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Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Hühnern verursacht, die auf dem Hof nach Futter pickten. Es roch nach Mist, schmorender Holzkohle und frisch gemähtem Heu. Wo waren all die Ritter? Wo waren die Krieger, von denen Jan erzählt hatte, das mächtige Heer, das hier ausgebildet wurde, um das Heilige Land und die Stadt Christi aus der Tyrannei der Muselmanen zu befreien? Salim registrierte ihre neugierigen Blicke, deutete sie aber vollkommen falsch. »Sieh dich nur gründlich um«, sagte er. »Diese Gelegenheit wirst du so schnell nicht wieder bekommen. Normalerweise darf keine Frau diesen Ort betreten. Deine gottesfürchtigen Freunde sind da ziemlich eigen. Wenn Bruder Abbé nicht ein gutes Wort für dich eingelegt hätte, dann hätte ich dich vorgestern nacht nicht einmal hierherbringen dürfen. Die anderen Tempelherren sind nicht begeistert von deinem Hiersein. Bruder Jeromé schäumt immer noch vor Wut - aber das hast du ja schon selbst gemerkt.« Er sah sie fragend an. »Woher kennst du Bruder Abbé?«
    Die Frage kam so überraschend, daß Robin sie vermutlich ganz automatisch beantwortet hätte, wenn sie in der Lage gewesen wäre zu sprechen.
    »Ich weiß, ich weiß, du kannst nicht antworten«, fuhr Salim fort. »Und wenn du es könntest, würdest du es nicht tun. Vielleicht ist es sogar besser so. Aber ich wüßte zu gerne, woher Abbé dich kennt. Ich habe sein Gesicht gesehen, als ich dich hereingebracht habe … Ich glaube, er wäre nicht unbedingt vor Kummer vergangen, wenn es Tobias nicht gelungen wäre, dein Leben zu retten.«
    Robin war regelrecht erleichtert, daß sie in diesem Moment ihr Ziel erreicht hatten und Salim verstummte. Allmählich wurde ihr der junge Tuareg fast unheimlich. Entweder war er ein wirklich scharfsinniger Beobachter, oder es stimmte, was man über die Muselmanen erzählte, daß sie über dämonische Kräfte verfugten.
    Im Inneren des Gebäudes war es so kühl, daß sie im ersten Moment fror. Durch die Tür fiel helles Sonnenlicht herein, aber als Salim sie hinter ihr schloß, schien die Nacht zurückzukehren, denn es gab nur ein einziges, schmales Fenster. Immerhin konnte sie erkennen, daß sie sich in einer weitläufigen, allem Anschein nach vollkommen leeren Halle befanden, von der zahlreiche Türen abzweigten. Einziger Wandschmuck war ein doppelt mannsgroßer, weißer Teppich, auf dem das blutrote Tatzenkreuz der Tempelritter prangte. Eine breite Treppe aus Holz führte im hinteren Teil der Halle nach oben, und in der Luft lag eine verwirrende Mischung der gegensätzlichsten Gerüche: Weihrauch und frisches Heu, eine sachte Spur des offenbar allgegenwärtigen Pferdemists, aber auch der Geruch von gebratenem Fleisch, der Robin nicht nur auf der Stelle das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ, sondern ihren Magen auch zu einem hörbaren Knurren veranlaßte. Immerhin hatte sie in den letzten Tagen so gut wie nichts gegessen.
    Salim grinste, enthielt sich aber jeden Kommentars und deutete stumm auf die Treppe. Er streckte die Hand aus, aber Robin ignorierte sie und ging aus eigener Kraft weiter, wenn auch mit etwas wackeligen Knien. Dabei hätte sie in diesem Moment selbst nicht einmal sagen können, warum. Es war keineswegs so, daß ihr Salims Hilfe oder gar seine Berührung unangenehm gewesen wäre. Aber vielleicht war ja auch ganz genau das der Grund.
    Langsam, aber aus eigener Kraft, ging sie die Treppe hinauf. Salim bot ihr nicht noch einmal seine Hilfe an, ging aber dicht neben ihr her, um im Notfall rasch zugreifen zu können. Er maß sie mit verstohlenen Blicken, in denen sich Überraschung mit einer Art widerwilliger Bewunderung mischte. Robin ihrerseits erfüllte dieser Blick mit Stolz.
    Die Treppe endete auf einem hohen, ebenfalls sehr düsteren Flur, der sich in beiden Richtungen über die gesamte Länge des Gebäudes zu erstrecken schien. Es gab keine Fenster, sondern nur eine Anzahl schmaler Türen, in die in Augenhöhe kleine Gucklöcher eingelassen waren. Das wenige Licht, das durch diese Öffnungen hereindrang, reichte kaum aus, um in beiden Richtungen bis zum Ende des Flures sehen zu können.
    Salim deutete nach links und legte dann unsinnigerweise den Zeigefinger über die Lippen. Dann fuhr er zusammen, machte eine entschuldigende Geste und grinste verlegen.
    Sie setzten sich in Bewegung. Salims Ziel war offensichtlich die geschlossene Tür ganz am Ende des Korridors, aber Robin ließ natürlich die Gelegenheit nicht verstreichen, einen Blick in einen der angrenzenden Räume zu werfen, als sie an

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