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Die Teerose

Die Teerose

Titel: Die Teerose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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Wechseln des Themas zu helfen, aber er hatte nur hilflos gelächelt und die Achseln gezuckt.
    Dennoch verbrachte sie einen wundervollen Nachmittag bei den Bristows. Sie fühlte sich so heimisch bei ihnen und konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal so gelacht hatte. Sie waren ein lauter, lärmender Haufen, und ständig sagte oder tat einer irgend etwas Ungehöriges. Was sicher vom Straßenhandel kam. Man konnte Leute nicht Tag für Tag vor einen Karren stellen und Waren anpreisen lassen und dann erwarten, daß sie sich still verhielten, nur weil sie am Tisch saßen. Bald wären sie ihre Schwiegerfamilie. Und Joe ihr Mann. Wie war dies alles nur geschehen? Wie konnte ein Mensch plötzlich mit soviel Glück überhäuft werden?
    Ungläubig schüttelte sie den Kopf und lachte. Dann ging sie an der Holztreppe vorbei, die in den ersten Stock des Lagerhauses führte, und trat in den großen Raum im Erdgeschoß. Hier drinnen war es dunkler als draußen, und sie brauchte ein paar Sekunden, bis sich ihre Augen daran gewöhnt hatten. Beim Blick durch den Raum sah sie Teekisten, die gerade von ihrer neuen Plantage in Indien angekommen waren. Sie sah auch, daß die Lukentüren ersetzt worden waren, die Pete Millers Männer herausgerissen hatten.
    »Joe?« rief sie. »Mr. Curran?« Keine Antwort. Es war sehr still hier drinnen, wie schon draußen auf der Straße. Heute war nur den halben Tag gearbeitet worden, dachte sie und erinnerte sich an die samstäglichen Schichtzeiten ihres Vaters.
    »Ist da jemand?« rief sie. Immer noch keine Antwort. Wahrscheinlich sind sie oben, dachte sie. Gerade, als sie die Treppe hinaufgehen wollte, sah sie Licht im Büro des Vorarbeiters. Es lag auf der andern Seite des Raums, nahe dem Fluß. Vielleicht waren sie dort und hatten sie nicht gehört.
    Sie schlängelte sich durch die Teekisten. Die Bürotür stand einen Spalt offen. »Mr. Curran? Sind Sie da?« Thomas Curran saß auf seinem Stuhl und wandte ihr den Rücken zu. »Da sind Sie ja«, sagte sie. »Ist Mr. Bristow schon hier?«
    Aber Curran antwortete ihr nicht. Sein Kopf war gesenkt. Er sah aus, als würde er schlafen.
    »Mr. Curran?« Sie legte ihm die Hand auf die Schulter und stieß ihn leicht an. Sein Kopf fiel nach vorn, dann wieder zurück. Zu weit zurück. Auf seiner Hemdbrust war Blut. Auch auf der Schreibunterlage und der Schreibmaschine. Seine Kehle war aufgeschlitzt.
    »O nein … nein … o Gott«, flüsterte sie und wich zurück. Unfähig, den Blick von dem grausigen Bild abzuwenden, stieß sie im Rückwärtsgehen gegen die Tür, dann drehte sie sich um und rannte davon. »Joe!« rief sie und stieß sich im Laufen an einer Teekiste an, so daß sie vor Schmerz aufschrie. »Joe!« rief sie, erneut von Panik gepackt. »Joe, bitte! Komm schnell!«
    Aber niemand antwortete. Mit schmerzendem Bein humpelte sie in Richtung Ausgang. »Joe! Andrew! Ist jemand da?«
    Zehn Meter von der Tür entfernt hörte sie etwas. Schritte. Langsam und gemessen.
    »O Gott sei Dank«, schluchzte sie. »Joe, es ist Mr. Curran. Er ist tot!«
    Aber die Gestalt, die im Dämmerlicht auf sie zukam, war nicht Joe.
    Fiona kniff die Augen zusammen. Das ist nicht möglich, dachte sie. Das gibt’s doch nicht. Er ist nicht wirklich. Nur ein Hirngespinst. Nicht real.
    Zitternd und krank vor Angst hob sie den Blick und sah in die wahnsinnigen, haßerfüllten Augen des schwarzen Mannes.
     
    »Joe!« schrie Fiona. »Hilf mir!«
    »Er ist nicht hier«, sagte William Burton und ging mit hängenden Armen auf sie zu. »Das war er auch nicht. Ich habe die Nachricht geschickt. Hier ist niemand.«
    Sie versuchte zu begreifen, was er sagte. Joe war nicht hier. Niemand war hier. Aber er täuschte sich. »Andrew!« rief sie. »Hierher! Schnell!«
    Burton schüttelte den Kopf. »Er kann dich nicht hören, fürchte ich.« Er streckte die rechte Hand aus, und sie sah, daß er ein Messer darin hielt. Die silberne Klinge triefte vor Blut.
    »Andrew … o nein!« stieß sie hervor und legte die Hand auf den Mund. Er war tot. Andrew war tot. Nur weil er auf sie aufpassen wollte. »Sie Dreckskerl!« schrie sie, plötzlich von Wut gepackt. »Sie elender, verdammter Mörder!«
    Er antwortete nicht, sondern lächelte nur. Während sie schrie, war er immer näher gekommen und nur noch ein paar Meter von ihr entfernt.
    Beweg dich, du Dummkopf! befahl ihr eine innere Stimme. Sie schob sich an einer Teekiste vorbei und versuchte, die Distanz zwischen sich und der Tür

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