Die Tage des Gärtners - vom Glück, im Freien zu sein
so, dass Tiere etwas Wunderbares sind. Pflanzen lassen sich mit einigem Aufwand in eine gewünschte Ordnung bringen. Tiere nie. Das Tier ist darum der Feind des Gartens. Dennoch liebe ich Schafe. Es sind liebevolle, zärtliche Tiere mit sanften Augen und weichen Lippen. Ich wollte immer Schafe haben. Die reizenden Moorschnucken, jene unbehornten, mischwolligen Landschafe mit feinem Körperbau und festen Klauen. Oder die frohwüchsigen Suffolks, mit ihrer vorgeschobenen Brust, dem langen Rücken und den guten Außenkeulen. Und natürlich die unentbehrlichen Ostfriesischen Milchschafe, mit dem geräumigen Euter. (Achten Sie auf die korrekte Zitzenstellung, tief am Euterboden, nach unten weisend, mittelgroß und lang!) Wie herrlich ist es, Schafen zuzusehen, wenn sie, weiß und in gleichmütiger Würde, mit großem Ernst ins Nichts blicken und mit ihren Kiefern das grüne Gras mahlen.
Aber es ist ein sinnloser Traum: Solche Schafe muss man sich erst einmal leisten können! Um nur ein Schaf artgerecht zu halten, braucht es rund 1000 Quadratmeter Rasenfläche. Das ist sehr viel. Glücklicherweise sind nicht alle Tiere so anspruchsvoll und raumgreifend. Glücklicherweise gibt es noch andere Tiere, denen man in einer stillen Ecke des Gartens ein Zuhause geben kann und die dafür die Tage des Gärtners mit ihrem fröhlichen Laut versüßen. In dem Fall, der mir vorschwebt, handelt es sich bei dem Laut um Geschnatter. Ich denke an Enten, genauer gesagt an Laufenten.
Laufenten sind, was Pflege und Versorgung angeht, ähnlich genügsam wie die Schafe, brauchen aber deutlich weniger Platz.
Schon ein kleiner Garten kann zum gemütlichen Heim eines Laufentenpaars werden, und mein Teich, wenn er eines Tages fertig ist, macht daraus garantiert ein sehr glückliches Laufentenpaar.
Mit der geheimnisvollen Anziehungskraft, die von Schafen ausgeht, können sich die Enten freilich nicht messen. Aber auch sie verfügen über ihre Reize, hochaufgerichtet, mit langem, schlankem Hals, auf feingliedrigen Beinen. Zwei Kilo wird der Erpel schwer. Und, was sehr praktisch ist: Laufenten können schlecht abhauen, weil sie zum Fliegen gar nicht taugen. Die Frage übrigens, die einst Holden Caulfield umtrieb – was geschieht mit den Enten im Winter –, ist hier schnell beantwortet: Gar nichts. Man lässt sie einfach draußen. Sie haben ein Frostschutzmittel im Blut, das ein Einfrieren bis minus 15 Grad verhindert. Man muss nur hin und wieder nachsehen, ob sie festgefroren sind. Abgesehen davon, muss man sich auch um verschneite Enten keine Sorgen machen. Diesen und unzählige andere wertvolle Hinweise kann man auf Bruno Stubenrauchs für dieses Thema unverzichtbarer Netzseite Laufente.de nachlesen, die ein Denkmal für die beiden inzwischen verschiedenen Enten Wolli und Walli ist und damit ein Denkmal für die Liebe zur Laufente schlechthin. »Elf angebrütete Eier blieben zurück«, schrieb Stubenrauch nach Wallis Tod, »es war mir ein Anliegen, das Begonnene zu vollenden. Das Leben – ein Kommen und Gehen.«
Die Haltung von Laufenten ist nicht schwierig. Ein bisschen Futter, ein kleiner Stall. Mehr braucht es nicht, um morgens von fröhlichem Geschnatter geweckt zu werden. Sie sollten allerdings daran denken, die Enten abends zusammenzutreiben. Alle Experten sind sich einig: das muss man vor Einbruch der Dunkelheit erledigt haben. Danach sind sie im Unterholz unauffindbar. Jedenfalls für Sie. Der Fuchs wird es schaffen. Es stellt sich in diesem Zusammenhang für mich die Frage, wie die Hündin es mit den Enten halten wird. Sie ist schwarz und eine gute Jägerin, und fängt sich hin und wieder eine Maus. Es wäre bedauerlich, wenn meine Laufenten das gleiche Schicksal erleiden. Zumal die einschlägige Literatur vom Verzehr der Laufente abrät: sie bestehe nämlich praktisch nur aus Hals. Aber ich bin da ganz zuversichtlich. An die Kaninchen hat sich die Hündin inzwischen gewöhnt. Solange sie sich nicht allzu schnell bewegen. Rasche Bewegungen lösen bei der Hündin leider einen kaum zu kontrollierenden Schlüsselreiz aus. Entweder werden die Laufenten lernen müssen, sich sehr, sehr langsam zu bewegen. Oder sehr, sehr schnell.
Es gibt noch eine andere Fundstelle aus den wunderbaren Weiten des Netzes, die ich Ihnen ans Herz legen will: die Gartenseite des unermüdlichen Heimgärtners Fabio Angeli, die wirklich umfangreich und weitreichend ist und ein eindrucksvolles Beispiel dafür abgibt, dass man sein Steckenpferd
Weitere Kostenlose Bücher