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Die Terranauten 014 - Im Reich der Geflügelten

Die Terranauten 014 - Im Reich der Geflügelten

Titel: Die Terranauten 014 - Im Reich der Geflügelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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Scanner. Ich erwarte Sie.«
    Der Psyter versetzte Morgenstern einen sanften Stoß und gemeinsam rannten die beiden Männer los. Rasch näherten sie sich der schwarzen Walze der MIDAS, auf deren Rumpf die Reflektoren der unzerstört gebliebenen Scheinwerfer wie große Augen wirkten. Hinter ihnen begann die Erde zu vibrieren, grollte der Donner zahlloser Hufe.
    Die Flüchtlinge hatten sich vor der kurzen, steilen Rampe versammelt, die hinauf zur Hauptschleuse des Schiffes führte. Das Schleusentor war geöffnet. In dem großen, hellen Oval hob sich golden die Gestalt des Riemenmannes ab.
    Cloud nickte Morgenstern wortlos zu. Der kleine Mann verstand, rief die bewaffneten Wachen zu sich und bildete mit ihnen einen engen Kreis um die Rampe. Schwach glühend deuteten die Mündungen der Laser in die Finsternis hinter dem Kranz der Scheinwerferkegel.
    »Serge«, knurrte Scanner Cloud. »Gibt es etwas neues?« Der Psyter stand nun dicht bei Llewellyn und half Angila Fraim die Rampe hinauf. Altamont O’Hale und Sirdina Giccomo folgten ihr. Die Treiber ergriffen sich an den Händen, um den nötigen Körperkontakt herzustellen. Ihre Loge war klein, und der Riemenmann war kein ausgebildeter Logenmeister, nur ein hochbegabter Treiber. Es war schwer, unter diesen Bedingungen ihre PSI-Kräfte zu koordinieren, aber es gelang ihnen.
    »Suvez«, wiederholte Cloud ungeduldig. »Sitzen Sie auf Ihren Ohren?«
    »Nein, ich hatte gerade nur ein Bad genommen«, erklärte der Treiber ironisch. »Außerdem empfehle ich Ihnen, sofort an Bord zu kommen. Wir haben die Direktbeobachtung an die Restlichtverstärker angeschlossen. Diese … diese Tierherde ist noch rund vier Kilometer entfernt. Die Zahl der Tiere liegt schätzungsweise bei sechs- bis siebenhunderttausend. Hübsch, nicht wahr?«
    »Reden Sie keinen Unsinn«, verlangte Cloud unwirsch. »Was sind das für Tiere?«
    »Nach den bisherigen Erkenntnissen ähneln sie dem irdischen Vogel Strauß«, erwiderte der Treiber in der Zentrale der MIDAS hastig. »Allerdings dürften sie größer und kräftiger sein.«
    »Groß und kräftig genug, um die MIDAS zu gefährden?«
    »Es sind rund siebenhunderttausend«, erinnerte Suvez. »In spätestens fünf Minuten dürften sie hier sein.«
    Beklemmendes Schweigen folgte. Cloud stand da, blickte mit undurchdringlichem Gesicht auf die breite, silbrig schimmernde Rampe, die leicht zu zittern begonnen hatte. Das Donnern der Hufe schmerzte nun in den Ohren.
    »Sind Sie bereit, Llewellyn?« fragte der Psyter rauh.
    Llewellyn machte eine zustimmende Geste.
    »Morgenstern!«
    Der kleine Mann fuhr herum. Nervosität flackerte in seinen Augen.
    »Wir ziehen uns ins Schiff zurück. Hier draußen haben wir keine Chance.« Der Psyter winkte den Männern und Frauen auffordernd zu. »Schnell!«
    Fast erleichtert strömten die Flüchtlinge in die Schleuse. Morgenstern glitt an Clouds Seite. »Warum setzen wir nicht die Laserkanone ein?« rief er durch den zunehmenden Lärm. Der Boden der Schleuse begann zu schwingen. »Damit können wir den Spuk in …«
    Cloud schüttelte den Kopf. Seine Augen bohrten sich in die ferne Finsternis. Schemen schienen hin- und herzutanzen. Unwillkürlich versteifte sich der Psyter.
    Und aus den Schemen schälten sich die Umrisse zahlloser Leiber; breite, ledrig wirkende Rümpfe, kräftige Laufbeine, lange, biegsame Hälse, kleine Köpfe, die zu zucken begannen, als sie von den Scheinwerfern erfaßt wurden. Schnarrende, blökende Laute gellten auf, pflanzten sich fort. Laute der Angst.
    Die vordersten Tiere stockten, scheuten vor dem Licht. Ihre hornigen Klauen bohrten sich in den Boden, aber sie wurden weiter gedrängt, überrannt, zertrampelt. Die gewaltige Flut donnerte auf das Schiff zu.
    Stampede!
    Scanner Cloud wirbelte herum. »Llewellyn«, zischte er, aber der Riemenmann und die Treiber hatten bereits gehandelt.
    Schwingungen aus parapsychischer Energie warfen sich der herandonnernden Springflut entgegen, führten Bilder der Panik mit sich, Symbole der Gefahr, des Todes.
    Das Blöken der zahllosen Tiere schwoll an. Ihre instinktgeleiteten Gehirne versagten unter dem Ansturm der gegensätzlichen Impulse.
    Die Stampede geriet ins Stocken.
    Schrille Pfiffe übertönten das angstvolle Blöken.
    Wie auf ein geheimes Signal warfen sich die Tiere wie ein einziger gewaltiger Körper nach vorn, ein Meer aus Beinen und Knochen und furchterfüllten Augen.
    Llewellyn 709 stöhnte und zitterte. Das goldene Riemengeflecht raschelte. Es war

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