Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)
geprägten Begriff der Synchronizität. Das heißt, sie glauben an einen nicht kausalen, aber sinnvollen Zusammenhang zwischen dem, was in einer Legung dargestellt wird, und Ereignissen im Leben des Fragenden.
Die 22 großen Trümpfe des Decks werden heute gerne als Initiationsweg verstanden. Als Narr (Karte 0) macht der Mensch sich auf den Weg ins Leben oder in eine neue Lebenssituation und muss lernen, seine verschiedenen Möglichkeiten (1 Magier = aktives Handeln) und (2 Hohepriesterin = passive Intuition) sinnvoll zu nutzen und in Einklang zu bringen.
Auf dem Weg zu seiner Vervollkommnung oder Reife müssen immer wieder archetypische Stationen, Konflikte und Prüfungen gemeistert und überdacht werden. Etwa die Zerstörung von Illusionen (8 Der gesprengte Turm) oder die Erfahrung eigener Ohnmacht (12 Der Gehängte).
Mythische Helden wie Odysseus oder Parsifal sind Bebilderungen einer solchen Initiation, bei der ein unbedarfter Anfänger auf Abenteuerfahrt geht und zum Helden reift, der sich seinen Platz in der Welt erkämpft. Viele Märchen, aber auch Hollywoodfilme wie »Star Wars« und Computerrollenspiele funktionieren nach diesem Muster.
Reizvoll ist die Tatsache, dass auch der Jakobsweg – vor seiner christlichen Entdeckung – in vielen Religionen als ein höchst konkreter Weg der Initiation galt. Die Sonne stets im Rücken, geht der Jakobswanderer noch heute der Küste des Todes entgegen, muss unterwegs schwierige Pässe und manche Gefahren überwinden, bis er – am Cap Finisterre – dem Ende der Welt – angekommen ist. Hier erst soll er sich umdrehen und umkehren. Der Sonne und einem neuen Leben entgegen. Den Gnostikern und Kartharern war der Weg als persönlicher Weg zu Gott-und Selbsterkenntnis bekannt und der Kirche ein Dorn im Auge, bis sie ihn selbst kultivierte und mit Kapellen, Klöstern und verschiedenen Legenden kanonisch »absicherte«.
Über die Herkunft und Geschichte des Tarots kursieren in esoterischen Kreisen so reiz-wie fantasievolle Deutungen, die wissenschaftlich nicht belegbar sind.
Klar ist, dass Spielkarten Anfang des 14. Jahrhunderts aus dem islamischen Raum nach Europa kamen, wo bis dahin vor allem Würfelspiele beliebt – und von der Kirche verboten – waren.
Der Name »Tarot« wird von einigen aus dem Ägyptischen hergeleitet, wonach es für »der Königsweg« stehe und uralte Geheimnisse berge. Andere berufen sich auf hebräisch-kabbalistische Traditionen und glauben, das Wort Tarot stehe – auf einem Kreis als Endloswort notiert – für die Thora und für das lateinische orat – er, sie, es betet. Damit sei zugleich eine christliche Glaubensrichtlinie zitiert und die Karten seien somit der Schlüssel zu einem universalen Glaubenssystem.
Nüchternere Geister behaupten, der Name beziehe sich auf den italienischen Fluss Taro, der nahe Parma durch ein Tal fließt, in dem das Kartendeck vielleicht erfunden wurde.
Für die letztere Deutung spricht immerhin, dass die Vorläufer des heutigen Tarots nachweislich aus dem Italien des 14. Jahrhunderts stammen. Mächtige Fürstengeschlechter der Renaissance gaben bei Malern Kartenspiele in Auftrag, die zunächst trionfi (deutsch: Trümpfe), ab 1500 dann tarocchi genannt wurden und eindeutig Motive des modernen Tarot zeigten.
Die Bilder der trionfi orientierten sich an Triumphzügen, die sich im Mittelalter und in der Renaissance großer Beliebtheit erfreuten und in unseren Karnevalsumzügen noch einen Nachhall haben. Die mittelalterlichen Umzüge in Italien bestanden aus bis zu 200 Festwagen, auf denen allegorische Darstellungen zu sehen waren.
Voran zog jedes Mal der Wagen des Narren, der sowohl für den Frühling wie für Neubeginn, kindliches Gemüt, Chaos und noch nicht entfaltete Weisheit stand. Dem Narren folgten Wagen mit Liebespaaren, dem Papst, der Päpstin (!), Teufeln, Engeln, römischen Gottheiten wie Jupiter und Bilder des Jüngsten Gerichtes oder die Kreuzigungsszene.
Figuren wie der Magier, Jupiter oder die Päpstin deuten darauf hin, dass in den »Triumphzügen« genau wie im Kartenspiel trionfi heidnische und antike Vorstellungsweiten von weiblichen Gottheiten, Polytheismus und mythischen Zauberwesen lebendig blieben, die die Kirche auf das Schärfste bekämpfte. Genau wie das Tarot.
Im 16. Jahrhundert entstanden die Vorläufer des berühmten Tarot von Marseille von 1760, dessen Bilder die heute populärsten Decks inspirierten. Das Tarot von Marseille kennt bereits den Tod, der nach Osten als dem Morgen
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