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Die Teerose

Die Teerose

Titel: Die Teerose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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herausschinden. Binnen kurzem würde er sie finden, und dann wäre alles vorbei. Tonlos begann sie zu weinen.
    Plötzlich ertönte ein markerschütternder Knall. Ein Stapel Kisten war umgestürzt. »Verdammte Hure …«, fluchte er. Wieder ein Knall. Diesmal näher, viel näher. »Das ist mein Lagerhaus … mein Tee …«, tobte er. Sie kniff die Augen zu. Er stand auf der anderen Seite der Kisten, keinen Meter von ihr entfernt. Nur noch ein paar Schritte, dann hatte er sie.
    Und dann blieb er stehen. Sie hörte ein Geräusch. Von unten. Ein stetes Klopfen. Nein, kein Klopfen … ein Hämmern, das von der Vorderseite des Gebäudes kam. Während sie angestrengt lauschte, wurde es immer schneller. Es war das Geräusch von Äxten. Jemand schlug die Türen ein.
    Sie hörte einen Wutschrei, spürte, wie die Kisten neben ihr schwankten, dann umstürzten. Zwei fielen herunter, eine dritte streifte ihre Schulter und riß ihre Jacke und ihre Haut auf, bevor sie nur ein paar Zentimeter hinter ihr zu Boden krachte. Sie biß sich auf die Unterlippe, um nicht aufzuschreien. Von allen Seiten wirbelte Teestaub auf.
    Das Hämmern setzte aus. »William Burton!« dröhnte eine Stimme von unten. »Hier ist Sergeant Rodney O’Meara. Öffnen Sie die Tür, und geben Sie auf!«
    Mach schnell, Onkel Roddy! Mach schnell! flehte Fiona stumm.
    Sie hörte, wie Burton zu den Fenstern auf der Straßenseite lief, hörte, wie er zur Treppe rannte, und seine Schritte auf den Stufen. Nach ein paar Sekunden riskierte sie einen Blick. Er war nirgendwo zu sehen. Sie unterdrückte den Impuls, aus ihrem Versteck zu kriechen und zur Treppe zu laufen. Von dort, wo sie war, konnte sie nur den oberen Teil der Stufen sehen, und vielleicht versteckte er sich weiter unten. Es wäre sicherer hierzubleiben. Sie brauchte bloß zu warten, bis Roddy die Tür aufgebrochen hatte. Sobald die Polizei hier drinnen war, wäre sie gerettet. Wieder setzten die Schläge ein.
    Schweiß sammelte sich auf ihrer Stirn und lief ihr übers Gesicht. Sie konnte kaum atmen, so heiß war ihr. Teestaub schwebte in der Luft und klebte sich auf Haut und Augen. Die Schläge gingen weiter. Die Holztüren waren groß und dick und gebaut, um Leute draußen zu halten. »Ach, beeil dich!« flüsterte sie. »Bitte, bitte, beeil dich.«
    Ihre Augen begannen zu tränen. Ihr Hals brannte. Wo bleiben sie nur? fragte sie sich voller Angst. Warum brauchen sie so lang? Sie holte tief Luft, versuchte, sich zu beruhigen, und stellte fest, daß es kein Teestaub war, den sie einatmete. Sie kroch hinter den Teekisten vor und sah auf den Treppenabsatz. Er war voller Rauch. Burton hatte das Lagerhaus angezündet.
    Fiona wußte, daß sie aus dem zweiten Stock verschwinden mußte. Das Lagerhaus mit all den Holzkisten und trockenen Teeblättern würde brennen wie Zunder. In kürzester Zeit stünde es lichterloh in Flammen, und wenn das Feuer die Treppe erreichte, käme sie nicht mehr heraus. All ihren Mut zusammennehmend, stand sie auf und lief durch den Raum. Rauch verdunkelte die Treppe. Sie zog ihre Jacke aus und hielt sie sich vor die Nase.
    Zitternd vor Angst, stieg sie die Stufen hinunter, in ständiger Furcht, Burton könnte sie mit gezogenem Messer von unten anfallen. Aber das geschah nicht. Sicher erreichte sie den ersten Stock und sah sich um. In der Mitte des Raums waren Teekisten zusammengeschoben und in Brand gesetzt worden. Die Flammen schlugen hoch und züngelten an die Holzdecke hinauf. Als sie ins Erdgeschoß hinunterging, hörte sie eine Stimme rufen: »Wir sind fast drin, Sergeant!«
    Fiona schluchzte auf vor Erleichterung. Sie mußte nur zur Tür gehen – nur noch ein paar Schritte –, und sie wäre in Sicherheit. Der Rauch war inzwischen so dicht und schwarz wie die Nacht. Ihre Augen tränten, sie konnte kaum atmen. »Onkel Roddy!« rief sie. »Ich bin hier!«
    Sie streckte die Hand zur Tür aus, und gerade, als sie unter den Schlägen der Axt nachgab, tauchte plötzlich im Rauch ein Gesicht vor ihr auf – eine gräßliche Maske der Wut und des Wahnsinns, mit Asche und Blut verschmiert. Die schwarzen Augen glühten, an der Wange klaffte eine tiefe Wunde, die Knochen und Zähne entblößte.
    Burton packte sie an den Haaren und zerrte die schreiende Fiona die Treppe hinauf.
    »Laß sie los!« dröhnte eine Stimme.
    Es war Joe. Er kämpfte sich durch den Rauch auf sie zu.
    »Joe! Hilf mir!« rief Fiona. Sie wehrte sich mit Händen und Füßen und versuchte, Burton am Gehen zu hindern,

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