Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)
Gnostikern und Kartharern war der Weg als persönlicher Weg zu Gott-und Selbsterkenntnis bekannt und der Kirche ein Dorn im Auge, bis sie ihn selbst kultivierte und mit Kapellen, Klöstern und verschiedenen Legenden kanonisch »absicherte«.
Über die Herkunft und Geschichte des Tarots kursieren in esoterischen Kreisen so reiz-wie fantasievolle Deutungen, die wissenschaftlich nicht belegbar sind.
Klar ist, dass Spielkarten Anfang des 14. Jahrhunderts aus dem islamischen Raum nach Europa kamen, wo bis dahin vor allem Würfelspiele beliebt – und von der Kirche verboten – waren.
Der Name »Tarot« wird von einigen aus dem Ägyptischen hergeleitet, wonach es für »der Königsweg« stehe und uralte Geheimnisse berge. Andere berufen sich auf hebräisch-kabbalistische Traditionen und glauben, das Wort Tarot stehe – auf einem Kreis als Endloswort notiert – für die Thora und für das lateinische orat – er, sie, es betet. Damit sei zugleich eine christliche Glaubensrichtlinie zitiert und die Karten seien somit der Schlüssel zu einem universalen Glaubenssystem.
Nüchternere Geister behaupten, der Name beziehe sich auf den italienischen Fluss Taro, der nahe Parma durch ein Tal fließt, in dem das Kartendeck vielleicht erfunden wurde.
Für die letztere Deutung spricht immerhin, dass die Vorläufer des heutigen Tarots nachweislich aus dem Italien des 14. Jahrhunderts stammen. Mächtige Fürstengeschlechter der Renaissance gaben bei Malern Kartenspiele in Auftrag, die zunächst trionfi (deutsch: Trümpfe), ab 1500 dann tarocchi genannt wurden und eindeutig Motive des modernen Tarot zeigten.
Die Bilder der trionfi orientierten sich an Triumphzügen, die sich im Mittelalter und in der Renaissance großer Beliebtheit erfreuten und in unseren Karnevalsumzügen noch einen Nachhall haben. Die mittelalterlichen Umzüge in Italien bestanden aus bis zu 200 Festwagen, auf denen allegorische Darstellungen zu sehen waren.
Voran zog jedes Mal der Wagen des Narren, der sowohl für den Frühling wie für Neubeginn, kindliches Gemüt, Chaos und noch nicht entfaltete Weisheit stand. Dem Narren folgten Wagen mit Liebespaaren, dem Papst, der Päpstin (!), Teufeln, Engeln, römischen Gottheiten wie Jupiter und Bilder des Jüngsten Gerichtes oder die Kreuzigungsszene.
Figuren wie der Magier, Jupiter oder die Päpstin deuten darauf hin, dass in den »Triumphzügen« genau wie im Kartenspiel trionfi heidnische und antike Vorstellungsweiten von weiblichen Gottheiten, Polytheismus und mythischen Zauberwesen lebendig blieben, die die Kirche auf das Schärfste bekämpfte. Genau wie das Tarot.
Im 16. Jahrhundert entstanden die Vorläufer des berühmten Tarot von Marseille von 1760, dessen Bilder die heute populärsten Decks inspirierten. Das Tarot von Marseille kennt bereits den Tod, der nach Osten als dem Morgen entgegenschaut, den Teufel, der ein Liebespaar an sich kettet, und den explodierenden Turm.
Ob die Karten von Beginn an nicht nur zum Spiel, sondern auch als Wahrsage-und Deutungsinstrument genutzt wurden, ist unklar. Orakelt wurde allerdings das ganze Mittelalter hindurch mit Mitteln wie Hühnerknochen, Gänsefedern, Würfeln oder der Bibel.
Zu esoterischen Würden gelangte das Tarot nachweislich im 18. Jahrhundert, als der Schweizer Geistliche und Freimaurer Antoine Court de Gébelin das Buch Le Monde Primitif Veröffentlichte und die Symbole des Marseiller Tarots (z. B. Kelche, Dreiecke, Münzen) als Zeichen der Mysterien der ägyptischen Gottheiten Isis und Thot deutete. Ausgebaut und durch neue Illustrationen verdeutlicht wurden solche Interpretationen von ockultistischen Gesellschaften des 19. Jahrhunderts, etwa dem einflussreichen Hermetic Order of the Golden Dawn (Hermetischer Orden der goldenen Morgenröte). Der »Golden Dawn« verstand das Tarot vor allem als Werkzeug zur Selbstreflexion und -erkenntnis. Krude Wahrsagerei mittels Karten lehnte man ab. Das heute beliebte Rider-Waite-Tarot wurde in diesem Zirkel entwickelt.
Mehr über die Geschichte des Tarot, seine Zahlen-, Farb-und Elementesymbolik, findet sich beispielsweise in Büchern des deutschen Tarot-Papstes Hajo Banzhaf, auf dessen Internetseiten man sich auch online (und kostenfrei!) selber die Karten legen kann.
In diesem Roman wird die Entwicklung eines eigenen Tarotspiels Padre Fadrique zugeschrieben, der für eine universelle und tolerante Glaubenslehre streitet, die jede Religion als Versuch einer Annäherung an das Göttliche akzeptiert. In
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