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Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zusätzlich dadurch erschwert wurde, daß er einen Krug mit einer dampfend heißen Flüssigkeit in den Händen balancierte. Ein unglaublich lauter, rollender Donnerschlag verschluckte den Rest seiner Worte und bewahrte ihn so davor, sich noch weiter zu versündigen.
    Mit einiger Mühe fand er sein Gleichgewicht wieder, und Robin rappelte sich mühsam hoch und sah hinter sich. Von dem Angreifer war noch nichts zu sehen, aber sie konnte in den Pausen zwischen den Donnerschlägen hören, wie er aufstand und sich polternd durch das Zimmer bewegte. Sie wollte weiterrennen, aber Tobias griff blitzschnell zu und hielt sie mit überraschender Kraft fest.
    »Kind, was ist denn nur los?« keuchte er. »So beruhige dich doch! Du bist ja vollkommen…«
    Er brach ab. Ein grellweißer Blitz zerriß die Nacht außerhalb des Turms und verwandelte sein Gesicht in eine wächserne Totenmaske, deren schreckgeweitete Augen auf einen Punkt irgendwo hinter ihr gerichtet waren. Robin riß sich endgültig los, fuhr in der gleichen Bewegung herum und sah den maskierten Angreifer mit gewaltigen Schritten auf sich zustürmen. Seine rechte, heftig blutende Hand hielt jetzt wieder den Morgenstern, dessen stachelbewehrte Kugel sich in ein silbern fließendes, tödliches Rad dicht über seinem Kopf verwandelt hatte. Er war noch zwei Schritte entfernt, dann noch einen, und Bruder Tobias reagierte mit einer Schnelligkeit und vor allem Kaltblütigkeit, die sie ihm niemals zugetraut hatte.
    Mit einem blitzschnellen Schritt trat er zwischen sie und den maskierten Mörder, hob seinen Krug und schüttete ihm dessen brühheißen Inhalt ins Gesicht. Der Angreifer heulte vor Schmerz auf und kam ins Stolpern. Die Kugel seines Morgensterns prallte gegen die Wand, und die Waffe wurde ihm aus der Hand gerissen und hätte ihn um ein Haar am Kopf getroffen, als sie davonflog.
    Bruder Tobias machte einen hastigen Schritt zur Seite, als der Bursche an ihm vorbeistolperte, hob seinen Krug und schlug ihn der maskierten Gestalt mit solcher Gewalt auf den Schädel, daß er zerbrach. Der Angreifer fiel mit weit vorgestreckten Armen aufs Gesicht, schlitterte noch ein kleines Stück weiter und blieb benommen liegen. Tobias ergriff Robins Arm und zerrte sie so schnell hinter sich her auf die Treppe zu, daß sie ins Stolpern geriet und beinahe gestürzt wäre.
    »Schnell!« keuchte er. »Die Treppe hinunter! Lauf!« Robin fand mit einiger Mühe ihr Gleichgewicht wieder, hatte aber trotzdem Schwierigkeiten, mit Tobias Schritt zu halten. Der Mönch war alt genug, um ihr Großvater sein zu können, vermochte sich aber behender und schneller zu bewegen als sie.
    Über ihnen erscholl plötzlich ein wütendes Gebrüll, das sich mit dem nunmehr fast ununterbrochen rollenden Donner vermischte und Robin schier das Blut in den Adern gerinnen ließ. Sie warf einen gehetzten Blick über die Schulter zurück und sah, wie der Angreifer die oberste Stufe heruntertaumelte und hastig nach dem Geländer griff, als er das Gleichgewicht zu verlieren drohte. Er brüllte ununterbrochen vor Wut und Schmerz; keine Worte, sondern nur ein unartikuliertes, keuchendes Geschrei, das ihm auch noch den Rest jeglicher Menschlichkeit nahm. »Schneller!« keuchte Tobias. »Lauf! Warte nicht auf mich!« Noch ehe Robin wirklich begriff, was er überhaupt meinte, ließ Tobias ihr Handgelenk los, ergriff sie aber unmittelbar darauf am Ellbogen und schob sie so schwungvoll an sich vorbei die Treppe hinunter, daß sie schon wieder um ihr Gleichgewicht kämpfen mußte. Sie legte den Rest des Treppenabsatzes unfreiwillig zurück, indem sie immer zwei, manchmal auch drei Stufen auf einmal übersprang, und fand ihre Balance erst auf dem nächsten Absatz ungeschickt wieder. Sie hielt nicht an, sondern stürmte mit unvermindertem Tempo weiter, sah sich aber im Laufen um. Tobias stürmte hinter ihr die Treppe herab, war aber schon ein gutes Stück zurückgefallen und entfernte sich immer weiter, obwohl sie wußte, daß er sie mit Leichtigkeit hätte einholen können.
    Sie wußte auch genau, warum, und der Gedanke erfüllte sie mit einem Gefühl hilflosen Entsetzens. Sie wollte nicht, daß dieser sanftmütige alte Mann sich für sie opferte, aber alles ging so entsetzlich schnell. Die Dinge schienen sich auf furchtbare Weise verselbständigt zu haben, als wäre ihr freier Wille einfach ausgeschaltet und sie selbst nicht mehr als Teil eines Geschehens, dessen Verlauf und Ende längst festgelegt waren. Sie war nicht

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