Die Tage des Zweifels: Commissario Montalbano träumt von der Liebe (German Edition)
natürlich.«
Er ging rein und kam mit einer vollen Flasche und zwei Gläsern zurück. Laura stürzte ein ganzes Glas hinunter, noch ehe sie zu reden begann.
»Ich hatte überhaupt nicht vor, dich anzurufen, und für den Fall, dass du anrufen würdest, hatte ich mir vorgenommen, dir zu sagen, dass ich mich nicht mit dir treffen kann.«
»Warum nicht?«
»Lass mich ausreden.«
Aber er hörte nicht zu.
»Sieh mal, Laura, wenn ich dich gestern aus irgendeinem Grund verletzt haben sollte …«
»Du hast mich nicht verletzt, ganz im Gegenteil.«
Was sollte das heißen: ganz im Gegenteil? Das Beste war wohl, zu schweigen und sie weiterreden zu lassen.
»Ich wollte mich nicht mit dir treffen aus Angst, mich lächerlich zu machen. Und außerdem wäre es nicht richtig.«
Montalbano war wie vor den Kopf gestoßen.
Egal, was er sagen würde, er läge falsch. Eigentlich kapierte er überhaupt nichts mehr.
»Also habe ich mir gesagt, dass es ein Fehler wäre, wenn wir uns weiterhin sehen würden. Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass mir so etwas passiert. Es ist so demütigend, so entmutigend, weil man vollkommen hilflos ist. Ich kann überhaupt nichts dagegen tun, mein Wille zählt nicht. Als du mich angerufen hast, wusste ich tatsächlich nicht … So hilf mir doch.«
Sie hörte auf zu sprechen, schenkte sich noch ein Glas Wein ein und trank es halb leer. Als sie es an die Lippen führte, sah Montalbano, dass sie mit den Tränen kämpfte.
Sieben
Er sollte ihr helfen. Aber wobei? Und warum weinte sie? Wie konnte er ihr helfen, wenn er keinen blassen Schimmer hatte, was mit ihr los war?
Und dann auf einmal begriff Montalbano. Im ersten Moment weigerte er sich, es zu glauben.
War es möglich, dass es ihr genauso ging wie ihm?
War es möglich, dass es sie beide erwischt hatte: die sprichwörtliche Liebe auf den ersten Blick?
Er ärgerte sich, dass ihm nur ein so abgedroschener Ausdruck einfiel, aber etwas Originelleres wollte ihm partout nicht in den Sinn kommen.
Er hatte butterweiche Knie, in seiner Brust schlugen ein Hasenherz und ein Löwenherz, er war glücklich und gleichzeitig voller Angst.
»Hilf du mir«, wollte er zu ihr sagen.
Doch sein Hilferuf blieb stumm. Er wagte es auch nicht, sie zu umarmen und fest an sich zu drücken.
Sich zurückzuhalten kostete ihn eine solche Anstrengung, dass ihm Schweißtropfen auf die Stirn traten.
Und dann tat er das Einzige, was zu tun war – falls er wirklich der Mann war, für den er sich hielt –, auch wenn es so wehtat, als bohrte man ihm ein Messer ins Herz.
»Da wir nun schon mal Bekanntschaft geschlossen haben«, sagte er mit gespielter Gleichgültigkeit, als hätte er nichts, aber auch gar nichts von dem begriffen, was sie gesagt hatte, als wäre er unempfindlich für den Schmerz, der aus ihren Worten sprach, »… da wir uns nun kennen, würde ich dich gern um einen Gefallen bitten. Natürlich nur, wenn das für dich okay ist.«
»Sag.«
Ihm kam es vor, als ob sie enttäuscht und zugleich erleichtert wäre.
»Mein Stellvertreter Mimì Augello ist nicht nur ein tüchtiger Polizist, sondern auch ein attraktiver Mann, der bei Frauen gut ankommt.«
»Und?«, fragte Laura, verblüfft über diese Einleitung.
»Ich habe mir überlegt, dass es hilfreich sein könnte, ihn mit der Besitzerin der Yacht bekannt zu machen.«
»Ich verstehe. Du meinst, wenn sie sich mit ihm anfreundet, könnte er etwas aus ihr herausbekommen.«
»Genau.«
»Willst du mir nicht verraten, warum du dich so auf diese Yacht eingeschossen hast? Sie ist mehrfach von der Finanzpolizei kontrolliert worden, und man hat nie eine Unregelmäßigkeit festgestellt.«
»Das muss nichts heißen.«
»Wie meinst du das?«
»Ich weiß auch nicht. Es ist nur … wie soll ich sagen … eine Ahnung, ein Gefühl …«
Verflixt! Er musste die Rolle eines Jagdhunds spielen, der eine Fährte aufnimmt, statt ihr einfach die ganze Geschichte mit Vanna zu erzählen!
»Und mit diesem Gefühl liegst du immer richtig?«, fragte sie ironisch.
»Für dich ist sie also nur eine reiche Witwe, deren einziges Vergnügen darin besteht, über die Weltmeere zu schippern und ab und zu mit dem Käpt’n ins Bett zu gehen?«
»Warum nicht? Was ist daran so verdächtig?«
»Gut, lassen wir es dabei bewenden.«
»Entschuldige, aber auch wenn ich das anders sehe als du, heißt das nicht, dass ich dir nicht helfen will. Was soll ich also tun?«
»Du könntest eine Begegnung zwischen Augello und der
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