Die Tage des Gärtners - vom Glück, im Freien zu sein
ins Berliner Umland gemacht. Gummistiefelbewehrt, Netz und Eimer in der Hand, sind wir über sumpfige Wiesen zu moorigen Ufern gewatet, auf der Suche nach Laich. Passen Sie übrigens auf, dass das glibberige Zeug, das Sie mit nach Hause nehmen, nicht von Kröten stammt. Nichts von dem, was ich über Frösche gesagt habe, trifft auf Kröten zu. Sie wollen nicht wirklich eine Kröte in Ihrem Garten haben. Wir haben ein altes Aquarium genommen und in der Mitte eine Trennwand gemauert, mit Steinen und Mörtel und Silikon. Auf der einen Seite Wasser, auf der anderen Land. Das sieht hübsch aus und macht Sinn.
Um die Wahrheit zu sagen, es hat nur ein Frosch überlebt. Alle anderen haben wir in ein Marmeladenglas voller Apothekenalkohol überführt. Da schwimmen jetzt all die kleinen Frösche, die es leider nicht geschafft haben, die wir darum aber nicht weniger liebhaben. Der eine Überlebende war ein einsamer, alter Frosch, dem das Leben mit seinen vielfältigen Verlusten tiefe Falten ins Gesicht geschnitten hatte. Ein weises, altes Froschgesicht.
Ich habe keine Ahnung, woran die kleinen Frösche immer starben. Sie hüpften an einem Tag noch fröhlich herum. Und am nächsten trieben sie mit dem Bauch nach oben in ihrem Becken.
Wenn Sie den Zeitpunkt des Laichens verpassen, was leicht passieren kann, wenn Sie im Leben noch andere Dinge vorhaben, als Froschlaich sammeln zu gehen, empfehle ich Ihnen den Weg zu gehen, den ich genommen habe: den Weg in den Gartenmarkt. Da wimmelte es nur so von Kaulquappen. Und das Beste: sie konnten nicht abhauen, weil der Teich überschaubar klein und nicht sehr tief war. Wir mussten sie nur fangen und an der Kasse vorbeischmuggeln.
Auch das war nicht ganz im Rahmen der Legalität. Die Gesetze machen einem das Leben schwer. Forschergeist, Neugierde, auch der Wunsch, den Kindern den Weg in die Natur zu ebnen – all das wird von allzu engen Regeln abgeschnürt, die sich wie ein Korsett um den unruhigen Geist legen.
Gartenmärkte sind jedenfalls wegen ihrer schier unerschöpflichen Auswahl wunderbare Orte des Träumens und wegen ihrer unübersichtlichen Strukturen außerdem gut geeignet für verdeckte Aktionen.
Ich berichte jetzt, aus Gründen der historischen Authentizität, wie wir es gemacht haben. Das ist aber keine Aufforderung zur Nachahmung.
In der Abteilung für Aquarien liehen wir uns drei kleine Kescher. Aus zwei Mülleimern suchten wir uns Kaffeebecher mit Deckeln heraus, die wir im Teichwasser kurz abspülten. Dann warteten wir. So unauffällig kleine Kinder mit Kaffeebechern und Keschern in der Hand am Rande eines Teiches, der voller Kaulquappen ist, eben warten können. Als gerade niemand guckte, legten wir uns auf den Bauch und machten uns die Netze voll. Das heißt, wir legten uns hin, als gerade niemand guckte. Das bedeutet aber nicht, dass wir, als wieder jemand guckte, nicht mehr dort lagen. Vielmehr lagen wir durchaus noch dort, als mehrere Besucher des Gartenmarktes überraschend an uns vorbeischlenderten. Interessante Beobachtung: den meisten Leuten ist vollkommen egal, was man so treibt.
Wir füllten sodann die Quappen in die Becher und verschlossen sie mit den Deckeln.
Meine Tochter bestand auf dem Versuch, auch einen Frosch zu fangen. Ich stand diesem Plan sehr skeptisch gegenüber. Einmal weil ich unsicher war, ob meine kriminelle Energie dafür ausreichte, zum anderen weil die Frösche wirklich sehr flink waren und verdammt weit hüpfen konnten.
Sie ließ sich von mir nicht abbringen. Mein Sohn und ich hielten darum einigen Abstand, um für den Fall eines Zugriffs durch das Sicherheitspersonal glaubhaft machen zu können, dass uns das kleine Mädchen mit Frosch gänzlich unbekannt sei. Aber die Frösche waren schneller.
Nach einer Zeit legten wir die Kescher auf eine Bank und verließen unauffällig den Tatort, die Kaffeebecher voller Kaulquappen in den Händen. Es war ein guter Tag.
Wir wollen von den Fröschen nicht lassen ohne dieses Lied:
Kermit Ich wollt ich wär unten im Meer
Ja im Garten eines Kraken möcht ich sein
Er lässt uns ein oh das wär fein
Ja im Garten eines Kraken möcht ich sein
All meine Freunde lüd ich ein
Zu Gast im Garten meines Kraken zu sein
Ich wollt ich wär unten im Meer
ja im Garten eines Kraken möcht ich sein
( Jetzt du Fisc h )
Fisch Wir hätten’s warm
In Neptuns Arm
In unserm schattigen Versteck unter der Flut
Legten uns lang
Auf weichem Tang
Im Garten eines
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