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Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Trupp den Hof verließ, dann wandte auch sie sich mühsam um und ging auf etwas wackeligen Beinen zum Bett zurück. Sie spürte plötzlich wieder, wie müde sie war. Die Anstrengung, am Fenster zu stehen, und vor allem wohl auch die Aufregung und die Furcht hatten sie zusätzlich erschöpft. Beinahe mit letzter Kraft erreichte sie das Bett und ließ sich darauf fallen. Als Bruder Tobias wenige Minuten später die Kammer betrat, war sie bereits in einen tiefen und diesmal traumlosen Schlaf gesunken.
KAPITEL 12
    Es mußte wohl so sein, wie Bruder Tobias gesagt hatte - Schlaf war immer noch die beste Medizin. Sie dämmerte den ganzen Tag - und auch noch einen Gutteil des darauffolgenden - mehr oder weniger vor sich hin. Ein paarmal wachte sie auf, wenn Bruder Tobias sich zum Beispiel an dem Verband an ihrem Hals zu schaffen machte oder sie weckte, um ihr einen Schluck Wasser oder einen Löffel lauwarme Suppe einzuflößen, und jedesmal, wenn sie die Augen öffnete, blickte sie als erstes in Salims Gesicht. Später erfuhr sie, daß der junge Tuareg die ganze Zeit an ihrem Bett gesessen und Wache gehalten hatte. Er wurde auf diese Weise innerhalb eines einzigen Tages nicht nur zu einem Vertrauten, sondern beinahe zu so etwas wie einem lieben alten Freund, ganz einfach, weil sein bronzefarbenes Gesicht immer da war, wenn sie die Lider hob, und das erste, was sie sah, stets der besorgte Blick seiner braunen Augen war. Ohne daß es ihr bewußt wurde, begann Salim zu einem ruhenden Pol des Vertrauens und der Wärme für sie zu werden; vielleicht zu dem einzigen sicheren Fels in dem tobenden Ozean einander widerstrebender Empfindungen, in den sich ihr Leben verwandelt hatte.
    Einmal erschien auch Bruder Abbé an ihrem Krankenlager, begleitet von einem weiteren, dunkelhaarigen Mann, den sie kannte und der die Rüstung eines Tempelritters trug; zweifellos einer der fünf, die sie zusammen mit Abbé unten auf dem Hof gesehen hatte. Abbé wirkte sehr besorgt und bestürmte sie mit Fragen, und sie gab sich auch redliche Mühe, sie zu beantworten - schon weil sie spürte, von welch großer Wichtigkeit sie für Abbé waren. Aber es fiel ihr sonderbar schwer, sich auf die Fragen zu konzentrieren. Müdigkeit stieg in Wogen in ihr empor, und manchmal hätte sie selbst nicht sagen können, ob sie nun zur Antwort schon ein- oder zweimal die Augen geschlossen hatte. Schließlich gab Abbé es auf und ging.
    Erst um die Mittagsstunde des nächsten Tages wachte sie wirklich auf. Ihre Müdigkeit war wie weggeblasen, und sie fühlte sich ausgeruht und frisch wie schon lange nicht mehr. Ihr Hals schmerzte, und sie hatte einen üblen Geschmack im Mund; den mittlerweile schon vertrauten Geschmack von Blut und Schleim, aber auch noch von etwas anderem, unbekanntem. Erst jetzt, im nachhinein, erinnerte sie sich, diesen Geschmack die ganze Zeit über gespürt zu haben. Sie nahm an, daß Tobias ihr irgend etwas eingeflößt hatte, was sie müde werden ließ, um ihren Heilschlaf zu fördern, und vielleicht auch ein bißchen, um sie vor Abbés allzu großer Neugier zu schützen.
    Sie setzte sich auf - die Bewegung fiel ihr erstaunlich leicht angesichts dessen, was sie in den letzten Tagen gespürt hatte -, fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen und reckte sich ausgiebig. Das Gähnen, das in ihr emporstieg, unterdrückte sie im letzten Moment, denn vermutlich hätte es nur die Schmerzen in ihrem Hals weiter angestachelt. »Ich muß gestehen, daß Bruder Tobias nicht übertrieben hat.« Robin drehte vorsichtig den Kopf und blinzelte verwirrt. Salim saß neben ihrem Bett und grinste sie geradezu unverschämt an. Seine Anwesenheit war für sie schon so vertraut geworden, daß sie ihn einfach vergessen hatte.
    »Du bist wirklich ein hübsches Mädchen.« Salims Grinsen wurde noch breiter, während sein Blick ganz unverhohlen an ihrem Körper hinabglitt. Auch Robin senkte den Kopf und fuhr dann erschrocken zusammen. Als sie sich aufgesetzt hatte, war die Decke von ihren Schultern gerutscht, und darunter trug sie immer noch nichts. Hastig verhüllte sie sich wieder und warf Salim einen gespielt ärgerlichen Blick zu.
    Salims Grinsen wurde nun eindeutig unverschämt. Seine Zähne, die von einem so strahlenden Weiß waren, wie Robin es noch nie zuvor gesehen hatte, blitzten regelrecht. Er legte die flachen Hände überkreuz auf die Brust und neigte in einer demütigen Geste das Haupt so tief, daß seine Stirn die Bettkante berührte. »Bitte verzeiht mir,

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