Die Terranauten 014 - Im Reich der Geflügelten
nächsten Baum aufknüpfen, zur Abschreckung und zur Belehrung für die anderen Narren, die so sind wie du. Versteht ihr mich, ihr Dreckkrumen, versteht ihr, was ich von euch will? Die Hafenarbeiten stocken. Die Festung ist noch nicht einmal in Angriff genommen, ein Teil der neuen Kanonen defekt und alles versinkt in Schlamm und Schmutz, aber da kommt so ein Niemand, so ein Dummkopf aus den finstersten Steppen Runnevels zu mir und sabbert etwas von Hoffnung in seinen Pelz … Doch das wird sich ändern, dies wird völlig anders werden und wartet ab, es wird euch gewiß nicht gefallen, oh nein, denn ich schneide euch das Fell vom Körper und die Ohren dazu, ihr Abschaum Runnevels, wenn ihr nicht doppelt hart arbeitet und kämpft. Und nun ’raus mit euch, ich kann euch nicht mehr hören, nicht mehr euer elendes Gewinsel ertragen, verschwindet und sorgt dafür, daß eure Soldaten, eure Taugenichtse und Hanswurste aus den Dorfschänken und Jauchegruben ihre Pflicht erfüllen. Treibt sie an, denn ich sage euch, ihr werdet alle Mann für Mann hingerichtet, wenn die Arbeiten nicht besser voranschreiten und der Hafen nicht vor Eintreffen der Nachschubflotte fertiggestellt ist. Der Tag der stillen Wasser ist nicht mehr fern und bis dahin wird der Stützpunkt vor mir stehen, daß ich die dicken, festen, uneinnehmbaren Mauern hören kann … Hinaus, fort, hinaus mit euch!«
Eilig verschwanden die Soldatenführer und schlossen hinter sich leise die schwere Holzpforte.
Stümper, Versager, Strandgut, an den Klippen zerschmettert, das steht unter meinem Befehl, aber keine Männer, keine Soldaten, mit denen man kämpfen und siegen kann! Düster wandte sich der Lore dem Thron wieder zu und sann lange nach.
Drüben in Runnevel feierten die Loren in ihren Palästen jetzt rauschende Feste, genossen ihr Leben, aber er hatte den Worten der Leihmänner vertraut, sich sogar mit dem Loren von Neuzen Vrest überwerfen, um diese Expedition zu leiten, als erster mit der Eroberung des goldenen Südkontinentes zu beginnen, aber nur Schweiß war bislang sein Lohn, Ärger und Verdruß und Ärger …
Der Zorn entlud sich in einem Schrei.
»Morgemey!« brüllte der Lore. Seine Stimme durchdrang die Wände und erfüllte das angrenzende Zimmer.
Was für eine erbärmliche Behausung! dachte der Lore ergrimmt. Was für ein düsteres Loch! Und die Erinnerung an seinen Palast in Gogazen Vrest, der Stadt an den drei Strömen, die aufblühte und von Jahr zu Jahr wuchs und reicher wurde …
»Morgemey, wo steckst du?« schrie er erneut. »Ich breche dir sämtliche Knochen, ich lasse dich kahlscheren, wenn du nicht augenblicklich kommst! Morgemey!«
Schritte wurden hörbar, laut für Solvans hochempfindliche Ohren, dann ein Schatten, der zu der schlanken Gestalt der jungen Zoptin wurde.
Der Lore Solvan von Vrest betrachtete den Körper seiner Mätresse und sie war wirklich schön für die Tochter eines armseligen, verblödeten Schneiders aus den Gassen Gogazens, und sie würde ihm noch einigen Spaß bereiten.
»Komm her, verdammt«, fauchte er ungehalten. »Mach schon! Wie oft soll ich dich noch rufen?«
Die Mätresse kam näher und er packte sie und stieß sie zu Boden. Und während er auf ihr ritt und lange keuchende Laute ausstieß, die den Thronsaal mit einem fieberhaften Schallmuster erfüllten und seine Erregung hochpeitschten, – da begriff er zum erstenmal richtig, was der so desolat ausgegangene Angriff auf den Horst des fliegenden Gewürms für die Zopten bedeutete.
Sie waren besiegbar.
Dieses Land gehörte noch lange nicht ihnen und vermutlich würde es lange, schwere Kämpfe kosten und viele Jahre, mehr als er zählte, bis die Zopten unumschränkt über die Savannen und Berge herrschten.
Er schrie hell, als er in Morgemey seine Erfüllung fand. Dann glitt er erschöpft von ihr und stieß sie wortlos davon.
Er durfte nicht ruhen, nicht rasten, mußte weitermachen, denn er hatte sich geschworen, noch vor dem Tag der stillen Wasser die Berge endgültig zu überschreiten.
Aber zuvor mußten die hohen, eisigen Gipfel gesäubert werden.
Es gab viel zu tun …
*
Alle waren gekommen …
Die Tgiis, die Pert, die Nuum, Lardi, Jakk und Iphden.
Die sechs Ashra-Schwärme, die in der Nähe des Horstes der Oomp Ashra lebten, ebenfalls auf der Wanderschaft, auf ihrem endlosen Weg über die Ebenen des weiten, grünbeschienenen Landes, von Küste zu Küste.
Ihre geflügelten Schatten hatten den Himmel verdunkelt, als sie aus Ost, West
Weitere Kostenlose Bücher