Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)
zeigt.«
»Welche Karte hast du gezogen?«
Gabriel holte sie aus seinem Wams hervor. »El mundo.«
»Die Welt!«
»Der höchste aller Trümpfe und das Ende der Reise, die den Narren zum Mann macht.«
Sidonia betrachtete das Bild. »Aber das ist ja ...«
Gabriel nickte. »Genau. Die Welt ist eine Frau. Und sie hat rotes Haar und sehr grüne Augen. Sieht nicht nach einer Zukunft als Kirchendiener für mich aus.«
»Sie tanzt!«
»Nackt bis auf einen Schleier.«
»Das erwartest du jetzt hoffentlich nicht von mir! Obwohl ich nichts lieber täte, als dieses lästige Kleid auszuziehen!«
»Sidonia«, tadelte Gabriel und küsste sie.
ENDE
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Anhang
Zum Tarot
Das oder der Tarot ist ein Kartensatz mit 78 Blättern, die heute vor allem zu psychologischen Zwecken oder als Wahrsageinstrument eingesetzt werden. Es besteht gewöhnlich aus 22 großen Trumpfbildern und 56 (ebenfalls bebilderten) Zahlenkarten.
Bei einer Tarotsitzung wird zunächst eine Frage formuliert, dann wird – je nach Legesystem – verdeckt eine vorgegebene Anzahl Karten gezogen, die dann z. B. als Reihe, Kreuz oder Kreis offen ausgelegt werden. Es kann auch eine einzelne Karte als Tageskarte gezogen werden, die Auskunft über Stimmung oder Tendenz an einem Tag geben soll.
Eine Legung kann alleine vorgenommen werden und bedarf nicht notgedrungen eines »Mediums« oder geschulten Deuters. Seriöse Tarotkenner ermuntern Anfänger dazu, die Bildsprache der Karten auf sich wirken zu lassen und frei zu assoziieren, bevor sie zu Deutungsbüchern greifen. Die Bilder stehen eher für Möglichkeiten, die Qualität einer Situation oder eine Stimmung als für konkrete Ereignisse.
Jede Kartenposition eines Legesystems hat eine bestimmte Bedeutung. Ein Platz steht etwa für die »Ausgangssituation« des Fragenden oder seine Vergangenheit. Aus den Bildern der Karten und ihrer Reihenfolge in der Legung ergeben sich komplexe Deutungsmöglichkeiten.
Die 22 großen Bildtrümpfe (etwa Teufel, Rad des Schicksals oder Stern) stehen für starke Einflüsse, die Zahlenkarten (Schwerter, Münzen, Stäbe, Kelche) stehen für schwächere Tendenzen, die eine Situation kennzeichnen.
Was kompliziert klingt, ist in der Praxis, mit etwas Fantasie und einem guten Handbuch schnell verständlich. Allerdings macht erst Übung den Meister.
Psychologen gehen davon aus, dass die Karten als visuelles Gleichnis zur eigenen Situation erlebt werden können und subtile Reaktionen des Unbewussten hervorrufen, wenn das abgebildete Thema mit der eigenen Befindlichkeit korrespondiert. Die Karten können demnach schlummernde Bilder unseres Unbewussten wachrufen, die auch in unseren Träumen wirksam sind.
Esoterisch-spirituell orientierte Tarotdeuter neigen zu magischen Erklärungen. Sie stützen sich auf den von C. G. Jung geprägten Begriff der Synchronizität. Das heißt, sie glauben an einen nicht kausalen, aber sinnvollen Zusammenhang zwischen dem, was in einer Legung dargestellt wird, und Ereignissen im Leben des Fragenden.
Die 22 großen Trümpfe des Decks werden heute gerne als Initiationsweg verstanden. Als Narr (Karte 0) macht der Mensch sich auf den Weg ins Leben oder in eine neue Lebenssituation und muss lernen, seine verschiedenen Möglichkeiten (1 Magier = aktives Handeln) und (2 Hohepriesterin = passive Intuition) sinnvoll zu nutzen und in Einklang zu bringen.
Auf dem Weg zu seiner Vervollkommnung oder Reife müssen immer wieder archetypische Stationen, Konflikte und Prüfungen gemeistert und überdacht werden. Etwa die Zerstörung von Illusionen (8 Der gesprengte Turm) oder die Erfahrung eigener Ohnmacht (12 Der Gehängte).
Mythische Helden wie Odysseus oder Parsifal sind Bebilderungen einer solchen Initiation, bei der ein unbedarfter Anfänger auf Abenteuerfahrt geht und zum Helden reift, der sich seinen Platz in der Welt erkämpft. Viele Märchen, aber auch Hollywoodfilme wie »Star Wars« und Computerrollenspiele funktionieren nach diesem Muster.
Reizvoll ist die Tatsache, dass auch der Jakobsweg – vor seiner christlichen Entdeckung – in vielen Religionen als ein höchst konkreter Weg der Initiation galt. Die Sonne stets im Rücken, geht der Jakobswanderer noch heute der Küste des Todes entgegen, muss unterwegs schwierige Pässe und manche Gefahren überwinden, bis er – am Cap Finisterre – dem Ende der Welt – angekommen ist. Hier erst soll er sich umdrehen und umkehren. Der Sonne und einem neuen Leben entgegen. Den
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