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Die Teeprinzessin

Titel: Die Teeprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Augen glitzerten wütend. »Bajung ist ihr Kosename aus der Kindheit. Sie war immer viel zu schön und viel zu schwach. Ich habe sie immer schon verachtet.
Was mich natürlich nicht gehindert hat, Geschäfte mit ihr zu machen. Ein Bund ist nur ein Bund, wenn er zusammenhält, und letztlich ist es besser, wenn man seine Feinde schon als Kinder kannte. Dann hat man weniger Angst vor ihnen. Sahing ist gefährlich. Und sie ist zu wenig traditionell, eine schreckliche Mischung. Allein dieser Engländer, dem sie gestattet hat, mit seiner Schlange in ihre Lotusblüte zu kriechen und dort ein Geschenk zu hinterlassen! Und das auch noch ein zweites Mal! So etwas muss doch nicht sein! Eine gebildete und starke chinesische Frau sucht sich einen ebenfalls starken chinesischen Kämpfer oder zumindest einen hübschen Höfling und gestattet ihm , seine Rosenwurzel in ihre Pfirsichblüte zu stecken. Das ist zudem gut für die Gesundheit.« Sie hustete. »Englische Raupen hingegen sind schlecht für die Gesundheit. Sie sind zu sehr Yang. Am Ende hat sie ihn wohl auch noch geliebt! Bajung heißt in der Sprache der Weißen Tiger so etwas wie Trottel. Ich habe bereits gehört, dass du glaubtest, Bajung sei ein Mann. Ganz köstlich, wirklich.« Tante Wangs gleißende Augen schienen mitten in Bettys Körper zu stechen, so drohend waren sie nun auf sie gerichtet.
    »Ich möchte dir nur noch eines sagen. Ob jemand ein Dieb ist oder nicht, ist sehr schwer zu beurteilen. Es ist mit das Schwerste überhaupt. Merke dir das für immer, mein Kind, und fälle niemals wieder ein voreiliges Urteil. Und nun verlasse bitte mein Haus. Wir werden einander nicht mehr wiedersehen. Ihr Europäer würdet wohl sagen, es hat mich gefreut . Das sage ich allerdings nicht, denn wirklich gefreut hat mich dein Besuch nicht. Eher bist du eine Last für uns alle. Ich finde zudem, dass du nicht wirklich hübsch bist. Meine zwei Enkelinnen hingegen sind schön wie die Orchideen und eine von ihnen sollte später einmal mit Sahings Sohn vermählt werden. Aber der ist natürlich genauso dickköpfig wie seine Mutter.
Und wie du. Darin seid ihr drei euch ähnlich.« Sie zeigte mit einer ihrer dürren Hände auf Betty. »Ihr haltet euch nicht an Traditionen. Ich bin froh, dass ich bald sterbe, dann muss ich mich nicht mehr über Leute wie euch aufregen. Leb also wohl, fahre mit deinem Tee, wohin du willst, und hab eine gute Reise! Aber zieh dir vorher etwas Ordentliches an.«
    Sie tastete sich aus dem Raum. Betty sah, wie viel Mühe es sie kostete, sich die zehn Schritte bis zur Tür zu bewegen. Ihre gebundenen Füße in den kleinen Pantoffeln, die unter dem Gewand hervorlugten, waren nicht viel größer als zwei Äpfel und auch genauso rot. Die Schmerzen, die sie zweifelsohne haben musste, hinderten sie allerdings nicht daran, sich noch einmal feindselig zu den drei jungen Frauen umzusehen. Ihr weißes Harr schimmerte. Da sah Betty es. Am Hinterkopf war das Haar von genau der gleichen Spange zusammengehalten, die auch Betty trug.
    Sikki zog immer noch an ihrer Hand.
    »Was ist denn los?« Betty machte sich unwirsch los. »Hast du das gehört! Wie sie über Francis redet! Und hast du ihre Spange gesehen? Es ist genau die gleiche, wie ich sie trage. Sie fand unsere Haare gar nicht unordentlich. Sie wollte nur sehen, ob ich wirklich so eine Spange habe. Es muss ein Erkennungszeichen sein. Und schau nur, die Diener hier. Es sind besondere Kämpfer. Und sie sind gekleidet wie Dayun in Darjeeling, siehst du das denn nicht? Und ich glaube, sie hat über Francis geredet, sie hat wirklich ihn gemeint, glaubst du nicht auch?« Betty sprach immer schneller.
    Sikki schüttelte ruhig den Kopf. »Das meiste von dem, was sie gesagt hat, habe ich schon geahnt. Ich habe unterdessen vor allem auf das geachtet, was auf der Straße vor sich geht. Schauen Sie nur mal hinaus!«
    Lisi begann plötzlich zu kichern. »Es sollte eine Überraschung
sein. Weil Miss Betty mein Baby gerettet hat. Es ist wichtig, dass mein Sohn hierherkam. Er soll der Prinz der Weißen Tiger werden, er wird der erste Mann von insgesamt sechs Männern sein, die die Geschäfte in der Zukunft weiterführen. Sie werden sich die Sechs Gesellschaften nennen und den ganzen Handel kontrollieren. Aber ohne den Tee wäre Kimi auf See gestorben. Es war nur der Großzügigkeit von Miss Betty zu verdanken, dass er überlebt hat. Das hat alle sehr beeindruckt. Alle haben mitgeholfen, so gut sie nur konnten, und jeder hat sieben Pfund

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