Die Terranauten 003 - Das Kaiser-Komplott
ich Valdecs Aufforderung nachkommen«, fuhr er fort. »Ich werde dir die Leitung des Konzerns übergeben. Natürlich werde ich da sein, um dir zu helfen. Immerhin hast du keine Ahnung vom Geschäft. Auf diese Weise aber wirst du Valdec nicht in die Hände arbeiten. Auf dem Großen Fest werden wir den Machtwechsel bekanntgeben. Vielleicht gelingt es uns, dadurch unser Monopol des Mistelverkaufs zu verlängern. Denn«, er zuckte die Schultern, »ich kann mein Versprechen, die Wirkungsweise der Misteln zu erklären, nicht einhalten.«
David setzte seine Teeschale vorsichtig auf den Tisch und blickte seinem Vater gerade in die Augen. »Ich wiederhole es noch einmal!« sagte er ganz langsam, als spreche er zu einem begriffsstutzigen Kind. »Ich bin weder an deinem Konzern interessiert, noch an dem Monopol der Mistelblüten. Ich habe keine Lust, dir dabei zu helfen, die Kolonialplaneten weiterhin in Abhängigkeit zu halten, weil die gesamte Raumfahrt in den Händen Terras liegt. Du nutzt das Monopol unserer Familie ebenso schamlos aus, wie von Valdec seine Macht nutzt. Welcher von euch beiden den Streit gewinnt, ist ziemlich gleichgültig. Ihr seid beide nur darauf aus, soviel Profit wie möglich aus der Sache herauszuschlagen.«
Growan terGorden beugte sich über den Tisch.
»Du wirst, du mußt mir helfen!« stellte er fest. »Valdecs Kaiser-Kraft ist gefährlich. Auch du wirst wissen, welches Unglück er damit auf Terra herabbeschwören kann. Deshalb allein schon wirst du mir helfen müssen!«
David erhob sich.
»Helfen müssen?« fragte er erregt.
Sein Vater lehnte sich wieder bequem in den Sitz zurück.
»Helfen müssen!« bestätigte er. »Ich habe Mittel, dich zu überzeugen und, wenn es sein muß, dich zu zwingen. Ich würde alles tun, damit der Kaiser-Konzern diese Machtprobe nicht gewinnt.«
Auf David terGordens Stirn schwollen die Adern zu dicken Strängen. Seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen, hinter denen es eisgrau flimmerte.
»Du hast Mittel, mich zu zwingen?« wiederholte er. »So sehr liebst du deine Stellung und deine Macht, daß du deinen eigenen Sohn mit Gewalt zwingen willst, für dich den Hampelmann zu machen? Willst du mich vielleicht foltern lassen? Dann hättest du mich nicht vor Valdec zu retten brauchen.«
Growan hob in einer Geste der Verzweiflung die Hände.
»Du willst mich nicht verstehen!« schrie er. »So habe ich das nicht gemeint, aber du mußt doch einsehen …«
Davids Gesicht wurde hart und abweisend.
»Gar nichts muß ich einsehen!« antwortete der junge Treiber gefährlich leise. »Valdec will durch mich den Biotroniks-Konzern kontrollieren, und genau das gleiche willst du auch. Hast du vielleicht Norwy van Dyne zu Hilfe geschickt, weil ich dein Sohn bin? O nein! Nur weil du mich brauchst, um Valdec Paroli zu bieten.«
Er holte tief Atem und fuhr fort: »Ich bin zur Erde gekommen, um Yggdrasil zu helfen. Ich weiß, wie gefährlich die Kaiser-Kraft ist, wahrscheinlich besser als du. In den nächsten 24 Stunden werden Tausende von Treibern auf Grönland eintreffen. Sie kommen aus allen Teilen der bekannten Galaxis zum Großen Fest. Diese Treiber werden Valdec die passende Antwort auf seine Kaiser-Kraft geben. Und sie werden Yggdrasil schützen. Es geht nicht um einen Konkurrenzkampf zwischen zwei Konzernen, sondern um die Zukunft der Menschheit. Sollte es notwendig sein, daß ich Biotroniks übernehme, werde ich das tun, aber zu dem Zeitpunkt, an dem ich es für richtig halte. Die Zeit der terGordens als Konzernherren ist endgültig abgelaufen.« Er stand auf und ging.
Die Tür glitt lautlos hinter ihm zu. Growan terGorden stützte den Kopf in die Hände und starrte auf die blinkenden Lämpchen des Schaltpults.
»Er wird sich schon überzeugen lassen!« murmelte er. »Wenn er erst einige Tage hier ist und sich wieder eingelebt hat.«
*
Asen-Ger hatte den Betrieb auf dem Kontrolldeck eines Treiberschiffes vor dem Start immer einschläfernd gefunden. Es fiel ihm schwer, die Augen offenzuhalten unter dem eintönigen Summen der Aktivator-Systeme, den leisen, gleichmäßigen Stimmen der Servo-Mannschaft, die monoton Anweisungen erteilten, und den sanften, zielbewußten Schritten der Männer, die ohne Hast ihre Aufgaben erledigten. Diese Zeitspanne der letzten Checks, bevor das Raumschiff startete und er als Logenmeister aktiv werden mußte, brachte ihm die nötige Entspannung, die er brauchte, um seine Kräfte zu sammeln und zu konzentrieren.
Doch diesmal war
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