Die Terranauten 003 - Das Kaiser-Komplott
möglich folgen, aber bisher war er noch nicht über Terra eingetroffen.
*
Max von Valdec sprang von dem Sessel hinter seinem Arbeitstisch auf und beugte sich vor. Seine fest zusammengepreßten Lippen waren ein schmaler Strich, sein Gesicht war noch hagerer als sonst.
Queen Mandorla blickte gelassen zu ihm auf. Ihren Zügen war keine Bewegung anzumerken. Ihre eiserne Selbstbeherrschung wurde von keiner anderen Queen übertroffen. So still, wie sie in ihrem Sessel saß, war kaum zu erkennen, daß sie atmete.
»Und Sie sind völlig sicher, daß Ihre Quellen zuverlässig sind?« erkundigte sich der Konzilsvorsitzende noch einmal bei der Queen.
Ein feines Lächeln erschien auf Mandorlas hartem Mund. »Einem Schatten der Garde ist es gelungen, sich in Asen-Gers Loge aufnehmen zu lassen. Nach David terGordens Abflug von Syrta blockierte der Schatten Asen-Gers Schiff psionisch und ließ sich anschließend verhaften. Asen-Ger sitzt damit vorerst auf Syrta fest. Meine Informationen stammen von diesem Schatten.«
»Es scheint sich um einen sehr fähigen Mann zu handeln. Sorgen Sie dafür, daß er Asen-Ger weiterhin im Nacken bleibt«, befahl Valdec. »Und nun möchte ich noch einmal zusammenfassen: David terGorden ist kein Führer der Terranauten, wie wir nach der PSI-Botschaft dieses verrückten Llewellyn 709 zunächst angenommen haben. Die Terranauten halten ihn zwar für den in ihrem Buch Myriam versprochenen Erben der Macht, aber er scheint selbst keinen Gefallen an dieser Rolle zu finden. Er kommt nicht als Anführer einer Treiberrevolte nach Terra, sondern um mit dem Urbaum Kontakt aufzunehmen. Auch sein Biotroniks-Erbe interessiert ihn nicht. Ihm geht es nur um Yggdrasil. Nach unseren Kenntnissen über die Pflanze im Heiligen Tal können wir davon ausgehen, daß David bei seiner Verbundenheit zu Yggdrasil einer fixen Idee aufsitzt oder irgendwelchen Visionen, die ihm die Terranauten vorgegaukelt haben.«
Mandorla nickte. »Damit bestehen gute Aussichten, David terGorden doch noch für unsere Zwecke einzusetzen.«
»An unseren ursprünglichen Plänen ändert sich nichts Entscheidendes«, überlegte der Lord-Oberst laut. Er legte die Hände in einer Geste der Konzentration mit den Fingerspitzen zusammen. »Wir müssen David auf Grönland in unsere Gewalt bekommen. Er erhält einen Hypnoter implantiert und wird Growans Nachfolger, der Biotroniks in unserem Sinne führt.« Er warf Mandorla einen fragenden Blick zu.
»Er wird den Palast verlassen, um das Heilige Tal zu besuchen«, mutmaßte die Queen. »Dann schlagen wir zu. Ich habe Männer in Growans Garde, die mir Bescheid geben, sobald es soweit ist.«
»Ich sehe, Sie sind wie immer gut vorbereitet. Die Garde ist und bleibt die effizienteste Organisation dieses Planeten.«
»Vergessen Sie das nie, Konzilsvorsitzender Valdec«, erwiderte Mandorla mit einem bedeutungsvollen Unterton, der Valdec die Augenbrauen hochziehen ließ.
»Wie darf ich das verstehen?«
»Ohne die Graue Garde lassen sich Ihre Pläne nicht verwirklichen«, erklärte die Queen. »Die Große Graue setzt auf die Kaiser-Kraft, und die Vernehmung dieses Sheebaugh bewies wieder, wie recht sie damit tut. Growans Zeit ist abgelaufen, und damit auch die Zeit der Treiber. Aber das Konzil wird nicht bereit sein, einem mächtigen Mann wie Ihnen durch die Kaiser-Kraft noch mehr Macht einzuräumen. Um sich gegen das Konzil durchzusetzen, brauchen Sie die Garde. Das Konzil wird Ihr eigentlicher Gegner sein; dieser Asen-Ger mit seinen Terranauten, das sind nur ein paar Narren – gefährliche Narren, aber kein Machtfaktor, wenn die Aktion Grönland erfolgreich abläuft.«
Valdec lächelte, aber sein Blick blieb kalt. »Ich schätze Ihre Offenheit, Mandorla. Und ich werde daran denken.«
»Es bleibt also dabei, daß die Garde nach der Abdankung Growans Ultima Thule besetzt und eine Internierung der Treiber, die zum Großen Fest kommen, vorbereitet?«
»Selbstverständlich.« Ein beinahe fanatisches Leuchten trat in Valdecs Augen. »Ich werde das Konzil von der Kaiser-Kraft überzeugen, und David terGorden wird mir dabei helfen. Die Zukunft gehört Kaiser. Wir brauchen die Treiber nicht mehr, und vielleicht wird auch bald das Konzil überflüssig …«
Der Konzilsvorsitzende stand auf und ging von seinem Schreibtisch zum riesigen Panorama-Fenster. Sein Arbeitszimmer befand sich in der obersten Etage des Kaiser-Hauses, eines gigantischen Büro-Turms am Rande des alten Berlin. Valdec blickte
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