Die Terranauten 008 - Stadt des Wahnsinns
Gardisten in seinen Keller vordrangen.
Als sie seine kleine technische Empfangsanlage erreichten, befand er sich bereits zwischen Hunderten oder Tausenden von Stadtbummlern auf einem Transportband zur City. Er freute sich, daß die Grauen ihn gerade um diese Zeit ›besucht‹ hatten, wo die meisten Relax in die Stadt New Berlin fuhren, um sich in den für sie reservierten Vergnügungsvierteln zu amüsieren.
Es war sechs Uhr dreiundfünfzig abends.
Um sechs Uhr achtundfünfzig wurde Alarm gegeben, einen kleinen, dünnen Mann mit munterem Gesicht und schwarzem Haar zu suchen. Während die Meldung noch an die Kommandos der Stadtpolizei weitergegeben wurde, bewegte sich Leroy 102 bereits über einige Laufstege, die zu den Gleiterkammern im Flughafen führte.
Schwer atmend blieb er vor der Eingangstür der Kammer stehen, die für ihn reserviert war.
Schritte dröhnten durch den Gang hinter ihm – die schweren Schritte von Männern in Kampfrüstungen, Männer der Grauen Garde.
Die Angst vor den Mondkerkern trieb Leroy weiter. Die Tür öffnete sich eine halbe Ewigkeit, nachdem er seine Reservierungskarte eingesteckt hatte. Er eilte hinein, und als sich die Tür schloß, zertrümmerte er den Schaltkasten mit einem herumliegenden Metallwerkzeug. Beißender Rauch zog durch die kleine Kammer mit dem offenen Dach, in dem sein Gleiter stand. Vorläufig würden sie auf diesem Wege nicht hineinkommen.
Aber sie würden die Tür in wenigen Minuten aufgeschnitten haben. Ihre Waffen waren wirkungsvoll genug.
Leroy öffnete den Eingang des Gleiters, der direkt in das winzige Zwei-Mann-Cockpit führte, und ließ sich in den Sitz fallen. Hastig schaltete er alle Anlagen ein, aktivierte die Computer, wärmte den Antrieb vor und ließ die Bildschirme aufglühen. Durch die riesige Sichtscheibe vor der Konsole ließ sich die brunnenartige Öffnung des Schachtes über ihm ausmachen. Auf einem Bildschirm, der die Seite der Kammer zeigte, entdeckte er, daß das Metall der Eingangstüren weißglühend unter dem Strahl einer Energiewaffe schmolz und herunterlief wie flüssige Butter. In wenigen Sekunden würden sie auf den Gleiter feuern können.
Er hatte sie unterschätzt.
Ohne sich anzuschnallen, ließ Leroy den Gleiter einen gewaltigen Satz nach oben machen. Der Graue, der auf dem Rand des Brunnenschachtes auftauchte, als der Gleiter an ihm vorbei in den Himmel hüpfte, war nur ein kurzer Schemen, bevor ihn die Druckwelle der Turbinen hinunterfegte.
Der Andruck warf Leroy tief in den Sessel zurück. Der Gleiter zitterte unter der ungeheuren Belastung, die das fast senkrechte Steigen ihm abverlangte. Ein grellweißer Blitz zuckte an der Sichtscheibe vorbei und in den Himmel hinauf.
Sie schossen. Aber jetzt konnten sie ihm nichts mehr anhaben. Die ersten Wolken schoben sich zwischen den Gleiter und die Erde.
Er steuerte das Fahrzeug vorsichtig nach Westen, unschlüssig, was zu tun war. Dann schnallte er sich endlich an und suchte eine Funkverbindung zu den Terranauten auf Grönland, bei denen er seinen neuen Herrn vermutete.
Auf dem kleinen Bildschirm erschien das Gesicht eines Mannes, ein hartes Gesicht mit erfahrenen, kühlen Augen. Brak Shakram!
Jetzt war Shakrams Gesicht angespannt. Gedämpft drangen Maschinen- und Kampfgeräusche an Leroys Ohren.
»Was ist los, verdammt noch mal?« fragte Shakram. »Wir sitzen hier in der Klemme. Die Grauen wollen uns überrennen!«
Leroy vermutete, daß Shakram von einem Raumfahrzeug aus sprach. Vielleicht versuchten sie einen Durchbruch. Er wußte, daß in Grönland wieder Kämpfe im Gange waren. Die letzten Treiber versuchten, sich zu einem sicheren Unterschlupf durchzukämpfen.
»Ich habe eine Meldung für David terGorden!« rief Leroy. »Er …«
»Wir haben die Verbindung mit ihm bereits vor Stunden verloren. Der Gleiter muß abgestürzt oder abgefangen worden sein. Er ist schon lange nicht mehr hier!« Shakram sprach in fieberhafter Eile. Jemand, den Leroy nicht sehen konnte, rief Shakram zu: »Mach’ Schluß und komm’ her, Mann! Das sind wieder ein paar dieser verfluchten grauen Gleiter!«
Shakrams Gesicht verschwand.
»Hallo!« schrie Leroy. »Verdammt, was ist denn da los?«
»Keine Zeit!« Das war jemand anders. Er hatte eine schlimme Verbrennung auf der Stirn. »Was willst du noch? Hat dir Brak nicht genug gesagt?«
»Ich muß wissen, wohin David terGorden geflogen ist. Ich werde selbst gejagt, aber ich bin es meiner Selbstachtung schuldig, daß ich ihm diese letzte
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