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Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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aufhält.«
    Er legte eine Karte auf die Steinbank. Diesmal war es einer der kleinen Trümpfe. Verblüfft starrte er auf das Bild hinunter. Vor einer Burg stand ein Brautpaar unter einem blumengeschmückten Pavillon, der von vier Stäben getragen wurde.
    »Was soll das sein«, sagte Goswin kopfschüttelnd, »eine Hochzeit?«
    Der Padre schaute auf. »Deine Deutung ist nicht ganz falsch, Goswin. Der Mönch plant ein Fest.«
    »Ich nehme an, einen Totentanz«, spottete der Soldat.
    »Nein, eine Bluthochzeit für Gabriel und Sidonia.«
    »Du hast eine kranke Fantasie. Wo ist Aleander?«
    »Das weiß ich nicht, ich muss darüber nachdenken.«
    »Ich habe genug von diesem unerträglichen Geschwätz, alter Mann.« Goswin eilte zu seinem Pferd und saß auf. Ein Knecht öffnete das Tor.
    Lunetta drehte die letzte Karte in der Hand. Angestrengt runzelte sie die Stirn. »Die vier Stäbe! Das Bild bedeutet meist Heimkehr und die Burg Sicherheit. Wo könnte Aleander sich sicher fühlen?«
    »Da, wo man ihn am wenigsten vermutet«, murmelte Fadrique. Dann leuchteten seine Augen auf. »Er ist hier. Hier in Santiago. Nur darum hat er seinen Bruder aus der Stadt fortgelockt, den einzigen Mann, der sich ihm mit aller Macht in den Weg stellen könnte und mit Soldaten.«
    Lunetta starrte ihn verzweifelt an. »Aber wo genau ist das? Wo?«
    »Da, wo ich gerade herkomme. Zum Teufel, er ist noch im Kloster! Komm.«

5
    Sidonia hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan. Unruhig lief sie in der kleinen Kellerzelle auf und ab, in die die Nonne sie am Tag zuvor geführt hatte. In der Ferne hallten Kirchenglocken, sie zählte die Schläge. Sechs Uhr. Die Nacht war vorbei. Was hatte man mit ihr vor? Ein schabendes Geräusch ließ sie zusammenzucken. Die Riegel der Zellentür wurden zurückgeschoben. Die Tür schwang auf, und Estrella trat herein.
    Sidonia riss erstaunt die Augen auf. Die Nonne trug ihr Haar offen, es glänzte schwarz wie die Flügel einer Krähe und duftete nach Rosenöl, ihre Wangen leuchteten in künstlichem Rot. Über dem rechten Arm trug sie ein weißes Gewand und einen Brautschleier.
    »Was soll das?«, rief Sidonia und deutete auf das Kleid.
    Estrella lächelte versonnen. »Heute soll Eure Hochzeit sein.«
    Sidonia spürte, wie sich ihre Kehle verengte. »Eine Hochzeit? Wen sollte ich heiraten?«
    »Gabriel Zimenes, wen sonst? Oder liebt Ihr ihn nicht?«
    »Sag mir endlich, wo er ist, oder ich schreie das ganze Haus zusammen!«
    »Was sollte Euer Bräutigam davon denken?«
    »Wer sagt, dass er mein Bräutigam ist?«
    »Der Padre.«
    Sie stieß die Tür mit einem Tritt zu und hielt das Kleid hoch. »Zieht Euch an, dann kann die heilige Zeremonie beginnen.«
    Sidonia schüttelte unwillig den Kopf. »Ich werde das nicht anziehen, bevor ich nicht mit dem Padre oder Gabriel selbst gesprochen habe.«
    Estrella warf das Kleid auf das Bettgestell mit dem Strohsack. Lächelnd drehte sie sich um. »Beeilt Euch lieber, Euer Bräutigam wird die Qualen nicht mehr lange ertragen.«
    Sidonias Herz begann wild zu schlagen. »Welche Qualen?«
    »Die des Wartens – welche sonst.« Mit einem höhnischen Lachen verließ Estrella die Zelle und verriegelte die Tür.
    Sidonia betrachtete ratlos das Kleid. Welche Teufelei steckte hinter diesem Schauspiel?
    Vor der Zelle erklangen feierliche Chorgesänge. In die jubelnden Frauenstimmen mischte sich das Stöhnen eines Mannes. Sidonia hämmerte gegen die Tür. »Lasst mich hier raus«, schrie sie. »Lasst mich sofort hier raus.«
    Die Tür blieb verschlossen, der Gesang verebbte, eine schwere Tür fiel irgendwo ins Schloss. Verzweifelt schlug Sidonia weiter gegen das Holz. Als sie erkannte, dass es vergeblich war, riss sie das weiße Kleid vom Bett, schlüpfte aus ihren Gewändern und legte es an.
    »Ich bin fertig«, schrie sie durch die Tür, die sich sofort öffnete.
    »Gut«, lobte Estrella, »und nun noch den Schleier.«
    Sidonia ließ ihn sich über Haar und Gesicht legen.
    »Folgt mir.« Estrella ergriff ihre Hand und zog sie durch einen Gang, der von Fackeln erleuchtet war. Sie gingen auf eine schwere Eisentür zu. Gespenstische Stille umfing sie. Dann pochte Estrella mit feierlichen Pausen dreimal gegen die Tür. Sie schwang wie von unsichtbarer Hand geöffnet auf. Was Sidonia nun sah, raubte ihr den Atem.
    Das Licht unzähliger Kerzen umflackerte ein Holzkreuz, das bis an die Gewölbedecke des Raumes reichte. Blendend weiß hob sich die Gestalt des halb entblößten Mannes von dem dunklen

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