Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tallinn-Verschwörung - Thriller

Die Tallinn-Verschwörung - Thriller

Titel: Die Tallinn-Verschwörung - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
Vom Netzwerk:
wollte ihren ermordeten Verwandten rächen.
    Bei dem Gedanken spürte er, dass er weich wurde. Auch er trauerte um eine Tote, für die die andere Seite noch zu zahlen hatte. Nach Hoikens’ Aussage war Andrea von Florian Kobner und Hochwürden Matthias Täuberich umgebracht worden. Kobner hatte er bereits erwischt, doch juckte es ihn in den Fingern, den Priester zu finden und ebenfalls in die Hölle zu schicken. Vorher aber musste er verhindern, dass Hoikens seine Pläne in die Tat umsetzen konnte.
    »Also gut, dann kommt halt mit. Aber in Tallinn macht ihr nur das, was ich sage! Wenn ich es will, bleibt ihr im Hotelzimmer. Ist das klar?« Torsten sah die beiden streng an.
    Petra nickte sofort, und Graziella sagte mit sanfter Stimme: »Si!« Doch Torsten war sicher, dass beide bei ihrem Versprechen Zeige- und Mittelfinger der linken Hand hinter dem Rücken gekreuzt hatten.

SECHS
    S o schnell, wie Torsten gehofft hatte, kam er doch nicht fort. Petra fuhr niemals ohne ihren Laptop weg, und den wollte sie, wie sie sich ausdrückte, vorher noch aufmotzen, um für alles gerüstet zu sein. Daher ersetzte sie beinahe das gesamte Innenleben des Geräts durch andere Bauteile. Danach besaß der PC den fünffachen Speicher und war mit Programmen vollgestopft, die in der Computerwelt ihresgleichen suchten. Laut Petra konnte der Laptop bis zu einhundert Seiten Text simultan in fünf verschiedene Sprachen übersetzen und darüber hinaus noch mehrere
Internetadressen gleichzeitig aufrufen und die Seiten aufbauen.
    Petra war so stolz auf ihre Anlage, dass sie diese von keinem anderen tragen ließ, obwohl das Gerät mehr als doppelt so viel wog wie ein handelsübliches. Auch benötigte es wegen einiger Umbauten eine Spezialtasche, die sie erst noch besorgen musste. Dabei waren ihre Koffer bereits gepackt und die Abfahrtszeit des ICE nach Wien stand unmittelbar bevor.
    »Also wenn du es nicht rechtzeitig schaffst, warte ich nicht auf dich!« Torsten klang knurrig, denn er selbst plante seine Reisen genau und hätte sich an Petras Stelle die Computertasche schon vor ein paar Tagen besorgt.
    Diese drückte ihm jedoch ihren Koffer in die Hand und grinste. »Du bist sicher so nett, das hier mitzunehmen, damit ich nicht noch einmal in die Wohnung muss.«
    »Und was ist mit deinem Computer? Soll ich den vielleicht auch mitnehmen?«, fragte Torsten wütend.
    »Nein, den stecke ich in eine Schachtel und behalte ihn bei mir. Ich muss ja die Tasche dazu aussuchen, und dafür brauche ich ihn.«
    »Dann verschwinde!« Torsten packte seinen und Petras Koffer und ging zur Tür. Als er ins Freie trat, fühlte er sich auf einmal unwohl. Es dauerte einige Augenblicke, bis er den Grund verstand. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit machte er sich unbewaffnet auf die Suche nach einem Feind. Zwar war es ihm gelungen, die beiden Beretta-Maschinenpistolen gut verpackt als Diplomatengepäck bis nach München zu schmuggeln. Für die Reise nach Tallinn waren diese Waffen zu unhandlich, und er wollte auch nicht riskieren, dass übereifrige Sicherheitsbeamte ihn filzten und Major Wagner informierten. Ohne Waffe fühlte er sich jedoch nackt, und er beschloss, diesen Zustand so bald wie möglich zu beenden.
    Er hätte dazu nur in das Waffengeschäft in der Orleansstraße
gehen müssen, das ein paar Schritte von Petras Wohnung entfernt lag, und dort seinen Dienstausweis vorlegen müssen. Aber in letzter Zeit wurden alle Waffenkäufe scharf kontrolliert, und seine Dienststelle würde rasch erfahren, dass er sich hier in München aufgehalten und neu bewaffnet hatte.
    Da Petra seinem Vorgesetzten Wagner eine Mail hatte zukommen lassen, die angeblich von ihm aus einem Schweizer Sanatorium versandt worden war, wollte Torsten nichts riskieren. Wagner sollte ruhig in dem Glauben bleiben, er erhole sich in den Graubündner Bergen von seinen Verletzungen.
    »So tief in Gedanken?« Graziellas Frage ließ Torsten zusammenzucken. Er lächelte etwas schuldbewusst und wies dann mit dem Kinn in die Richtung, in der der Ostbahnhof lag.
    »Wir sollten uns auf den Weg machen. Immerhin müssen wir uns noch Fahrkarten besorgen.«
    »Für mich auch eine«, rief Petra von hinten.
    Torsten winkte ärgerlich ab. »Erst wenn du rechtzeitig am Bahnhof bist. Ich werfe doch kein Geld zum Fenster raus.«
    »Musst du auch nicht. Ich habe mir erlaubt, die Karten online zu bestellen. Die entsprechenden Unterlagen sind hier in meiner Brieftasche. Sobald ich da bin, können wir losfahren. «

Weitere Kostenlose Bücher