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Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sich lebhaft vorstellen - den ganzen Tag in einem grauen Büßergewand herumlaufen und abwechselnd beten, sich kasteien oder Kranke und Siechende pflegen - wenn sie nicht damit beschäftigt war, im Garten zu arbeiten oder die Fußböden zu schrubben. »Das ist nicht das Leben, das du dir vorgestellt hast«, sagte Tobias, beinahe als hätte er ihre Gedanken gelesen. Vermutlich war es in diesem Moment nicht besonders schwer. »Das kann ich verstehen. Aber wir müssen uns in unser Schicksal fugen. Es steht uns nicht zu, Gottes Entschlüsse in Zweifel zu ziehen.«
    »Gottes Entschlüsse - oder die Bruder Abbés?« fragte Robin impulsiv. Die Worte taten ihr im gleichen Moment schon wieder leid, in dem sie sie ausgesprochen hatte, aber Tobias schien sie ihr nicht übelzunehmen. »Er führt sich schon manchmal so auf«, sagte er, »aber laß ihn das nicht hören.« Er stand auf und ging mit kleinen vorsichtigen Schritten und stark nach vorne gebeugt zum Tisch, schüttelte aber dann den Kopf, als Robin die Hand ausstreckte, um ihn zu stützen.
    »In diesem Fall aber tust du ihm Unrecht«, fuhr er fort, nachdem er den Tisch erreicht und sich gesetzt hatte. »Abbé ist in großer Sorge um dich. Er tut alles, um dich zu beschützen - obwohl ihm deine Anwesenheit hier große Probleme bereitet. Vor allem, seit Bruder Horace hier ist.«
    »Der fremde Tempelritter, der heute morgen kam?«, sagte Robin fragend.
    »Ich wünschte, er wäre nur das«, seufzte Tobias. Robin sah ihn an und erwartete nun, daß er diese Bemerkung irgendwie erklären würde, aber er tat nichts dergleichen, sondern goß nur mit zitternden Händen den Rest aus dem Bierkrug in seinen Becher, trank aber nicht. »Ich traue ihm nicht«, fuhr er fort. »Er redet mir zuviel mit Jeromé.«
    »Das bedeutet, daß Ihr Jeromé nicht traut«, schloß Robin.
    Die Andeutung eines flüchtigen Lächelns huschte über Tobias’ Lippen. »Du hast einen scharfen Verstand«, sagte er. »Gib nur acht, daß es nicht zu viele merken.«
    »Ist es verboten, klug zu sein, wenn man eine Frau ist?« fragte Robin. »Nein«, antwortete Tobias. »Aber vielleicht klüger, nicht klug zu sein. Oder es zumindest nicht zu zeigen. Männer wie Jeromé fürchten sich insgeheim vor Frauen, die klüger sind als sie … bist du es denn?«
    »Klüger als er?«
    »Eine Frau«, antwortete Tobias. Sein Blick wurde forschend. Als Robin ihm nicht antwortete, sondern ihn nur ansah, schloß er die Augen und seufzte tief. »Ja, das habe ich mir fast gedacht. Das erspart mir die Frage, wozu Salim und du euch draußen im Wald trefft. Ich glaube, ich kenne die Antwort jetzt - wie übrigens jeder hier.«
    »Es ist nicht so, wie Ihr denkt!« verteidigte sich Robin hastig, und Tobias hob noch hastiger die Hände zu einer abwehrenden Bewegung. Sie wäre nicht überrascht gewesen, hätte er das Kreuzzeichen geschlagen. »Ich denke nichts«, sagte er. »Und verleite mich bitte nicht dazu, es zu tun, denn dann müßte ich zur Beichte gehen und vermutlich fünfhundert zusätzliche Ave Maria beten, wozu mir im Augenblick eindeutig die Kraft fehlt.«
    Robin lächelte zwar, wurde aber sofort wieder ernst und stellte ganz leise die Frage, derentwegen sie eigentlich hier heraufgekommen war. »Aber was ist denn so schlimm daran? Ich… ich verstehe nicht viel von der Bibel und Gottes Willen, aber ich kann nicht glauben, daß er die Liebe verboten hat.«
    »Ist es das denn?« fragte Tobias ernst. »Liebe?«
    Robin schwieg einige Momente. »Ich… weiß es nicht«, gestand sie dann. »Verwechsle nicht Liebe mit etwas anderem«, sagte Tobias. »Ich kann verstehen, was jetzt in dir vorgeht. Du bist ganz allein. Du hast furchtbare Angst, auch wenn du viel zu tapfer bist, um es dir selbst einzugestehen, und alles ist fremd und erschreckend für dich. Salim gibt dir genau das, wonach du dich so verzweifelt sehnst, nämlich Geborgenheit, Wärme und Vertrauen.«
    »Und wenn das alles ist, was ich will?« fragte Robin.
    »Das ist es nicht«, behauptete Tobias. »Du brauchst es, so verzweifelt wie ein Verdurstender einen Schluck Wasser. Aber es ist nicht das, was du willst. Es wird nicht genügen auf Dauer.«
    »Dann ist es also keine Liebe«, sagte Robin traurig.
    »Das habe ich nicht gesagt«, sagte Tobias. »Das eine gehört zum anderen, doch du mußt selbst entscheiden, ob du dir nicht vielleicht etwas vormachst. Wenn du hierhergekommen bist, um mich zu bitten, dir diese Entscheidung abzunehmen, dann muß ich dich enttäuschen. Das

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