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Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Tiere eine angeborene Furcht vor Feuer hatten. Es war tatsächlich ein Schlachtroß und offensichtlich so gut trainiert, daß es wie von selbst den Weg ins Zentrum des Kampfes suchte, statt seinen angeborenen Reflexen zu gehorchen und davor zu fliehen. Robin mußte sich mittlerweile mit aller Gewalt in seiner Mähne festkrallen, um nicht runterzufallen.
    Nach einigen weiteren Augenblicken wurde ihr klar, daß sie tatsächlich mitten in eine Schlacht hineinritt. Das Feuer hatte mittlerweile auf mindestens ein weiteres Haus übergegriffen, und Robin erkannte voller Entsetzen, daß eines davon tatsächlich das ihrer Mutter war. Sie hörte Schreie, das schrille Wiehern von Pferden und dumpfe, krachende Laute. Menschen rannten kopflos hin und her und wurden vor dem Hintergrund der brennenden Häuser zu schwarzen, sich hektisch bewegenden Scherenschnitten. Und Schreie, immer wieder Schreie; ein Laut, als schlüge Metall auf etwas Weiches, das unter dem Aufprall zerbrach.
    Hitze und der Geruch von verkohltem Holz und brennendem Stroh schlugen ihr entgegen, als das Pferd ins Dorf hineinsprengte. Robin nahm nichts von dem schrecklichen Geschehen rings um sich herum wahr. Sie sah nur das brennende Haus am Ortsrand, mittlerweile schon eins von dreien, deren Dächer lichterloh in Flammen standen, und sie konnte an nichts anderes denken als daran, daß es ihr Haus war, ihres und das ihrer Mutter, und daß ihre Mutter nirgendwo zu sehen und vielleicht sogar noch dort drinnen in dieser Flammenhölle war.
    Das Pferd begann nun doch zu scheuen. Robin zerrte kopflos an den Zügeln, machte dadurch alles aber nur noch schlimmer; das Tier schnaubte erschrocken und begann nervös auf der Stelle zu tänzeln. Robin versuchte nicht, es wieder in ihre Gewalt zu bekommen, sondern ließ sich ebenso hastig wie ungeschickt aus dem Sattel rutschen. Sie fiel prompt hin, rappelte sich aber sofort wieder hoch und stolperte auf das brennende Haus zu.
    Obwohl sie noch zehn Schritte entfernt war, nahm ihr die Hitze bereits jetzt den Atem. Das gleißende Licht trieb ihr die Tränen in die Augen, so daß das Haus vor ihr zu verschwimmen schien, fast als betrachte sie nur seine Spiegelung auf einer bewegten Wasseroberfläche. Das niedrige Strohdach stand lichterloh in Flammen, und auch hinter der offenstehenden Tür und dem Fenster zuckte bereits grelles, unheilverkündendes Licht. Dort drinnen konnte niemand mehr leben.
    Trotzdem taumelte sie weiter. Glühende Funken senkten sich auf sie herab, brannten kleine, rauchende Löcher in ihr Kleid und ihre Haut und versengten ihr Haar, und die Luft war so heiß, daß sie nicht mehr atmen konnte.
    Sie wäre in den sicheren Tod gelaufen, hätten sich nicht plötzlich zwei starke Hände von hinten auf ihre Schultern gelegt und sie zurückgerissen. Robin schrie verzweifelt auf und begann um sich zu schlagen, aber der Mann, der sie gepackt hielt, war viel zu stark für sie. Mühelos zog er sie ein gutes Stück von den brennenden Häusern fort, drehte sie herum und schüttelte sie dann so heftig, daß ihr Kopf hin und her flog. »Robin! Robin, um Gottes Willen! So beruhige dich doch!«
    Robin begriff überhaupt erst jetzt, daß sie die ganze Zeit geschrien hatte. Sie verstummte zwar, wehrte sich aber trotzdem weiter mit aller Kraft gegen Geros Griff, bis der Müller schließlich ausholte und ihr kraftvoll mit dem Handrücken ins Gesicht schlug.
    »Laß mich los!« schluchzte sie. »Bitte! Meine Mutter! Ich muß meine Mutter suchen!«
    »Deine Mutter ist tot«, sagte Gero hart. »Genau wie viele andere! Und wir werden es auch bald sein, wenn wir nicht verschwinden!«
    »Tot?!« Robin starrte Gero aus aufgerissenen Augen an. Sie sah erst jetzt, daß er verletzt war. Er blutete aus einer üblen Schnittwunde im Gesicht, und auch auf seiner Hand war ein häßlicher, roter Fleck, der so schnell größer wurde, daß man dabei zusehen konnte.
    »Tot?« murmelte sie noch einmal, ebenso hilf- wie verständnislos. Zum ersten Mal sah sie sich wirklich um, statt nur Augen für ihr brennendes Haus zu haben. Nicht nur das Haus ihrer Mutter und die beiden benachbarten Gebäude standen in Flammen, auch aus einigen anderen Dächern stieg bereits grauer Rauch, und hier und da sah sie bereits erste, noch winzige Flämmchen. Niemand versuchte zu löschen, aber dafür gewahrte sie zuerst eine, dann zwei und schließlich sogar viele reglose Gestalten, die in ihrem Blut auf dem Boden lagen. Und jetzt, schlagartig, fielen ihr auch wieder die

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