Die Teerose
hören.
Als er fertig war, ließ Burton Fragen zu, die ihm in rascher Folge entgegengeschleudert wurden. Er parierte sie geschickt, gab präzise Antworten und flocht hier und da einen Scherz ein, um die Fragenden zum Lächeln zu bringen. Nachdem er etwa zwanzig Fragen beantwortet hatte, verkündete er, daß er jetzt zum Schluß kommen wolle.
»Es geht das Gerücht, daß die Albion-Bank die sofortige und vollständige Rückzahlung Ihrer Darlehen verlangt, Mr. Burton. Trifft das zu?« fragte ein Mann.
Burton lachte. »Woher haben Sie Ihre Informationen, Sir? Aus richtigen Zeitungen oder aus kleinen Schmierblättern? Die Albion-Bank hat keine solche Forderung gestellt. Ich habe heute morgen mit der Bank gesprochen, und sie hat mir ihre ganze Unterstützung zugesagt. Wenn hier nichts weiter ansteht, möchte ich mich wieder meinen Geschäften zuwenden und Ihre Aktien auf den Wert zurückbringen, den sie haben sollten.«
Im dämmrigen Licht des mit Gaslampen beleuchteten Konferenzsaals erhob sich Fiona. Ein Reporter der Times sollte später schreiben, sie habe ausgesehen wie ein dunkler Racheengel.
»Es steht allerdings noch eine Sache an, Mr. Burton«, sagte sie. Alle drehten sich nach ihr um.
»Sind Sie Aktionärin, Madam?« fragte er verächtlich und blieb auf dem Podium stehen. »Diese Versammlung steht nur Aktionären offen.«
»Tatsächlich bin ich Ihre größte Aktionärin.«
»Ach, wirklich? Ich dachte, ich sei das«, erwiderte Burton und erntete Gelächter aus der Menge. »Ich glaube nicht, daß wir uns kennen. Wie ist Ihr Name?«
»Mrs. Nicholas Soames«, antwortete sie. »Und ich finde, diese guten Leute sollten erfahren, daß ich seit heute morgen zweiundfünfzig Prozent von Burton Tea besitze. Und als die neue Besitzerin verlange ich Ihren Rücktritt. Sofort.«
Burton starrte sie ungläubig an. »Eine Verrückte«, sagte er.
»Keineswegs, Mr. Burton. Ich bestehe auf Ihrem Rücktritt.«
»Der Scherz einer Irren. Schafft sie weg!« bellte er zwei Angestellte an.
Neville Pearson stand auf und räusperte sich. Fiona hörte, daß sich die Anwesenden seinen Namen zuflüsterten. Er war ein bedeutender Mann, und viele erkannten ihn.
»Mr. Burton, das ist kein Scherz«, begann er laut. »Meiner Klientin Mrs. Soames gehört tatsächlich Burton Tea. Sie besitzt zweiundfünfzig Prozent, wie sie gesagt hat.« Er legte die Hände auf zwei dicke Ledermappen auf dem Tisch vor sich. »Die Dokumente sind alle hier.«
Burton verlor die Fassung. »Das ist unmöglich!« rief er. »Ich hatte meine Aktien immer unter Kontrolle, Mr. Pearson. Ich weiß genau, daß keiner meiner Aktionäre mehr als fünf Prozent hält.«
»Munro Enterprises … fünfundzwanzigtausend Aktien. Chelsea Holdings Incorporated … fünfzehntausend Aktien«, zählte Fiona auf. »Seamus Consolidated … vierzigtausend Aktien. Die Thames Group … zehntausend Aktien.«
Burton starrte sie verständnislos an.
»Alles Tochtergesellschaften einer Firma namens TasTea Incorporated. Die und viele mehr. Meiner Firma, Mr. Burton.«
»Das kann schon sein, Mrs. Soames, aber ich halte die Majorität meiner eigenen Firma!«
David Lawton erhob sich. Fiona bemerkte, daß Burton ihn erkannte. »Nicht mehr, William«, sagte er. »Das war so, bevor Sie vor ein paar Jahren vierhundertfünfzigtausend Aktien an meinen Klienten Randolph Elgin verkauft haben. Die Papiere lagen auf dem Treuhandkonto von Elgins Sohn, der im Frühjahr verstorben ist. Nicholas Elgin, der den Namen Soames benutzte, hat sich ohne Wissen seiner Familie verheiratet und all seinen Besitz, inklusive dieses Treuhandvermögens, an seine Frau vererbt. Es wurde heute morgen übergeben.«
»Das stimmt, William«, pflichtete Giles Bellamy ruhig bei. »Mrs. Soames ist jetzt die Besitzerin von Burton Tea.«
Unruhe brach aus, Leute sprangen auf, Fiona und ihre Begleiter wurden mit Fragen bestürmt. Burton stieg vom Podium, kämpfte sich durch die Menge und stieß die gleichen Menschen beiseite, die er noch ein paar Minuten zuvor hatte beruhigen wollen.
»Giles, was soll das alles heißen?« fragte er.
»Die Papiere sind hier, William. Lesen Sie sie.« Er öffnete eine Mappe und nahm die Dokumente heraus, die Fiona aus New York mitgebracht hatte. Dann öffnete er die zweite Mappe, die Nicks Aktien enthielt, die jetzt die ihren waren.
Burton nahm eine nach der anderen in die Hand. Als er sie durchgesehen hatte, trat er ein paar Schritte zurück, preßte die Hände an die Schläfen und sagte:
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