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Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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einer offenstehenden Tür vorbeikamen. Die Kammer, in die sie blickte, war winzig - kaum breiter als die Tür selbst und höchstens fünf Schritte lang. Sie bot gerade Platz für ein Bett, das alles andere als bequem aussah, einen niedrigen dreibeinigen Schemel und eine hölzerne Truhe. Ein großes, geschnitztes Kreuz hing an der dem Bett gegenüberliegenden Wand. Das war alles. Selbst das Haus, in dem sie aufgewachsen war, kam ihr gegen diese winzige Zelle großzügig und luxuriös vor. Und das sollte der sagenhafte Reichtum der Tempelritter sein, von dem Jan erzählt hatte? Wo waren all das Gold, die Edelsteine und kostbaren Stoffe, von denen der junge Ritter ihr vorgeschwärmt hatte?
    Auch als Salim die Tür am Ende des Flures öffnete und sie den dahinterliegenden Raum betraten, entdeckte sie wenig von all den erwarteten Schätzen. Der Raum war sehr viel größer als die Zelle, die sie gesehen hatte, aber kaum weniger bescheiden eingerichtet. Es gab einen langen, aus schweren Eichenbalken gefertigten Tisch, der Platz genug für ein halbes Dutzend Stühle an beiden Seiten und einen etwas größeren Stuhl mit geschnitzten Lehnen am Kopfende bot, und an der Wand neben der Tür das allgegenwärtige Holzkreuz, diesmal gut mannsgroß. Ein kleiner Altar an der gegenüberliegenden Wand und ein großer Schrank mit geschnitzten Türen vervollständigte die Einrichtung. Immerhin war es der erste Raum, den sie hier sah, dessen Wände nicht vor Schmutz starrten. Salim schloß die Tür und machte eine weit ausholende Geste. »Bruder Abbés Officium.« So wie er das sagte, schien es sich wohl um etwas ganz Besonderes zu handeln, aber Robin konnte an diesem Raum nichts Außergewöhnliches erkennen. Geros Stube war größer gewesen und weitaus besser eingerichtet.
    »Komm.« Salim machte eine einladende Geste, ging mit schnellen Schritten voraus und öffnete zu Robins Verwirrung den Schrank. Er war vollkommen leer, viel größer, als sie erwartet hatte, und er war in Wahrheit auch gar kein Schrank. Er hatte keine Rückwand. Wo sie sein sollte, lag ein kleines, fensterloses Zimmer, das gerade Platz für einen einzelnen Stuhl bot.
    »Eins von Bruder Abbés kleinen Geheimnissen«, sagte Salim spöttisch, als sie keine Anstalten machte, den Schrank zu betreten, sondern ihn nur fragend ansah. »Er hat eine Menge davon, aber ich fürchte, sie sind nicht alle so harmlos wie dieses. In diesem Raum werden manchmal Dinge von großer Wichtigkeit besprochen. Da erweist es sich schon einmal als recht nützlich, wenn einer zuhört, ohne daß es jedermann weiß.« Er wiederholte seine einladende Geste. »Keine Sorge. Niemand kann dich sehen, wenn du dort drinnen bist.«
    Robin gehorchte zögernd, nicht nur weil sie ohnehin keine andere Wahl hatte, sondern weil sie mittlerweile auch kaum noch stehen konnte. Der Weg über den Hof und hier herauf hatte sie doch sehr ermüdet. Sie mußte sich mit einer Hand an der Tischkante festhalten, während sie zum Schrank ging, und als Salim ihr diesmal seine Hand entgegenstreckte, schlug sie sie nicht aus.
    Salim stellte den Stuhl unmittelbar hinter den Schranktüren auf, wartete, bis sie darauf Platz genommen hatte, und zog die Türen dann zu. Es wurde dunkel, aber nicht stockfinster. In die Tür war eine Anzahl kleiner Öffnungen eingelassen, durch die man nahezu den ganzen Raum auf der anderen Seite überblicken konnte, und durch die überraschend viel Licht hereinfiel.
    Robin spürte, wie Salim hinter sie trat, dann legte sich seine schmale, aber sehr kräftige Hand auf ihre Schulter. Robin wollte sie abstreifen, überlegte es sich dann aber anders.
    Sie warteten.
KAPITEL 14
    Es verging noch mindestens eine halbe Stunde, bis die Tür auf der anderen Seite des Raumes aufging und zwei Männer in der Kleidung der Tempelritter hereinkamen - Bruder Jeromé und ein etwas jüngerer, kräftig gebauter Mann, den Robin nicht kannte. Sie nahmen auf den Stühlen rechts und links des Kopfendes Platz, und nur wenige Minuten später betrat auch Bruder Abbé das Officium. Auch er trug das Gewand eines Tempelritters, hatte jedoch, im Gegensatz zu den beiden anderen, keine Waffen bei sich - aber vielleicht wirkte er gerade dadurch viel beeindrukkender als sie. Eine stumme Autorität ging von ihm aus, wie sie Robin bisher schon öfter an dem Tempelherrn aufgefallen war: etwa an dem Morgen, an dem sie Jan und die beiden anderen zu Grabe getragen hatten.
    Neben ihr raschelte grober Stoff, dann berührte etwas Hartes und

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