Die Tage des Gärtners - vom Glück, im Freien zu sein
sparen ist, kümmern mich wenig.
Ich gieße meinen Garten gerne. Ich gehe gerne gießend von Pflanze zu Pflanze, prüfe Wachstum und Zustand. Ich will mir ein Bild darüber machen, wo ich mich freuen kann und wo ich mir Sorgen machen muss. Ich blicke schaudernd zum Nistkasten empor und frage mich, ob darin die Eier der Meisen noch unausgebrütet liegen. Ich stelle mit Überraschung die hohe Zahl an Bienen fest, die sich um die blauen Blüten meiner Nepeta grandiflora balgen (besser bekannt als Katzenminze, aber lassen Sie die Finger von der üblichen Art, der Hybride faassenii, es gibt so viel schönere Varietäten, ‘Six Hills Giant’ etwa, ‘Walker’s Low’ oder N. racemosa ). Mit einem Wort: Gießen bedeutet Einkehr.
Bei Temperaturen über 35 Grad hilft aber selbst die klösterlichste Disziplin des Gärtners manchen Pflanzen nicht mehr viel: Farne (bei mir vor allem der goldgrüne Dryopteris affinis, der winterschöne Polystichum aculeatum und natürlich der prächtige Osmunda regalis ) und Funkien (ich werde nicht müde, die Hosta sieboldiana var. elegans zu empfehlen) verlieren über die Blätter mehr Feuchtigkeit, als man ihnen über die Wurzeln zuführen kann. Sie vertrocknen trotz Gießens.
Es sei daran erinnert, dass man als Schwimmer ertrinken kann, auch wenn der Kopf aus dem Wasser ragt, wenn nur die Luft selbst damit hinreichend gesättigt ist.
Frösche
Haben Sie sich gefragt, warum ich Frösche mag? Ich will es gerne erklären. Der Frosch ist ein faszinierendes Tier. Seine Metamorphose ist ein Wunder. Und zwar nicht eins von denen, über die Sie nur in der Zeitung lesen. Wie zum Beispiel jenes, das Marie Simon-Pierre vom Joch der Parkinson-Krankheit erlöst würde. Die Ordensschwester aus der Kongregation der »Kleinen Schwestern der Katholischen Mütterschaft« wurde zwei Monate nach seinem Tod von Johannes Paul II. geheilt. Jedenfalls konnte die Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse keinen anderen Grund für Schwester Marie Simonn-Pierres plötzliche Genesung feststellen als eben ein Wunder. Das war ein großes Glück, nicht nur für die Kleine Schwester. Sondern auch für Papst Benedikt XVI., der nun Grund genug hatte, von den Regeln der Kirche abzusehen, und seinen Vorgänger ohne die übliche fünfjährige Wartezeit seligsprechen konnte.
Nein, das Wunder der Frösche ist eines, das Sie beobachten können. Sie können daran teilnehmen, wie im Gallert des Laichs die schwarzen Punkte in der Mitte zu kleinen, sich krümmenden Lebewesen werden, die ausbrechen, eine Flosse entwickeln, sich freischwimmen, mit ihrer sanften, dunklen Oberfläche, die bei genauem Hinsehen leicht gesprenkelt ist wie die eines wilden Tieres. Es wachsen ihnen dann kleine Beine, die Körperform verändert sich und irgendwann verschwinden sie hinter einem Stein, in einer kleinen Spalte, weil dieser letzte Teil der Verwandlung, diese eigentliche Transsubstantiation, sich dann doch im Geheimen vollziehen muss, der letzte, mysteriöse, wunderbare Schritt vom Wasser ans Land. Wir alle sind ihn gegangen im Augenblick unserer Geburt.
Und die ganze unerhörte Würde des Lebens, das nach vorne drängt, nach oben, an die Luft, ans Licht, das können Sie alles beobachten, wenn eine Kaulquappe zum Frosch wird. Kein Spaß.
Außerdem sind Frösche schöne Tiere. Ihre Haut ist glatt und weich. Ihre Augen sind groß und ruhig. Ihre Beine sind lang und kraftvoll. Ihr Ruf ist voll von gurrendem Frieden. Und wenn Sie sich dem Teich nähern, nehmen Sie nur ein paar rasche Bewegungen wahr und es platscht hier und da und die Frösche sind auf einmal still und unsichtbar. Man muss also den Laich sammeln – was, darauf sei ausdrücklich hingewiesen, aus Gründen des Naturschutzes streng verboten ist –, sodann zuschauen, wie er sich entwickelt. Sie können übrigens schon bei den Kaulquappen feststellen, dass es sich hier um fleischfressende Raubtiere handelt. Legen Sie mal ein Stück Salami ins Becken und warten Sie, was geschieht. Aber Achtung: Hocken zu viele Kaulquappen aufeinander, kann es zu Kannibalismus kommen. Und wenn man lauter kleine Frösche hat, die aus dem Aquarium zu hüpfen drohen, dann ist der Augenblick gekommen, sie in den Teich auszusetzen. Das ist jedenfalls mein Plan.
Ich habe schon einige Erfahrungen mit Fröschen gesammelt. Es ist gar nicht so einfach, in der Natur Froschlaich zu finden. In den vergangenen Jahren hatte ich mich mit den Kindern im frühen April auf den Weg
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