Die Templerverschwoerung
bevor sie wieder ganz bei sich waren und zu fliehen versuchten.
»Hören Sie mir zu, wie immer Sie heißen«, sprach er den Anführer an. »Ich bin Polizist und berechtigt, Sie festzunehmen. Ich lasse Sie nach Cambridge schaffen und dort wegen Massenmord vor Gericht stellen. Bevor wir aufbrechen, nehmen Sie Folgendes zur Kenntnis: Sie haben die Möglichkeit, mir freiwillig nach Großbritannien zu folgen, wo Sie ein fairer Prozess erwartet. Angesichts der schrecklichen Taten, die Sie auf Ihrem Gewissen haben, ist für Sie keine geringere Strafe als mehrfach lebenslänglich zu erwarten. Das scheint kein besonders gutes Angebot zu sein, aber ich weise Sie darauf hin, dass in Äthiopien, wo Sie so viele weitere Verbrechen begangen haben, für mehrere schwere Vergehen wie Mord, Hochverrat, bewaffnete Verschwörung und Genozid die Todesstrafe verhängt wird. Dafür dürften Sie in mehreren Fällen in Frage kommen und die anderen wohl auch. Sollten Sie jedoch lebenslange Haft in einem britischen Gefängnis der Hinrichtung in Äthiopien vorziehen, bin ich bereit, mich dafür einzusetzen, dass Sie Ihre Strafe in Großbritannien verbüßen. Ich halte nichts vom Tod durch den Strang. Die Sache liegt allerdings nicht allein in meiner Hand. Wenn die Äthiopier Siehierbehalten wollen, kann ich nichts dagegen tun. Sehr wahrscheinlich ist, dass sie uns gestatten, Sie wegen der in Großbritannien begangenen Verbrechen abzuurteilen und Sie danach an Äthiopien zu überstellen, damit Ihnen auch hier der Prozess gemacht wird. Der endet sehr wahrscheinlich mit der Todesstrafe. Das soll mich nicht mehr kümmern. Denn Sie verdienen nur die tiefste Verachtung jedes Menschen.«
De Chevillon lachte laut auf. Er war offenbar wieder ganz bei sich.
»Es sind kleine Geister wie Sie, die die Welt zu dem elenden Saustall gemacht haben, der sie immer war. Wir Tempelritter sind Menschen einer anderen Kategorie als Sie und diese schwarzen Affen, die Ihnen Gefolgschaft leisten. Wir haben den kostbarsten Artefakt in der menschlichen Geschichte gefunden und sind bereit, ihn für die Größe der Menschheit einzusetzen. Da kommt ein Ochse wie Sie daher, faselt von hohen Prinzipien und bürgerlicher Moral und wagt es, mir zu erklären, ich solle für etwas, das Sie ›Verbrechen‹ nennen, abgeurteilt werden. Ist Ihnen eigentlich klar, was Sie angerichtet haben? Was jetzt kommt, sage ich nur einmal. Ich bin durchaus gewillt, Ihnen diese ungeheuerlichen Taten nachzusehen. Mehr noch, ich bin gewillt, Sie in den Orden der Tempelritter aufzunehmen und zu lehren, wie ein wahrer Mensch zu handeln hat. Sie werden nahe bei den Engeln sein. Denken Sie darüber nach. Die Engel im Himmel werden Ihr Lob singen.«
Darauf versetzte Conor ihm einen Faustschlag in den Magen. Der Mann sackte keuchend und hustend in sich zusammen.
»Mr. de Chevillon, wir Iren haben ein Wort, das hervorragend auf Sie passt. Dieses Wort heißt Klugscheißer. Und genau das sind Sie.«
48. KAPITEL
In den anderen Gebäuden stießen sie auf zwanzig Mönche, allesamt gefesselt. Sie hatten kräftig etwas abbekommen, waren aber alle noch am Leben. Andere Angehörige des Klosters waren bereits dem seltsamen Gott der Tempelritter, ihrem verqueren Glauben, ihrem Ehrgeiz und ihrem Drang nach Ruhm geopfert worden. So schlecht es den überlebenden Mönchen auch ging, sie waren empört, als Mariyam eintrat, um ihnen zu helfen. Sie wollten nicht zulassen, dass sie ihnen die Fesseln löste oder sich um die Wunden kümmerte, die man mehreren von ihnen zugefügt hatte. Keine Frau hatte je einen Fuß auf Tana Kirkos gesetzt, und keine sollte es je wieder tun. Sie forderten sie auf zu gehen, die Insel sofort zu verlassen, unrein, wie sie war. Aber Mariyam lachte nur und legte überall mit Hand an.
Die meisten Templer wurden an Bord der Motorfähre gebracht, auf der zehn Personen bequem Platz hatten, aber auch vierzehn befördert werden konnten, wenn sie eng zusammenrückten. Mechela konnte ein Motorboot steuern, und Conor zeigte ihm, wie man mit dem GPS-System an Bord umging. Für die Fahrt nach Bahir Dar, dem einzigen Ort, wo solche Boote anlegen konnten, würden sie drei Stunden brauchen. Mihret und Wendimu begleiteten Mechela, um die Gefangenen zu bewachen. Es fand sich auch noch Platz für die Bundeslade, die im Heck des Bootes verstaut wurde.
Die Übrigen würde man mit den Tankwas an Land bringen.Mariyam nutzte eines der Kanus, um Gershoms Leiche zu transportieren. Conor sorgte dafür, dass de
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