Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Schritten auf den schwarzen Hengst zu. Als sie sich ihm bis auf drei Schritte genähert hatte, hob er den Kopf, sah sie aus seinen großen, klugen Augen an und begann unruhig die Ohren hin und her zu drehen. Sein rechter Vorderlauf scharrte nervös im Boden. »Bitte lauf nicht weg«, murmelte Robin. Sie blieb stehen, hob den Arm und versuchte, einen freundlichen Ton in ihre Stimme zu zwingen, hörte aber selbst, daß sie viel zu sehr vor Nervosität zitterte. Sie hatte so verzweifelt wenig Zeit! Mit jedem Augenblick, den sie hier stand und mit diesem Pferd redete, kamen die Reiter dem Dorf näher. Aber wenn sie das Tier erschreckte und es davonlief, dann hatte sie überhaupt keine Chance mehr, ihre Mutter und die anderen zu warnen.
    »Bleib bitte stehen«, flehte sie. »Ich brauche dich!«
    Als hätte das Pferd ihre Worte verstanden, sprengte es nicht davon, sondern kam im Gegenteil sogar langsam näher. Robin atmete vorsichtig auf, streichelte mit der linken Hand seine Nüstern und griff mit der anderen nach dem Sattel. Sie erschrak, als sie sah, wie riesig das Pferd war - viel, viel größer als Jans Schecke, auf dem sie vor ein paar Tagen geritten war. Und dabei stand ihr das Schwerste noch bevor. Eine Weile im Sattel zu sitzen, während das Pferd von einem anderen am Zügel geführt wurde, bedeutete schließlich nicht, daß sie auch reiten konnte … In den Sattel zu steigen, erwies sich als Abenteuer für sich. Sie benötigte drei Anläufe, bevor sie sich dann erinnerte, wie Bruder Abbé aufgestiegen war, setzte den linken Fuß in den ledernen Steigbügel und schwang sich mit einer kraftvollen Bewegung auf den Rücken des Pferdes. Vielleicht mit einer etwas zu kraftvollen Bewegung, denn sie wäre um ein Haar auf der anderen Seite gleich wieder heruntergefallen und stürzte nur deshalb nicht, weil sie sich instinktiv mit der linken Hand in die schwarzen Mähne des Hengstes krallte. Zu ihrem Glück ließ das Tier die grobe Behandlung klaglos über sich ergehen.
    Und jetzt? Robins Erleichterung, einigermaßen erfolgreich aufgesessen zu sein, bekam einen kräftigen Dämpfer, als ihr klar wurde, daß sie nicht einmal wußte, wie sie dem Tier die Richtung zeigen sollte, in das es gehen sollte. Hilflos griff sie nach den Zügeln und zupfte daran. Das Pferd hob den Kopf und verdrehte den Hals, um ihr einen fast mitleidigen Blick zuzuwerfen.
    Dann setzte es sich ganz von selbst in Bewegung.
    Robin war im ersten Moment so überrascht, daß sie ganz instinktiv die Zügel mit aller Kraft umklammerte und die Schenkel gegen den Pferdeleib preßte. Diesmal ließ der Hengst ein unwilliges Wiehern hören, wurde aber nur noch schneller und fiel schließlich in einen raschen, gleichmäßigen Trab. Er schlug den Weg zum Ort hin ein, als hätte er Robins Gedanken gelesen. Dann begriff sie, daß die Wahrheit viel simpler war: Der Hengst lief einfach hinter den anderen Tieren her, wie er es gewohnt war.
    Der Weg zum Dorf zurück schien kein Ende zu nehmen. Das Pferd folgte getreulich der Spur, die die anderen Tiere im Gras hinterlassen hatten, und wahrscheinlich bewegte es sich langsamer als sie; Robin würde den Ort niemals rechtzeitig erreichen. Sie dachte einen Moment lang daran, das Pferd irgendwie zu einer rascheren Gangart anzutreiben, wagte es schließlich aber doch nicht - sie hatte jetzt schon alle Mühe, sich im Sattel zu halten. Wenn das Pferd schneller lief oder gar in Galopp fiel, würde sie garantiert abgeworfen. Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich in Geduld zu fassen und zu hoffen, daß sie nicht zu spät kam.
    Aber diese Hoffnung erfüllte sich nicht.
    Sie kam zu spät.

KAPITEL 8
    Robin sah das Feuer schon von weitem. Die Dämmerung hatte eingesetzt, während sie sich dem Dorf näherte, und sie sah am Anfang nur einen winzigen roten Funken, wie ein düsterrotes Auge, das ihr aus der hereinbrechenden Dämmerung entgegenblinzelte. Schon nach wenigen Momenten aber änderte sich sowohl seine Farbe als auch seine Helligkeit, und dann wuchs der einzelne, rote Funke zu einem lodernden, weißgelben Flammenmeer, das rasend schnell um sich griff. Eines der Häuser am Ortsrand brannte.
    Den Gedanken, der ihr praktisch sofort durch den Kopf schoß, ließ sie nicht zu. Es durfte einfach nicht ihr Haus sein. So grausam war das Schicksal nicht.
    Das Pferd wurde von selbst schneller und änderte sogar die Richtung um eine Winzigkeit, um nun direkt auf das brennende Haus zuzuhalten - als hätte es noch nie davon gehört, daß

Weitere Kostenlose Bücher