Die Terranauten 012 - Der Triumph des Lordoberst
Gleiterparkplätzen.
Asen-Ger wölbte die Brauen. »Befürchten Sie eine derartige Aktion?«
»Vielleicht.« Daut zuckte die Achseln. »Valdec hat sich seit seiner Ankunft noch nicht mit der Konzilsversammlung in Verbindung gesetzt. Allerdings entfaltet er an Bord der STERN VON TERRA hektische Aktivität. Seine Vertrauten befinden sich bei ihm, und wir haben eine Anzahl verschlüsselter Funkimpulse anmessen können.«
Die Kabine stoppte. Die milchigen Glastüren glitten auseinander und ließen einen Schwall frischer, kühler Luft in die Plastikkammer:.
Auf dem Dach wimmelte es von Polizisten. Asen-Ger konnte einen flüchtigen Blick auf ein fahrbares Lasergeschütz erhaschen, das nur notdürftig mit einer Plane bedeckt war. Aus den Gesichtern der Beamten war deutlich zu erkennen, daß sie sich nicht wohl in ihrer Haut fühlten.
Der Logenmeister konnte sie verstehen. Niemand wußte, wie die Auseinandersetzung zwischen Pankaldi und Valdec ausgehen würde. Nur eines war sicher: Wer auf der falschen Seite gestanden hatte, wenn der Machtkampf entschieden war, mußte dafür büßen.
Asen-Ger folgte Daut in einen der gelblackierten, leichtgepanzerten Gleiter, und kaum daß sich die Einstiegsluke hinter ihnen geschlossen hatte, setzte sich der Diskus in Bewegung und schwebte leise summend über die Dächer von Berlin.
Der Logenmeister blickte durch die transparente Kuppel, sah, daß ihr Gleiter von einem Dutzend weiterer Diskusse begleitet wurde.
»Wohin?« fragte er knapp.
Daut drehte den Kopf. »In die Berliner Niederlassung der Grüne-Hügel-Gesellschaft, unser provisorisches Hauptquartier. Dort steht eine Konzilskammer für Sie bereit.«
»Ihre Prognose?«
»Für die Versammlung?« Der Manag nagte an seiner Unterlippe. »Über die Hälfte der Manags ist auf unserer Seite. Der Rest ist unschlüssig, wartet ab oder votiert für Valdec. Allerdings ist der persönliche Einfluß des Lordoberst eine unbekannte Größe. Die Entscheidung liegt in Ihrer Hand, Logenmeister. Wenn Sie Ihre Forderungen maßvoll …«
»Sie kennen unsere Forderungen«, unterbrach Asen-Ger unwillig. »Ich war der Ansicht, daß wir uns geeinigt hatten.«
Milton Daut starrte ihn finster an. »Wir werden sehen«, murmelte er.
Der Logenmeister sank in seinen Sitz zurück und lauschte dem monotonen Summen des MHD-Triebwerks. Offenbar, dachte er nüchtern, hatte er Pankaldis Aufrichtigkeit überschätzt. Es würde viel Mühe kosten, die Interessen der Treiber durchzusetzen.
Und niemand wußte, was Valdec plante.
*
Siam-Sin, terranische Kolonie im Assyrbrunsystem.
Die Sonne war rot. Rot wie das Blut in Vangralens Adern. Heiß gloste sie über den Bergen von Siam-Sin, der Nebelwelt am Rande der Milchstraße, brannte große Löcher in die weißen Schwaden, die in den Tälern hingen und den Blick auf die zerklüftete, heiße Oberfläche verhinderten.
Das Plateau mit den windschiefen, provisorischen Plastikhütten des Lagers lag im Westen, in der Nähe der Küste, wo das Meer träge gegen die Klippen rollte. Und dahinter, zwei- oder dreitausend Kilometer weiter, begann die Zivilisation, leuchteten die Lichter zahlloser neu erbauter Städte. Siam-Sin war eine aufblühende Kolonialwelt mit reichen Minerallagern und drei riesigen Raumhäfen.
Doch über den Bergen herrschte Schweigen.
Onnegart Vangralen biß die Zähne zusammen. Er blinzelte, geblendet von Assyrbruns rotem Funkeln, und kroch vorsichtig den schmalen Felsgrat entlang.
Windstille.
Trotz der großen Höhe war es heiß. Schweiß lief über das glatte, bartlose Gesicht des Treibers und das altertümliche Explosivgewehr an seiner Hüfte wog scheinbar Tonnen. Endlich hatte er die ein wenig überhängende Steilwand erreicht, die noch mehrere hundert Meter in die Höhe ragte und irgendwo dort oben im violetten Himmel verschwand.
Bewegung war auf dem Plateau zu erkennen: Treiber von mehr als einem Dutzend Planeten des Randweltensektors Tscholzoi, von der Garde nach Siam-Sin transportiert. Zweihundert Menschen und unter ihnen kein Logenmeister oder ein psionisch besonders begabter Treiber, der die Parafähigkeiten seiner Gefährten koordinieren konnte.
Onnegart Vangralen fluchte unwillkürlich. Sein Mund war trocken und ausgedörrt.
Die dünne Luft des Hochlandes trug den Schall nur unvollkommen, aber Vangralen hörte die Stimmen seiner Gefährten mit den Gedanken. Warum hatten sie nicht auf ihn gehört? Warum waren sie nicht geflohen? Ahnten sie denn nicht, daß die Grauen
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