Die Templerverschwoerung
ließ sich der Franzose hören:
»Mein lieber Polizist, jetzt nimmt Ihr Auftritt absurde Züge an. Sie behandeln mich wie einen gewöhnlichen Kriminellen. Als Großmeister des Ordens der Tempelritter kann ich von Ihnen Respekt, wenn nicht gar Ehrerbietung erwarten. Die Tötungen in Cambridge waren für unseren Zweck notwendig und für unsere Geheimhaltungspflicht unabdingbar. Ebenso die Exekutionen in Washa Meskel. Sie sind sämtlich Opfer für einen Gott des Zorns. Die beiden Mönche,die zu meiner Linken knien, werden ebenfalls Opfer sein – die ersten im Angesicht der Lade des Herrn der Heerscharen.«
Plötzlich bemerkte Conor zu seiner Rechten eine kurze Bewegung. Mihret neben ihm hielt den Atem an und hob die Waffe. Die beiden Templer mit den Messern hatten den knienden Mönchen die Kehlen durchgeschnitten. Ein grauenvolles Gurgeln war zu hören, und die Mönche fielen nach vorn in ihr Blut. Einer der Templer stieß einen Triumphschrei aus. Als Conor die Waffe hob und auf die beiden Männer schießen wollte, die gerade die Mönche umgebracht hatten, rief de Chevillon warnend: »Nicht so eilig, Mr. Polizist. Senken Sie die Waffe und schauen Sie sich um. Sofort!«
Widerwillig drehte Conor sich um. Hinter ihnen standen vier Männer im Gewand der Tempelritter. Sie hatten Maschinenpistolen im Anschlag und wirkten in dem Kerzenlicht an der Tür wie Dämonen.
Gershom hob die Waffe, um auf sie zu schießen. Aber einer von ihnen war schneller und streckte ihn mit einer Salve nieder. Mariyam schrie auf und beugte sich zu ihrem toten Freund hinab.
»Legen Sie sofort die Waffen auf den Boden! Alle. Auf der Stelle. Tun Sie, was ich sage!«
Einer nach dem anderen legte die Waffe ab. Conor hatte die Stimme erkannt. Unter den Männern an der Tür stand Greg Oliver, Daniel Ferrys Partner. Er wirkte zornig und entschlossen.
De Chevillon hob die Hand.
»Das reicht, Greg. Wir können nicht noch mehr Schüsse in der Nähe der Bundeslade riskieren. Nehmt ihnen die Waffen ab. Sie sind genau zur rechten Zeit hier aufgetaucht.«
Greg und die drei anderen begannen, die Waffen Conorsund seiner Mannschaft einzusammeln. Sie agierten drohend und brutal, als seien sie in der Tat Kreuzritter und die anderen nur niedere Sarazenen, die getötet werden mussten.
Aber als sie noch zwischen den Männern umhergingen, griff Gebre Hana in die Tasche und zog etwas hervor, das bei dem trüben Licht nicht klar zu erkennen war. Rasch rief er auf Amharisch: »Finger in die Ohren, Augen zu!«
Die Templer verstanden nichts. Weshalb sollten sie sich auch um die primitive Sprache dieser weit unter ihnen stehenden Schwarzen kümmern? Daher konnten sie nicht reagieren. Gebre Hana zog am Ring der Blendgranate und warf sie ein paar Meter von sich. Alle Äthiopier taten, wie ihnen geheißen. Der Donnerschlag und der Blitz, die dann folgten, machten alle zeitweilig blind und taub. Allein die Äthiopier schienen wenig davon zu merken. Alle anderen, darunter Conor, verloren weitgehend die Orientierung.
»Bringen wir es zu Ende!«, rief Mehrit. Während die Templer umherwankten, einige zu Boden sanken und andere sich aufzuraffen versuchten, nahmen die Äthiopier ihre Waffen und die ihrer Gegner an sich. Wendimu öffnete rasch die Tasche mit den Handfesseln und verteilte sie. Binnen zwei Minuten waren alle Tempelritter gefesselt. Mariyam nahm Conor bei der Hand und hieß ihn, sich in der Nähe der Bundeslade niedersetzen, sprach sanft auf ihn ein und half ihm, wieder zu sich zu kommen. Der Bundeslade war nichts geschehen. Blendgranaten richten nur auf kurze Entfernung Schaden an. Allerdings waren die meisten Kerzen von der Druckwelle erloschen. Aber sie hatten ja Taschenlampen bei sich, und Bedilu steckte einige Kerzen wieder an. Allmählich wurde es heller im Raum. Desta und Mechela gingen hinaus, um zu kontrollieren, ob es weitere Templer gab, die der Knall alarmiert haben könnte. Aber niemand zeigte sich. Schwerbewaffnet,gingen die Männer durch die anderen Häuser, um nachzuschauen, was dort zu finden war.
Die Templer kamen langsam wieder zu sich. Paul-Henri de Chevillon war plötzlich nicht mehr der arrogante Aristokrat, den er zuvor gegeben hatte, sondern eher ein eingeschüchterter Mann, der begriff, dass er seine Anonymität eingebüßt hatte und nun seinem Ende entgegensah.
Conor hatte Mühe, wieder auf die Beine zu kommen. Mariyam musste ihn immer noch stützen. Er wollte die Lage unter Kontrolle bringen, de Chevillon und dessen Leute festnehmen,
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