Die Tage des Gärtners - vom Glück, im Freien zu sein
Kraken das tät gut
Kermit Fingen dann zu tanzen an
Weil man uns dann hier nicht finden kann
Ich wollt ich wär unten im Meer
Ja im Garten eines Kraken möcht ich sein
( Hier ist der Fisch noch ma l )
Fisch rezitativ Ja ich wäre dort im Garten
Um die Arme des Kraken mir anzuschaun
Ein Krake hat acht Arme
Ich zähle mal
Eins, Zwei, Drei, Vier, Fünf, Sechs, Sieben, Acht
Eine Menge Krake, was
Kermit Da geht es rund
Da leuchten bunt
Korallen tief auf dem Meeresgrund
( Hier eine Musche l )
Muschel Oh, wie schön
Wohin man will zu gehn
Mit den Fischen sich im Tanze zu drehn – juchu
Kermit und Muschel Duett Sicherlich wärst du so froh wie ich
Denn niemand stört und ärgert uns hier
Ich wollt ich wär
Unten im Meer
Im Garten eines Kraken mit dir
dubidubidubidu
Im Garten eines Kraken mit dir
dubidubidubidu
Im Garten eines Kraken mit dir
dubidubidubidu
Im Garten eines Kraken mit dir!
Es versteht sich von selbst, dass dieses Lied aus der Sesamstraße hier seinen Platz hat. Wenn wir uns mit der Gartenkultur befassen, müssen wir ja auch ihre Randbereiche erforschen. Zumal wenn es sich um so außerordentlich durchgeknallte Randbereiche handelt wie diesen.
Dieses Lied ist ein schönes Beispiel für ein aus Literatur- und Kunstgeschichte bekanntes Phänomen: Das Zitat überlagert das Original.
Oder nur ein Beispiel für meine umfassende Unbildung. Ich dachte immer, OCTOPUS’ GARDEN ist eine weitere Schöpfung des genialen Jim Henson. Der ist doch ohnehin einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts, und es gab für mich keinen Zweifel, dass dieser Song unter seiner Regie für Kermit den Frosch geschrieben wurde.
So wie viele andere großartige Lieder, die ODE AN DIE FREUDE zum Beispiel, die fälschlicherweise einem seit ein paar hundert Jahren toten deutschen Komponisten zugeschrieben wird. Oder DANNY BOY , das aus irgendeinem Grund für ein englisches Volkslied gehalten wird.
In diese Reihe schien auch OCTOPUS’ GARDEN zu gehören. Aber, falsch. Bildung hilft. Es handelt sich hier um einen Beatles-Song, vom Album abbey road. Ringo Starr, der angenehmste dieser vier Musiker, hat den Song geschrieben. In jenen Tagen, als es mit den Beatles zu Ende ging. Die Aufnahmen für die Platte, die später als LET IT BE herauskommen sollte, waren gerade beendet und die Stimmung war mies. Ringo fährt also mit seiner Familie nach Sardinien und kreuzt mit der Yacht von Peter Sellers vor der Costa Smeralda. Er isst das erste Mal in seinem Leben Tintenfisch, und der Kapitän, so geht jedenfalls die Geschichte, erzählt ihm von den Kraken, die schweigend über den Meeresgrund schweben und dabei glitzernde Steine sammeln, mit denen sie dort unten ihre Gärten anlegen. Das ist eine schöne Idee.
George Harrison hat dazu gesagt: »Ich sehe eine tiefe Bedeutung in den Versen, die Ringo wahrscheinlich selber gar nicht sieht. Wir hätten’s warm, in Neptuns Arm und so, das ist großartig! Weil hier oben bei uns immer ein Sturm tobt, aber tief unten in deinem Bewusstsein ist alles sehr, sehr friedlich.« Das hätte Kermit auch nicht besser sagen können.
Vögel
Der Gärtner führt ein zurückgezogenes Leben, der Stille und den Pflanzen gewidmet. Einmal aber war der Gärtner eingeladen und traf den Biologen Cord Riechelmann.
Es entspann sich ein Gespräch über die Natur und ihre Grenzen, und über den Garten als Raum der Kultur. Riechelmann ist nicht nur Biologe. Er ist auch Philosoph. Es ist ja die Biologie von den Naturwissenschaften die geisteswissenschaftlichste. Darum stirbt sie auch. Und löst sich in Spezialitäten auf, ins Molekulare, ins Nervenzelluläre. An den naturwissenschaftlichen Fakultäten, in den Laboren und Unternehmen, braucht kein Mensch mehr die Biologie als Naturkunde, als Wissenschaft vom Leben, die das Wie des Lebens ebenso erforschen will wie das Wozu, die die Frage nach der Funktion nicht trennt von der Frage nach dem Sinn, die also eigentlich, bei allem Empirismus, in ihrem Kern eine philosophische Wissenschaft ist.
Die populären Vermittler der Wissenschaft sind seit einiger Zeit schon sämtlich Physiker. Die letzten Biologen waren die Tierfilmer Sielmann und Grzimek.
Riechelmann, der mit seinen wilden schwarzen Haaren und dem wuchernden Backenbart etwas Makakenhaftes hat – er sieht, um es genau zu nehmen, aus wie ein Mohrenmakak aus dem Südwesten Sulawesis –, ist selber Journalist, Tierjournalist.
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