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Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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auf Abbé und die anderen Tempelritter zu, so schnell, daß Robin kaum noch überrascht gewesen wäre, hätten sie ihre Lanzen angelegt, um die Männer in Weiß und Rot einfach über den Haufen zu reiten. Erst im buchstäblich allerletzten Moment rissen sie ihre Pferde zurück. Es hätte beeindruckend ausgesehen, hätte nicht eines der Tiere gescheut und wäre ausgebrochen, und ein zweites mit einem protestierenden Wiehern auf die Hinterläufe gestiegen, so daß sein Reiter plötzlich alle Mühe hatte, nicht aus dem Sattel zu rutschen. Die wild ausschlagenden Vorderhufe schnitten kaum eine Handbreit vor Bruder Abbés Gesicht durch die Luft, aber der Tempelritter wich nicht um einen Schritt zurück. Diese Runde, dachte Robin mit einer Mischung aus Schadenfreude und widerwilliger Bewunderung, ging eindeutig an Bruder Abbé.
    Es vergingen noch einige Augenblicke, bis die Reiter ihre Tiere wieder vollends in der Gewalt hatten, was den mit Sicherheit geplanten dramatischen Auftritt nun vollends zunichte machte. Die Reiter nahmen in einer geraden Reihe vor den Templern Aufstellung, und eigentlich hätten sie beeindruckend wirken müssen, hoch zu Roß und mit aufgereckten Lanzen, deren Wimpel im Wind flatterten.
    Das genaue Gegenteil war der Fall. Gegen die reglos dastehende Reihe der Tempelritter wirkten die Reiter geradezu erbärmlich; wie Kinder, die versuchten, Erwachsene nachzuäffen.
    Hinter ihr erklang das Geräusch der Tür, aber Robin drehte sich nicht herum; sicherlich war es nur Bruder Tobias, der sein Gebet beendet hatte und zurückkam, um nach dem Rechten zu sehen. Robin konzentrierte sich ganz auf das Geschehen im Hof. Sie hätte ihre rechte Hand dafür gegeben, zu hören, was dort unten besprochen wurde. Aber sie war viel zu weit entfernt, um auch nur die Stimmen zu hören, geschweige denn die Worte.
    Das war aber auch nicht notwendig, um zu erkennen, daß dort unten auf dem Hof ein heftiger Streit im Gange war. Die Reiter gestikulierten immer heftiger, und ein- oder zweimal senkte einer von ihnen auch die Hand auf das Schwert. Der Ausbruch von Gewalttätigkeiten stand unmittelbar bevor.
    »Er spielt mit seinem Leben, dieser Narr«, sagte eine Stimme neben ihr. Robin wandte nun doch den Blick und fuhr leicht zusammen, als sie sah, daß sie sich getäuscht hatte - es war nicht Bruder Tobias, der hereingekommen war, sondern Salim.
    »Verzeih«, sagte der junge Tuareg. »Ich wollte dich nicht erschrecken. Aber du solltest dich wieder hinlegen. Tobias trifft der Schlag, wenn er hereinkommt und dich hier stehen sieht.«
    Robin machte eine wegwerfende Geste und deutete fast gleichzeitig auf den Hof hinab. Salim verstand. »Ich verstehe auch nicht genau, was dort passiert«, sagte er stirnrunzelnd. »Ich weiß nur, daß dieser Dummkopf mit seinem Leben spielt - oder zumindest mit seiner Gesundheit. Abbé ist kein Mann, der sich bedrohen läßt. Er ist nicht so geduldig, wie viele glauben.«
    Robin gestikulierte weiter auf den Hof hinab, dann drehte sie sich ganz zu Salim um, machte ein fragendes Gesicht und fuhr mit dem Zeigefinger von der Stirn abwärts über Auge und Wange hinab.
    Salim runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht…«
    Robin wiederholte ihre Bewegung, schneller und hektischer diesmal, dann deutete sie wieder auf den Hof hinunter.
    »Ich weiß nicht, was du meinst«, sagte Salim hilflos. Er blickte an ihr vorbei auf den Hof hinunter, hob seufzend die Schultern und nickte dann. »Ich werde hinuntergehen und nachsehen«, sagte er. »Auch wenn ich immer noch nicht weiß, wonach überhaupt.«
    Er ging. Robin sah ihm nach, bis er die Tür hinter sich geschlossen hatte, und ihr fiel auf, wie elegant und schnell sich der Tuareg bewegte. Er schien kaum wirklich zu gehen, sondern rasch und fast lautlos zu gleiten, als wäre er nicht mehr als ein Schatten, dem der Blick kaum zu folgen vermochte. Der Anblick löste etwas in ihr aus, das sie nicht verstand, das aber keineswegs unangenehm war.
    Sie verscheuchte den Gedanken und konzentrierte sich wieder auf das Geschehen auf dem Hof. Die Debatte schien sich ihrem Ende zuzuneigen. Zwei der vier Reiter hatten ihre Pferde bereits gewendet, während die beiden anderen noch hitzig mit Bruder Abbé stritten. Salirn würde zu spät kommen, aber Robin wußte nicht einmal, ob sie das bedauern sollte oder nicht. Manchmal war die Ungewißheit viel leichter zu ertragen als die Wahrheit.
    Sie wartete, bis sich auch die beiden anderen Reiter herumgedreht hatten und der ganze

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