Die Teerose
Stores, Simpson’s-in-the-Strand, das Savoy, Claridge’s, das Connaught. Sogar Cunard und die White-Star-Linie. Sie sank in ihren Sessel zurück. Ihr schwirrte der Kopf.
»Lesen Sie nur weiter«, sagte David. »Sogar die Gewerkschaft hat sich beteiligt. Sehr ungewöhnlich, Mrs. Soames.«
»Die üblichen Vandalen und Demagogen«, warf Giles Bellamy verächtlich ein.
Fiona blätterte auf Seite zwei und las, daß letzte Nacht Dutzende von Männern mit vermummten Gesichtern im Lagerhaus von Oliver’s Wharf eingebrochen waren und sämtliche Teekisten und -dosen in die Themse geworfen hatten. Auch die Verpackungsanlage war von ihnen zerstört worden. Marodierende Gruppen in Ost- und Südlondon hatten sich Zutritt zu verschiedenen Läden verschafft und alle Waren von Burton Tea, derer sie habhaft wurden, auf die Straßen geworfen. Ladeninhaber wurden gewarnt, den Tee nicht mehr zu verkaufen oder zu kaufen. Arbeiter und Hausfrauen wurden zitiert, die meinten, sie wollten mit William Burtons Tee, an dem Blut klebe, nichts zu tun haben.
Der Artikel erwähnte, daß niemand wisse, wer die maskierten Männer waren, aber es bestehe der Verdacht, daß es sich um die Gewerkschaftsabteilung der Dockarbeiter von Wapping gehandelt habe. Peter Miller, ihr Leiter, erklärte entrüstet, daß die Gewerkschaft keine gesetzeswidrigen Aktionen durchführe und die Reporter besser daran täten, den wirklichen Verbrecher William Burton anstatt ihn und seine Männer zu jagen. Der Artikel schloß mit der Aussage von Börsenexperten, die aufgrund der Ereignisse einen rasanten Verkauf von Burton-Tea-Aktien erwarteten.
Fiona sah Neville an, dann Giles und David. Sie hatte sich wieder gefangen und wußte, warum sie hier waren. Letzte Nacht war sie in tiefste Verzweiflung gestürzt, weil sie dachte, sie hätte verloren. Aber jetzt war klar, daß sie gewonnen hatte. Sie würde ihre Aktien bekommen. Wegen des Einsatzes von drei Männern – Joe Bristow, Peter Miller und Roddy O’Meara. Roddy steckte hinter der ganzen Sache, das wußte sie. Weder Joe noch Peter Miller konnten ahnen, was sie für sie getan hatten, aber sie würden es erfahren. Sie würde es ihnen sagen. Sie würde ihnen danken. Sobald sie alles hinter sich hatte, würde sie Peter Miller persönlich aufsuchen. Der Times konnte er erzählen, was er wollte, aber es waren seine Männer gewesen, die Burtons Tee in den Fluß geworfen hatten, und er hatte sie dazu angestiftet. Und sobald sie wieder in New York war, würde sie Joe schreiben. Er wollte sie nicht sehen, und sie würde kein zweites Mal zu ihm gehen, aber er hatte eine unglaubliche Tat für sie vollbracht, und sie schuldete ihm Dank.
»Könnten wir jetzt zum Geschäftlichen kommen?« schlug Giles vor, das Schweigen unterbrechend.
»Sicher«, antwortete Neville. »Wie ich schon gesagt habe, Fiona, hat Lord Elgin David befugt, den Handel abzuschließen, den Sie gewünscht haben – Nicholas Elgins Burton-Tea-Aktien gegen den Bankwechsel über die Summe von dreihunderttausend Pfund. David kam daraufhin in Begleitung von Giles direkt zu mir, und wir sind zu Ihnen gegangen. Ich habe diese Gentlemen informiert, daß ich von einem solchen Angebot nichts wisse, und selbst wenn Sie es gemacht hätten, würde ich Ihnen davon abraten. Diese Aktien sind inzwischen praktisch wertlos.«
»Schließen Sie den Handel ab, Neville«, sagte Fiona.
»Was! Aber warum? Die Aktien sind wertlos!«
David Lawton beugte sich vor. »Das sind sie nicht, Neville. Nicht für Mrs. Soames. Wußten Sie, daß Ihre Klientin bereits zweiundzwanzig Prozent von Burton Tea besitzt? Mit den Anteilen des jungen Elgin hat sie zweiundfünfzig. Sie sehen die neue Eigentümerin von Burton Tea vor sich. Sie muß uns nur den Wechsel geben, mit dem die Schulden ihres neuen Unternehmens abgegolten sind.«
»Stimmt das?« fragte Neville.
»Ja«, antwortete Fiona.
»Wegen Ihres Vaters?«
»Ja.«
Er schüttelte den Kopf. »Nun denn, Gentlemen, dann lassen Sie uns anfangen. David, haben Sie die Aktien?«
»Sicher.«
David öffnete seine Aktentasche, nahm ein dickes Bündel Papiere heraus und reichte es Neville, der sie prüfte. »Der Herzog hat ein Vermögen verloren«, stellte er fest.
»Der Herzog ist ein praktischer Mann«, antwortete David. »Er weiß, daß sein eigenes Geld weg ist, und will den Fehler nicht noch schlimmer machen, indem er auch das Geld der Albion-Bank verliert.«
»Wo ist der Wechsel, Fiona?« fragte Neville. »Im Safe?«
Sie schüttelte den
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