Die Tallinn-Verschwörung - Thriller
einzureisen? «
Hoikens holte ein Kuvert hervor und wedelte damit vor Mazzettis Nase herum. »Wir fliegen ganz gemütlich in der Business Class.«
»Von Tirana aus?« Mazzetti griff sich an den Kopf, denn er wusste, dass Albanien ebenso wie der Kosovo und Mazedonien als unsicheres Land galt und die Sicherheitsvorkehrungen daher schon unter normalen Umständen strenger waren als bei Flügen aus anderen Ländern.
Hoikens amüsierte sich sichtlich. »Nein, mein Guter. In unserem Geschäft versucht nur ein Narr, sein Ziel auf geradem Weg zu erreichen. Wir zwei gehen erst einmal über die Grenze nach Griechenland und fliegen von Ioannina nach Athen. Dort steigen wir in einen Flieger nach London, und von da aus geht es in das Land der Tapferen und Freien.«
»Nach Amerika?« Mazzetti quetschte diese zwei Worte ganz erschrocken hervor. »Aber dort sind die Sicherheitsvorschriften besonders scharf!«
»Da können wir gleich ausprobieren, wie gut die gefälschten Ausweise sind, die der General uns besorgt hat. Hier ist der deine, Signore da Vinci!« Hoikens reichte Mazzetti einen Pass. Der öffnete ihn und starrte mit hervorquellenden
Augen auf den Namen. Er lautete tatsächlich Leonardo da Vinci.
»Ich reise als Michelangelo Buonarroti«, erklärte Hoikens grinsend. »Allerdings verwenden wir diese Namen nur für den Flug nach Amerika. Bis London benützen wir andere Pässe, und für den Flug von New York nach Tallinn verwandeln wir uns in die schlichten Signori Nero und Bruno.«
Mazzetti schwirrte der Kopf. »Ist das alles notwendig?«, fragte er.
Hoikens’ Grinsen wurde noch breiter. »Wer wird uns in Tallinn noch groß kontrollieren, wenn wir durch die strengen amerikanischen Kontrollen gekommen sind?«
»Zuerst müssen wir die überstehen«, antwortete Mazzetti grummelnd. Er sah Hoikens an und schüttelte den Kopf. »Da sagt man, ihr Deutschen seid gradlinige Leute. Doch du gehst ebenso direkt vor, wie ein Wildschwein wühlt!«
FÜNF
A uch Torsten Renk flog nicht auf direktem Weg nach Tallinn. Er schlug allerdings keine solchen Haken wie Hoikens und Mazzetti, sondern plante nur einen Zwischenaufenthalt in Wien. Bevor er jedoch aufbrechen konnte, sah er sich einem doppelten Problem gegenüber. Graziella hatte nämlich nicht die geringste Lust, allein und unter falschem Namen in München zurückzubleiben, und Petra Waitl sagte ihm auf den Kopf zu, dass er ohne sie und ihren Computer kaum etwas würde ausrichten können.
Torsten starrte die Frauen an und schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ihr seid alle beide übergeschnappt!«
»Stupido tedesco ! Glaubst du, ich bleibe außen vor und sehe
zu, wie du gegen die Mörder meines Großonkels kämpfst? Denke daran, dass du ohne mich nicht entkommen wärst. Dafür bist du mir etwas schuldig!« Graziella klang zornig, und es fehlte nicht viel, dann hätte sie mit beiden Fäusten auf Torstens Brust getrommelt.
Torsten begriff durchaus, was sie meinte. Sie trug ihm immer noch nach, dass er sie bei der Durchführung ihrer Flucht zum Geschlechtsverkehr mit einem der Freischärler gezwungen hatte. Wie sollte er ihr erklären, dass er ihr das gerne erspart hätte? Doch zum damaligen Zeitpunkt war er in zu schlechter Verfassung gewesen, um auf andere Weise mit dem Kerl fertigwerden zu können. Aber seine Gewissensbisse würden ihn dennoch nicht dazu bringen, sie neuen Gefahren auszusetzen. Auch Petra würde brav zu Hause bleiben müssen.
»Dort wird es verdammt heiß hergehen, und mir werden die Kugeln nur so um die Ohren pfeifen. Ich will nicht, dass euch etwas passiert.«
»Das ist zwar nobel von dir gedacht, aber wer hält dich über die Sicherheitsmaßnahmen auf dem Laufenden? Außerdem fällst du mit uns zusammen weniger auf, als wenn du allein reisen würdest!« Petra zwinkerte Graziella kurz zu, bevor sie weitersprach.
»Torsten, du bist kein Supermann, der alles allein machen kann. Du wirst unsere Unterstützung in Tallinn bitter nötig haben.«
Torsten ließ seinen Blick über die beiden Frauen schweifen und biss die Zähne zusammen. Konnten sie denn nicht verstehen, dass er nur ihr Bestes wollte? Petra hätte er noch mitnehmen können, da sie sich doch nur im Hotelzimmer aufhalten und auf ihren Computertasten herumklimpern würde. Bei Graziella hatte er jedoch Angst, dass sie auf eigene Faust losziehen würde. Sie war eine heißblütige Italienerin
und hatte nicht vergessen, was sie wegen der Kerle, die das Attentat planten, hatte durchmachen müssen, und sie
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