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Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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angenommen zu haben, und als sie im ersten Stock angelangt waren, zitterten ihre Knie so stark, daß sie sich hinsetzen mußte, um einen Moment auszuruhen.
    »Wenn es nicht geht, dann gehe ich zu Bruder Abbé und sage ihm, daß er auf deine Hilfe verzichten muß«, sagte Bruder Tobias ernst. Robin schüttelte den Kopf, aber er fuhr unbeirrt fort: »Ich weiß, daß du glaubst, ihm diesen Gefallen schuldig zu sein - aber nichts ist so wichtig, daß es sich lohnt, sein Leben dafür aufs Spiel zu setzen.«
    So, wie er es sagte, klangen seine Worte wirklich überzeugend, und Robin mußte wieder an den nicht ganz ernst gemeinten Streit zwischen ihm und Abbé denken, dessen Zeuge sie vor ein paar Tagen geworden war. Sie war aber plötzlich gar nicht mehr so sicher, daß es sich tatsächlich nur um ein scherzhaftes Geplänkel gehandelt hatte. Zweifellos war Bruder Abbé derjenige, der hier das Sagen hatte - aber ebenso zweifellos endete seine Autorität dort, wo es um das Wohl derer ging, die ihr Leben und ihre Gesundheit in Tobias’ Hände gelegt hatten. Zumindest schien der Mönch mit den schlanken Händen und dem asketischen Gesicht fest entschlossen, es schlimmstenfalls auf eine Konfrontation ankommen zu lassen.
    Das wollte sie nicht. Tobias hatte ihr das Leben gerettet. Abgesehen von ihrer Mutter war er vielleicht der einzige Mensch auf der Welt, der jemals ganz selbstlos etwas für sie getan hatte. Sie stand schon jetzt so tief in seiner Schuld, daß der Rest ihres Lebens wohl nicht reichen würde, um sie wieder zurückzuzahlen. Sie gab ihm mit Gesten zu verstehen, daß mit ihr alles in Ordnung sei und sie nur einen Moment brauchte, um wieder zu Atem zu kommen.
    »Wie du willst«, sagte Tobias. Er wirkte wenig begeistert, versuchte aber nicht noch einmal, sie zu überreden. »Aber wir haben nicht sehr viel Zeit. Abbés Officium liegt auf der anderen Seite des Hofes, und es ist schon fast Zeit für das Gebet.«
    Robin streckte die Hand nach dem Treppengeländer aus, um sich in die Höhe zu ziehen, aber nun kam ihr Salim zur Hilfe.
    »Dann eilt Euch doch, um rechtzeitig zu Eurem Gebet zu kommen, Tobias«, sagte er. »Ich bleibe hier bei ihr, bis sie wieder zu Kräften gekommen ist.«
    Tobias wirkte unschlüssig. »Bruder Abbé hat mir eindeutig aufgetragen, sie nicht aus den Augen zu lassen«, sagte er.
    »Aber ich bin doch Euer Auge und Euer Ohr«, sagte Salim lächelnd. »Wovor fürchtet Ihr Euch? Daß ich sie entführe und ein Lösegeld für sie fordere? Oder daß ihre Genesung plötzlich auf wundersame Weise Fortschritte macht und sie sich auf ein Pferd schwingt und davonreitet?« Er schüttelte den Kopf. »Geht zu Euren Brüdern und betet mit ihnen zusammen zu Eurem Christengott, Tobias - bevor Ihr am Ende noch eine Sünde begeht, für die Ihr in der Hölle schmoren müßt.«
    Er lachte bei diesen Worten, aber es war seltsam: Für einen ganz kurzen Moment schien es Robin, als hätte sich alles ins Gegenteil verkehrt, als wäre plötzlich er der Herr und Tobias der Sklave. Irgend etwas, das sich hinter seinem fast kindlichen Lachen verbarg, machte seine Worte zu einem Befehl, dem Tobias nahezu widerspruchslos gehorchte. »Also gut«, sagte er. »Aber du haftest mit deinem Leben dafür, daß sie im Officium ist, sobald wir das Gebet beendet haben.«
    »Das werde ich«, versprach Salim feierlich, senkte sein Haupt und fügte halblaut und mit einem Grinsen in Robins Richtung hinzu: »Was immer das Leben eines Sklaven wert sein mag.«
    »Hüte deine Zunge, Sarazene«, grollte Tobias. »Bevor du sie verlierst.« Er ging, am Anfang noch langsam und gemessenen Schrittes, dann, kaum daß er außer Sichtweite war, polterte er regelrecht die Treppe hinunter und schien zu rennen. Robin hatte keine Ahnung von den Gepflogenheiten der Tempelritter, aber ein Gebet mußte hier wohl einen vollkommen anderen Stellenwert haben, als sie es gewohnt war. »Ich dachte schon, er geht gar nicht mehr!« Salim ließ sich mit einem Seufzen auf die gleiche Treppenstufe sinken wie Robin und blickte stirnrunzelnd in die Richtung, in der Tobias verschwunden war.
    »Wie ist es - reicht dir eine kleine Pause, oder soll ich dich den Rest des Weges tragen? Es macht mir nichts aus. Ich bin stark genug.« Robin schüttelte heftig den Kopf, und Salim lachte. »Du gefällst mir, weißt du das? Du könntest fast eine Tuareg-Frau sein. Natürlich sind sie viel schöner, als ein Christenweib jemals sein könnte - aber du bist genauso stolz und stark wie eine

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