturen, ja Sinn – das ist den Pflanzen ganz und gar gleichgültig, so wie der Natur der Mensch ja ohnehin ganz gleichgültig ist. Das ist es, was an der Natur so nervt: dass sie sich für uns nicht interessiert. Wir gehen in die Natur mit all unserer Sehnsucht und unserem Verlangen. Aber die Natur schweigt.
    Und dann ist man noch gut weggekommen, wenn die Natur uns nur anschweigt. Denken wir an Simon Treadwell, den Bärenmann, der Jahre bei den Grizzlys in Alaska verbrachte und Filme drehte, die ihrem Schutz dienen sollten. Treadwell sagte, er liebe die Bären und dass die Bären auch ihn liebten. Bis er eines Tages von einem großen männlichen Grizzly gefressen wurde, Bär 141, wie die Wildhüter ihn nannten. Sie haben den Bären dann erschossen und aus seinem Leib einige Teile Treadwells und dessen Freundin geschnitten. Werner Herzog hat darüber einen Dokumentarfilm gedreht. Darin kommen auch ein paar Indianer zu Wort, die sagen, Treadwell sei ein Idiot gewesen, weil er den Bären all die Jahre hindurch so auf die Pelle gerückt sei. Bären seien nämlich tatsächlich sehr gefährliche Tiere. Wie gesagt: Die Natur kümmert sich nicht um uns. Oder wie es bei Didi und Stulle heißt, den Comicfiguren aus Berlin: »Du sagst Aua, aber dit Universum fragt: War wat?«
     
    Bei dem Thema Ordnung kommt man um Foucault nicht herum. Er hat ja sozusagen ein Buch darüber geschrieben. DIE ORDNUNG DER DINGE beginnt mit einer kurzen Vorrede:
    »Dieses Buch hat seine Entstehung einem Text von Borges zu verdanken. Dem Lachen, das bei seiner Lektüre alle Vertrautheiten unseres Denkens aufrüttelt, des Denkens unserer Zeit und unseres Raumes, das alle geordneten Oberflächen und alle Pläne erschüttert, die für uns die zahlenmäßige Zunahme der Lebewesen klug erscheinen lassen und unsere tausendjährige Handhabung des Gleichen und des Anderen (du Même de l’Autre) schwanken lässt und in Unruhe versetzt. Dieser Text zitiert ›eine gewisse chinesische Enzyklopädie‹, in der es heißt, dass ›die Tiere sich wie folgt gruppieren: a) Tiere, die dem Kaiser gehören, b) einbalsamierte Tiere, c) gezähmte, d) Milchschweine, e) Sirenen, f) Fabeltiere, g) herrenlose Hunde, h) in diese Gruppierung gehörige, i) die sich wie Tolle gebärden, k) die mit einem ganz feinen Pinsel aus Kamelhaar gezeichnet sind, l) und so weiter, m) die den Wasserkrug zerbrochen haben, n) die von weitem wie Fliegen aussehen‹. Bei dem Erstaunen über diese Taxonomie erreicht man mit einem Sprung, was in dieser Aufzählung uns

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