Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Blut und bittere Galle in ihrem Hals und gab ihr das Gefühl zu ersticken.
    »Du wirst noch eine Menge Schmerzen erleiden, armes Kind«, sagte Tobias mitfühlend. »Aber du wirst wieder gesund - wenn du dich schonst und tust, was ich sage. Du wärst um ein Haar gestorben, ist dir das klar? Hätte das Messer auch nur um die Dicke eines Fingernagels tiefer geschnitten, dann wärst du jetzt tot.«
    Und vielleicht wäre das sogar besser so, dachte Robin. Sie wußte nicht, ob Gott ihr wirklich eine Gnade erwiesen hatte, als er sie leben ließ. Sie spürte selbst, daß sie weiterleben würde - und vermutlich nicht einmal so schwer verletzt war, wie Tobias gestern noch behauptet hatte - aber wozu eigentlich? Sie hatte nichts mehr. Alle Menschen, die sie geliebt oder die ihr auch nur etwas bedeutet hatten, waren tot. All ihre weltliche Habe
    - so gering sie auch gewesen sein mochte - war zerstört. Ihre Welt war buchstäblich in Flammen aufgegangen. Es gab keinen Platz mehr, an den sie gehörte. Keinen Menschen mehr, dem sie wirklich noch trauen konnte. Gerne hätte sie zum Beispiel Bruder Abbé getraut - aber sie hatte nicht vergessen, was der Tempelritter auf dem Rückweg ins Dorf zu ihr gesagt hatte.
    Und selbst, wenn sie lebendig hier herauskam - sobald die Männer, die schon einmal versucht hatten, sie zu töten, herausfanden, daß sie nicht erfolgreich gewesen waren, war ihr Leben keinen Pfifferling mehr wert. Bruder Tobias las in ihrem Gesicht, schien den Ausdruck darauf aber vollkommen falsch zu deuten. »Du mußt keine Angst haben«, sagte er. »Ich habe gestern ganz absichtlich ein wenig übertrieben, als ich mit Bruder Abbé gesprochen habe. Deine Verletzung ist nicht so schwer, wie du vielleicht glaubst. Ein übler Schnitt, aber mehr auch nicht. Du wirst bald wieder gesund sein. Und du wirst auch wieder reden können - selbst wenn es eine Weile dauert.« Er lächelte beruhigend und machte eine entsprechende Geste. »Leg dich hin. Es wird Zeit, deinen Verband zu wechseln. Salim, geh hinaus.«
    Salim erhob sich gehorsam und verließ den Raum, und Robin ließ sich bereitwillig zurücksinken. Tobias kam mit einer Schale Wasser und sauberem Verbandszeug an ihr Bett und schlug die Decke zurück. Darunter war sie nackt, was ihr bisher noch gar nicht aufgefallen war. »Das wird jetzt ein bißchen weh tun«, sagte Tobias. »Beiß die Zähne zusammen.«
    Er hatte nicht übertrieben. Obwohl er sehr behutsam zu Werke ging, liefen Robin die Tränen über die Wangen, als er den Verband gelöst und die Wunde an ihrem Hals mit Wasser und einem sauberen Tuch gereinigt hatte.
    »So«, sagte er. »Das Schlimmste hast du überstanden. Die Wunde sieht gut aus. Ich glaube nicht, daß sie sich entzündet. Du scheinst gutes Heilfleisch zu haben.« Er lächelte aufmunternd. »Wenn du dich nicht überanstrengst, dann bist du schon in wenigen Tagen wieder auf den Beinen.«
    Er trug eine wohlriechende Salbe auf Robins Hals auf, die nicht nur angenehm kühl war, sondern den Schmerz nach einem Moment auch zu einem fast angenehmen Prickeln werden ließ. Anschließend legte er einen sauberen Verband an, stand danach jedoch nicht gleich auf, um seine Schale wegzubringen, sondern sah stirnrunzelnd auf Robins Brust hinab. Robins Blick folgte dem seinen.
    Sie erschrak. Ihre linke Brust war angeschwollen, und man konnte deutlich den blau angelaufenen Abdruck einer riesigen Hand erkennen. »Gütiger Gott«, flüsterte Tobias. »War das derselbe, der versucht hat, dich zu töten?«
    Robin nickte. Ja. Ein Mann in Rüstung und Wappenrock eines Tempelritters. Ein Mann wie Bruder Abbé.
    »Gott wird ihn dafür strafen«, sagte Tobias. »Und wenn nicht er, dann wir. Bruder Abbé ist sehr zornig, mußt du wissen. Er ist entschlossen, die feigen Mörder zu finden. Und er pflegt normalerweise immer zu erreichen, was er sich vornimmt, auch wenn man es vielleicht nicht glauben mag, wenn man ihn so sieht.« Er stand auf. »Es wird Zeit für das Gebet. Kann ich dich so alleine lassen?«
    Robin nickte matt. Obwohl sie praktisch gerade erst aufgewacht war, war sie schon wieder müde. Sie signalisierte Bruder Tobias mit Blicken, daß er ruhig gehen könne, und zog die Decke wieder hoch. Tobias trug seine Schale zum Tisch und verließ das Zimmer. Robin schloß erschöpft die Augen.
    Wahrscheinlich wäre sie schon in der nächsten Minute eingeschlafen, hätte sich nicht mit einem Male eine sonderbare Unruhe in ihr breit gemacht. Ihr Herz begann zu klopfen, und sie

Weitere Kostenlose Bücher