Die Tage des Gärtners - vom Glück, im Freien zu sein
Gärtner.
Machen wir uns nichts vor: Der Gärtner hat kein gutes Image. Der Freizeitgärtner sowieso nicht. Aber auch der Berufsgärtner genießt nicht gerade hohes Ansehen. Gärtner müssen sich beispielsweise mit dem völlig unsinnigen Flügelwort »Der Mörder ist immer der Gärtner« herumschlagen. Es geht auf den Sänger Reinhard Mey zurück.
Der Mörder war wieder der Gärtner,
und der plant schon den nächsten Coup.
Der Mörder ist immer der Gärtner,
und der schlägt erbarmungslos zu!
Das stammt von der passend betitelten Platte ICH BIN AUS JENEM HOLZE aus dem Jahr 1971 und sollte irgendeine Parodie auf englische Kriminalgeschichten sein, Edgar Wallace und Agatha Christie und so. Dabei ist das ganz unangebracht. Weil der Mörder auch in der englischen Literatur nur äußerst selten im Gewand des Gärtners daherkommt. In dem Wallace-Film DER MÖNCH MIT DER PEITSCHE erschießt der Gärtner zwar den Mönch. Aber der war in Wahrheit die frühere Ehefrau des Gärtners, mit dem sie, also der Mönch, früher im Zirkus aufgetreten ist und dort Kunststücke aufgeführt hat. Eher ist es so, dass der Gärtner selber zum Opfer von Gewalttaten wird, wie etwa in der BLAUEN HAND , wo er von Klaus Kinski ermordet wird, der zwei Brüder spielt, von denen der eine einen Knall hat. Auch in DIE TÜR MIT DEN SIEBEN SCHLÖSSERN wird der Gärtner umgebracht, und zwar nicht einmal zwischen seinen Rosen, sondern im Flugzeug, was besonders perfide ist. Bei Agatha Christie sieht es nicht anders aus: In DAS GEHEIMNIS DER SCHNALLENSCHUHE beispielsweise wird der Gärtner eine Weile lang verdächtigt, aber Hercule Poirot bekommt natürlich doch heraus, dass der Tote schon tot war. Und so geht es immer weiter. Von wegen, der Gärtner ist der Mörder!
Da kann man schon froh sein, wenn der Gärtner weder als Opfer noch als Täter krimineller Handlungen auftaucht, sondern als weiser Idiot wie in dem wirklich sehr bemerkenswerten Film BEING THERE von Hal Ashby. Schauen Sie sich den Film noch einmal an! Zur Erinnerung: Peter Sellers spielt – in seiner letzten Rolle – den Gärtner Chance, der die Umfriedung von Haus und Garten mitten in Washington sein ganzes Leben lang nicht verlassen hat und dann nach dem Tod seines Herrn in die große Stadt geworfen wird wie ein Kind ins Leben. Er wird hineingeboren in die Welt der Menschen, die er nur aus dem Fernsehen kennt. Er versteht die Menschen nicht, aber sie glauben, ihn zu verstehen. Durch die Verkettung ziemlich plausibler Umstände führt Chance eine Unterhaltung mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten, die so geht:
President »Bobby« Mr. Gardner, do you agree with Ben, or do you think that we can stimulate growth through temporary incentives?
Chance As long as the roots are not severed, all is well. And all will be well in the garden.
President »Bobby« In the garden.
Chance Yes. In the garden, growth has it seasons. First comes spring and summer, but then we have fall and winter. And then we get spring and summer again.
President »Bobby« Spring and summer.
Chance Yes.
President »Bobby« Then fall and winter.
Chance Yes.
Benjamin Rand I think what our insightful young friend is saying is that we welcome the inevitable seasons of nature, but we’re upset by the seasons of our economy.
Chance Yes! There will be growth in the spring!
Benjamin Rand Hmm!
Chance Hmm!
President »Bobby« Hm. Well, Mr. Gardner, I must admit that is one of the most refreshing and optimistic statements I’ve heard in a very, very long time. I admire your good, solid sense. That’s precisely what we lack on Capitol Hill.
In dieser Art sind die Gespräche, die Chance in der großen Stadt Washington führt, wo alles voller Bedeutung ist, und wenn es nicht so ist, ist auch das voller Bedeutung. Er redet mit Industriellen, mit dem Fernsehen, mit der Presse. Am Ende wird er Präsident und geht über das Wasser. So ist dieser Film.
Tatsächlich sind ja Vorbereitung und Pflege, Fleiß und Verständnis, Entschlossenheit und Geduld die Grundlagen der erfolgreichen Gartenarbeit, so wie sie die Grundlagen des Erfolges in der Politik und in der Wirtschaft sind. Aber das gilt natürlich auch für alles andere im Leben. Und darum ist das Leben ja auch so ein Klacks! Wie man es richtig macht, kann man an jeder Ecke für ein paar Groschen erfahren. Man muss sich nur daran halten. Darin
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