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Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hatte das Gefühl, daß sich etwas wie ein unsichtbarer, kalter Schatten über das Zimmer gelegt hatte.
    Es war ihre Gabe, die sich wieder meldete. Etwas Schlimmes geschah oder würde gleich geschehen.
    Sie öffnete die Augen, sah zum Fenster und richtete sich nach kurzem Zögern auf. Ihre Müdigkeit war wie weggeblasen. Sie zögerte noch einmal, dann schwang sie die Beine aus dem Bett, schlang die Decke um die Schultern und ging zum Fenster.
    Im ersten Moment konnte sie kaum etwas sehen. Die Sonne stand noch nicht sehr hoch, und ihre fast waagerecht einfallenden Strahlen stachen schmerzhaft in ihre Augen und ließen sie blinzeln. Aber das Gefühl einer unsichtbaren Bedrohung wurde immer stärker.
    Sie blinzelte, fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen und wartete voller Ungeduld darauf, daß sie sich an das grelle Sonnenlicht gewöhnten. Immerhin sah sie jetzt, daß die Kammer, in der sie aufgewacht war, sich in einem sehr hohen Gebäude befinden mußte; vielleicht in einem Turm. Unter ihr lag ein grob rechteckig geformter Hof, der von einer Ansammlung unterschiedlich großer, mit Holzschindeln gedeckter Gebäude eingerahmt war. In gerader Linie vor dem Fenster, an dem sie stand, befand sich ein wuchtiges Torhaus. Das unheimliche Gefühl von Bedrohung und Gefahr kam von dort. Und es wurde mit jedem Moment stärker. Eine Bewegung auf der anderen Seite des Hofes zog ihren Blick an. Sie beugte sich vor, sah genauer hin - und fuhr erschrocken zusammen. Die Gestalten wirkten über die große Entfernung winzig, aber Robin hätte sie wohl auch erkannt, wenn sie noch viel weiter fort gewesen wären. Sie trugen mattes Silber, Weiß oder Rot… Tempelritter! Das waren Tempelritter!
    Plötzlich, von einem Augenblick auf den anderen, war alles wieder da. Die Nacht, in der ihr Dorf gebrannt hatte. Die schrecklichen Minuten unter der alten Ulme. Die riesenhafte Gestalt des Tempelritters, die sie gegen den Baum preßte … Robin begann am ganzen Leib zu zittern. Sie war verloren! Ihr Alptraum war kein Alptraum gewesen. Sie war im Fegefeuer, und die Dämonen der Hölle machten sich dort unten bereit, um ihre Seele zu holen und…
    Robin kämpfte die aufkommende Panik mit aller Gewalt nieder. Ihr Innerstes war in Aufruhr. Sie ballte die Hände so fest zu Fäusten, daß es weh tat, klammerte sich mit aller Macht an den dünnen, stechenden Schmerz, als wäre er das einzige, was ihren Geist noch davor bewahren konnte, endgültig in die Abgründe des Wahnsinns abzugleiten. Es gab keinen Grund, in Panik zu geraten, hämmerte sie sich selbst ein. Sie hatte schließlich gewußt, wo sie sich befand. Bruder Abbé war der erste gewesen, den sie nach ihrem Erwachen gesehen hatte. Sie hatte gewußt, daß er ein Tempelritter war - und wo einer von ihnen war, da konnten schließlich auch noch mehr sein, oder? Es gab nicht den mindesten Grund, beim Anblick der Templer zu erschrecken!
    Aber es war eine Sache, etwas zu wissen, und eine ganz andere, es mit eigenen Augen zu sehen …
    Robin zwang sich, tief einzuatmen - es tat weh, aber dieser neuerliche Schmerz half ihr im Moment, wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren -, schloß für die Dauer eines Atemzuges die Augen und öffnete die verkrampften Fäuste. Es half. Als sie wieder auf den Hof hinabsah, hatten die gepanzerten Gestalten einen Großteil ihres Schreckens eingebüßt.
    Sie erkannte jetzt, daß es sich bei einer von ihnen um Bruder Abbé handelte. Der kahlköpfige Tempelherr war selbst über die große Entfernung hinweg nicht zu verwechseln. Er war ein gutes Stück kleiner als seine Begleiter, schlug jeden einzelnen von ihnen dafür aber mit Leichtigkeit, was den Leibesumfang anging. Hätte Robin nicht mit eigenen Augen gesehen, wie sich dieser kleine, kurzbeinige Mann im Kampf zu bewegen vermochte, so wäre er ihr schlichtweg lächerlich vorgekommen, vor allem zwischen den anderen, ausnahmslos hochgewachsenen Kreuzrittern.
    Die Tempelritter bewegten sich in einer geraden Linie und ohne Hast über den Hof und auf das Tor zu. Als sie es fast erreicht hatten, tauchten vier Reiter darunter auf. Alle waren schwer bewaffnet und trugen Lanzen und Schild, auf denen ein Robin nur zu vertrautes Symbol prangte: Ein zweiköpfiges Fabeltier. Einer von ihnen trug den linken Arm in einer Schlinge. Robins Atem stockte. Schließlich wußte sie genau, wen sie vor sich hatte.
    Die Reiter kamen nicht etwa gemächlich auf den Hof geritten, sondern sprengten in vollem Galopp herein und hielten

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