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Die Tage des Regenbogens (German Edition)

Die Tage des Regenbogens (German Edition)

Titel: Die Tage des Regenbogens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonio Skármeta
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Assistenten, die ihm ausschließlich positive Umfrageergebnisse vorlegten. Ihnen zufolge ging von der »Nein«-Kampagne keinerlei Gefahr aus, nur ein paar Verbrecher würden seine Gegner vorschnell zu Siegern erklären.
    Einer dieser Verbrecher schrieb: »Wen die Götter zu Verlierern machen wollen, dem geben sie Blindheit.«
    Bei den Bettinis zu Hause stieg die Laune, wie fast überall in Chile. Die »Nein«-Kampagne hatte die Leute aufgeweckt. Es tat sich etwas.
    Die Soziologen erklärten Bettini, zum ersten Mal würden die Menschen sich im Fernsehen angesprochen fühlen. Die Bilder, die diese fünfzehn Minuten zu einem Urknall hatten werden lassen, waren nach der Sendung nicht erloschen: Sie hatten ein Feuerwerk entfacht, das in alle Richtungen Funken sprühte. Statt Bitterkeit sah man nun Lächeln auf den Gesichtern.
    Bis zu diesem Moment hatte die Menschen nichts von dem berührt, was über die Bildschirme lief. Doch gleichzeitig mussten sie sehen, dass die klischeehaften Figuren der Fernsehsoaps lebendiger waren als sie selbst. Sie selbst durften nicht leben, sie durften nur Kunstfiguren beim Leben zusehen.
    Die minimale Öffnung zur Demokratie, die Pinochet gewagt hatte, hatte einen Dammbruch ausgelöst. Und sein Werbespot, der zunächst wie eine harmlose Albernheit ausgesehen hatte, hatte in seiner Einfachheit den Nerv getroffen und bei den Menschen Sehnsucht nach Zukunft und Lebensfreude geweckt. Langsam glaubte das sogar Bettini. Allerdings wurde sein Erfolg immer gefährlicher. Mit halbem Lächeln sprach er vor Freunden immer häufiger von seinem »fucking success«. In den letzten Tagen vor der Abstimmung tat er kaum ein Auge zu. Er stand permanent unter Anspannung.
    Die Gerüchte, dass die Armee sich auf einen möglichen ungünstigen Ausgang für Pinochet einstellte, machte ihm Angst, denn den Militärs war es zuzutrauen, dass sie den Demokratieversuch kurzerhand zur Posse erklären und das Ergebnis nicht anerkennen würden. Oder dass sie Terroranschläge anzetteln würden, um die Volksbefragung abblasen zu können.
    Dabei riefen die Anhänger des »Nein« einfach nur auf, mit »Nein« zu stimmen, ohne Hass und ohne Gewalt.
    Am 5. Oktober machte sich Bettini zusammen mit Magdalena und Patricia auf den Weg zu seinem Wahllokal in der Nähe der Plaza Egaña. Er stellte sich in die lange Schlange der Wähler, die Sonne schien, und er kaufte den fliegenden Händlern ein paar der kleinen Mineralwasserflaschen ab. Je weiter er vorrückte, desto schneller schlug sein Herz. Er war über die augenscheinliche Normalität froh. Er hatte es sich alles viel feierlicher, viel verkrampfter vorgestellt. Nichts dergleichen. Da stand er, als einer von Hunderten, in seinem Ñuñoa. Als einer von Hunderttausenden in der Hauptstadt Santiago. Als einer von Millionen in Chile. Wo wohl Florcita Motuda seine Stimme abgab? Während den Sänger seine Beliebtheit glücklich machte, war er sehr dankbar dafür, dass ihn niemand kannte.
    Wenn »Nein« gewinnen sollte, wäre er restlos glücklich. Mehr wollte er nicht vom Leben verlangen, außer vielleicht noch ein Haus am Strand, in das er seine Lieblingskassetten mitnehmen würde, seine Bücher über griechische Geschichte (ja, ja, »wen die Götter zu Verlierern machen wollen, dem geben sie Blindheit«).
    Wenn »Nein« gewinnen sollte …
    In Wahrheit konnte er sich nicht vorstellen, was nach dem »Nein« kommen würde. Undenkbar, dass dies nur eine erste Etappe sein sollte. Ein einfacher Regenbogen, ein paar Bilder, Alarcóns Walzer, mehr war es im Grunde nicht.
    Und doch war das die Sternstunde seines Lebens.
    Die Zukunft sollen andere gestalten. Er – er reckte die Faust und behielt sie oben, als ein Bekannter aus der Reihe ihn grüßte –, er wollte einzig das Jetzt genießen.
    Die Ewigkeit dieses Moments.
    Es fehlte nur, dass »Nein« gewann.
    Um Mitternacht trat er ans Fenster, noch bevor der Vizeminister des Inneren die Ergebnisse bekannt gab. Die Befehlshaber der Streitmächte hatten die Stimmung im Land zu fühlen bekommen und konnten das Abstimmungsergebnis nicht länger leugnen.
    »Überall in den Straßen wird gefeiert, Schüsse in die Menschenmenge zu feuern wäre ungeheuerlich«, meldete der Innenminister in den Regierungspalast.
    Vizeminister Cardemil teilte mit, dass »Nein« gewonnen hatte. Mit dreiundfünfzig Prozent der Stimmen.
    Die Journalisten, hin und her gerissen zwischen freudiger Erregung und Ungläubigkeit, suchten vergeblich nach dem

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