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Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Robin zog sich wieder ins Zimmer zurück, wischte sich das nasse Haar aus der Stirn und versuchte, sich über ihre widersprüchlichen Gefühle klarzuwerden. Ihr Innerstes war noch immer in Aufruhr. Vielleicht redete sie sich ja auch alles nur ein. Seit gut einer Woche befand sie sich in einem Ausnahmezustand. In diesen wenigen Tagen war beinahe mehr geschehen als in den fünfzehn Jahren ihres gesamten Lebens zuvor. Sie durfte jetzt nicht anfangen, in jeder kleinen Geste eine Verschwörung und hinter jedem Schatten einen Hinterhalt zu vermuten.
    Sie sah nervös zur Tür, sagte sich aber plötzlich, daß Salim noch gar nicht zurück sein konnte. In den letzten Tagen hatte sie sich mehr als einmal gewünscht, wenigstens für eine oder zwei Stunden allein zu sein. Jetzt sehnte sie Salims Rückkehr herbei. Selbst Bruder Tobias mit seinem dreimal vermaledeiten Kräutertee wäre ihr in diesem Moment lieber gewesen als die Einsamkeit, die ganz plötzlich zu ihrem Feind geworden war.
    Ein plötzliches, blauweißes Flackern erhellte die Kammer und ließ Robin erschrocken die Augen zusammenpressen. Als es erlosch, war die Dunkelheit ungleich intensiver. Der dazugehörige Donnerschlag erfolgte fast augenblicklich. Das Gewitter schien nun fast unmittelbar über der Komturei zu toben.
    Trotzdem ging sie noch einmal zum Fenster, hob schützend die Hand vors Gesicht und sah hinaus. Der Hof war menschenleer. Der Wind war nicht nur spürbar kälter geworden, sondern hatte deutlich an Kraft zugenommen und peitschte den Regen in dichten Schwaden über den Hof; wie große, silberne Spinnweben, die beständig ihre Form wechselten. Eine einsame Gestalt in einer vor Nässe triefenden Kutte hastete mit gesenktem Kopf durch den Regen, das war alles.
    Als Robin vom Fenster zurücktrat und sich herumdrehte, erhellte ein weiterer, greller Blitz die Kammer. In dem jäh auflodernden weißblauen Licht erkannte sie eine riesenhafte, schwarze Gestalt, die im Türrahmen erschienen war und drohend auf sie herabsah.
    Robin prallte erschrocken zurück, schlug die Hand vor den Mund und schalt sich gleich darauf in Gedanken eine Närrin. Natürlich war es weder ein Riese noch ein Dämon, sondern nur Salim, der zurückkam, um ihr Bericht zu erstatten. Licht und Schatten hatten ihre Augen genarrt, das war alles. Sie atmete erleichtert auf und machte einen Schritt auf den Tuareg zu, und die faustgroße Eisenkugel eines Morgensterns schlug Funken und Steinsplitter genau dort aus der Wand, wo sich ihr Kopf befunden hätte, wäre sie stehengeblieben.
    Robin keuchte vor Schrecken, warf sich zur Seite und prallte schmerzhaft mit der Hüfte gegen die Bettkante. Sie strauchelte, versuchte ihren Sturz abzufangen und warf sich dann statt dessen mit aller Kraft nach vorne, als sie spürte, daß es ihr nicht gelingen würde. Sie vollführte eine mehr unfreiwillige, trotzdem aber sehr schnelle Rolle übers Bett, in dem sie die letzten sechs Nächte verbracht hatte, griff Halt suchend um sich und landete einen halben Meter tiefer auf dem harten Steinboden. Der Aufprall trieb ihr die Luft aus den Lungen, aber der Sturz rettete ihr vermutlich das Leben, denn der Angreifer hatte keineswegs aufgegeben. Der Morgenstern sauste wuchtig auf das Bett hinab und zertrümmerte es. Holzsplitter, zerrissener Stoff und Stroh regneten auf sie herab, und zum ersten Mal gab der unheimliche Angreifer einen Laut von sich: Ein unwilliges Knurren, wie das eines tollwütigen Hundes, dem seine schon sicher geglaubte Beute im letzten Moment doch noch zu entkommen drohte.
    Irgendwie gelang es Robin, wenigstens halbwegs auf die Füße zu kommen, während der Angreifer noch damit beschäftigt war, seine Waffe aus den Überresten des zusammengebrochenen Bettes zu befreien. Sie stolperte in Richtung Tür, prallte im Dunkeln und orientierungslos vor Angst erneut gegen ein Hindernis und wurde zur Seite geworfen. Hinter ihr näherten sich schwere Schritte. Metall klirrte. Robin warf sich blindlings zur Seite, zog den Kopf zwischen die Schultern und betete, daß sie die richtige Richtung gewählt hatte. Der Morgenstern zertrümmerte den Tisch, gegen den sie gerade gestolpert war, und erneut hörte sie dieses wütende, fast tierhafte Knurren.
    Das Flackern eines Blitzes zeigte ihr, daß sie auf dem besten Wege war, gegen die Wand neben der Tür zu rennen. Sie warf sich blitzschnell nach links, spürte eine Bewegung hinter sich und wurde von etwas an der Schulter getroffen; nicht der tödlichen Wucht des

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