Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Morgensterns, sondern etwas Weicherem, dessen Wucht aber trotzdem ausreichte, sie aus dem Gleichgewicht zu bringen und ungeschickt gegen die Wand prallen zu lassen; vermutlich eine Hand. Robin rollte keuchend herum, riß die Arme vor das Gesicht und sah die Gestalt des Angreifers riesig und verzerrt über sich emporwachsen. Sein Gesicht war mit einem schwarzen Tuch maskiert, so daß sie es nicht erkennen konnte, aber seine Augen blickten mit einer Mischung aus Haß und kalter Entschlossenheit auf sie herab.
    Robin wollte sich zur Seite werfen, aber der Mann stieß sie mit solcher Kraft wieder gegen die Wand, daß ihr die Luft wegblieb. Er war zu nahe, um seine heimtückische Waffe einzusetzen, also schlug er ihr mit der flachen Hand so wuchtig ins Gesicht, daß ihr Kopf gegen die Wand prallte und sie halb benommen in die Knie sank. Er schob den Morgenstern unter seinen Gürtel und zog statt dessen einen schmalen, beidseitig geschliffenen Dolch mit einer mehr als handlangen Klinge. Mit einer raschen Bewegung griff er brutal in ihr Haar, riß sie daran in die Höhe und zielte mit dem Dolch in der anderen Hand auf ihr Herz.
    Robin trat nach seinem Knie. Sie traf, aber da er unmittelbar vor ihr stand, tat sie ihm wahrscheinlich nicht einmal weh. Immerhin brachte sie ihn aus dem Gleichgewicht, und da sie im gleichen Moment in einer verzweifelten Bewegung den Oberkörper zur Seite drehte, traf das Messer nicht ihr Herz, sondern schrammte nur an ihrem Oberarm entlang und hinterließ eine heftig brennende Spur auf ihrer Haut. Der Kerl grunzte wütend, ließ ihr Haar los und versuchte statt dessen, nach ihrem Gesicht zu greifen.
    Robin biß ihm in die Hand. Ihre Zähne gruben sich in seine Finger und preßten mit aller verzweifelten Kraft zu. Der Mann brüllte vor Schmerz, warf sich zurück und versuchte sich loszureißen, aber Robin biß nur noch kräftiger zu. Sie schmeckte Blut und konnte spüren, wie seine Knochen unter dem Druck ihrer Kiefer knackten, und vermutlich hätte sie ihm tatsächlich einen oder gar mehrere Finger abgebissen, hätte er ihr nicht in diesem Moment mit der anderen Hand einen Hieb vor die Schläfe versetzt, der ihr fast das Bewußtsein raubte.
    Für einen Moment war sie wehrlos. Sie wankte. Alles drehte sich um sie, und sie brach nur deshalb nicht zusammen, weil sie schon halb besinnungslos an der Wand lehnte. Hätte der Angreifer den Moment ausgenutzt, hätte er sie töten können, ohne daß sie auch nur Widerstand leistete.
    Der Bursche verzichtete aber darauf. In dem immer hektischer werdenden Flackern der Blitze sah sie, daß auch er zwei, drei Schritte zurückgetaumelt war und die Hand unter die linke Achsel gepreßt hatte. Er krümmte sich vor Schmerz. Der Dolch war seiner anderen Hand entglitten und zu Boden gefallen. Seine Spitze war abgebrochen, als er gegen die Wand geprallt war.
    »Verdammt! Miststück!« stöhnte er. »Du hast mir fast die Hand abgebissen! Das wirst du mir bezahlen! Ich wollte es schnell tun, aber jetzt wirst du leiden!« Er lachte. »Schreien kannst du ja nicht, nicht wahr?« Das Dröhnen hinter Robins Schläfen ließ allmählich nach. Ihr Herz hämmerte, als wolle es zerspringen, und sie zitterte noch immer am ganzen Leib, aber ihre Kräfte kehrten rasch wieder zurück. Trotzdem blieb sie in unveränderter Haltung stehen und tat so, als könne sie sich nur noch mit letzter Kraft auf den Beinen halten. Sie hatte nur noch eine einzige, verzweifelte Chance.
    Und sie nutzte sie.
    Der Angreifer kam wieder näher, maß sie mit einem lauernden Blick und bückte sich, um seinen Dolch aufzuheben. Robin legte jedes bißchen Kraft, das ihr noch geblieben war, in eine einzige verzweifelte Bewegung und trat ihm ins Gesicht.
    Der Mann brüllte vor Überraschung und Schmerz und kippte nach hinten, und Robin stieß sich von der Wand ab, sprang mit dem Mut der Verzweiflung einfach über ihn hinweg und stürmte aus der Tür. Nach drei Schritten prallte sie gegen eine Gestalt, die scheinbar aus dem Nichts vor ihr auftauchte.
    Diesmal verlor sie das Gleichgewicht. Sie prallte ungeschickt gegen die Wand und fiel auf die Knie herab. Etwas Heißes spritzte auf ihre Hände und ihr Gesicht, und in der Dunkelheit vor ihr erscholl ein wütender Fluch. »Was zum Teufel…?«
    Zwei grelle Blitze flammten nahezu gleichzeitig auf und enthüllten ihr die Gestalt von Bruder Tobias, der dicht vor ihr mit fast komisch aussehenden Bewegungen um sein Gleichgewicht kämpfte - ein Unterfangen, das noch

Weitere Kostenlose Bücher