Die Terranauten 017 - Die Piraten des Scharlachmeers
schließlich ohne ihren Eigner aus und steuerte weiter nach Norden.
Einen Tag darauf traf in Aliruth eine Karawane von Fremden ein, die riesige, buntgefleckte, bärenähnliche Hunde mit sich führten, die schwer bepackt waren. Die Tiere machten einen wilden Eindruck und schienen in der Stadt bereits bekannt zu sein, denn niemand wagte sich ihnen zu nähern. Die Männer, die sie führten, waren schlank und wirkten ausgemergelt. Sie hatten harte Gesichter, dunkle Augen und teilweise dünne Schnurrbärte. Sie trugen enganliegende, einteilige Schuppenkleider, die einen Teil ihrer braungebrannten und stark behaarten Oberkörper freiließen. Auf dem Marktplatz von Aliruth luden sie die Warenballen von den Rücken der Hunde, bauten ein halbes Dutzend wimpelgeschmückter, bunter Zelte auf und pferchten ihre Lasttiere ein. Es waren mehr als zwanzig. Ständig wurden sie von vier Männern unter Beobachtung gehalten.
»Diese Viecher sind ja größer als Ponies«, sagte Farrell. »Es ist mir schleierhaft, wie die Burschen es fertiggebracht haben, sie zu zähmen.«
»Mich interessiert etwas ganz anderes«, sagte David, der die Neuankömmlinge vom Fenster des Gasthauses, in dem er und Farrell saßen, mit zusammengekniffenen Augen beobachtete. »Erinnerst du dich, daß Layla davon sprach, sie sei mit einer Karawane unterwegs gewesen, als die Markhams sie entführten?«
»Bei Yggdrasil!« entfuhr es Farrell. »Glaubst du, einer dieser verschlossen wirkenden Burschen könnte ihr Vater sein?«
David zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. Aber wenn doch, könnte das bedeuten, daß wir einen Bündnispartner gewinnen. Sieh mal: Er hat fast dreißig Männer bei sich, und jeder einzelne von ihnen sieht aus, als sei er in der Lage, selbst in der Hölle noch seinen Mann zu stehen. Sieh dir die Bewegungen dieser Leute an! Sie sind drahtig, wendig, stark, auf alles vorbereitet. Ich mag diese Art von Kerlen. Sie sind schweigsam, reden nur, wenn es etwas zu reden gibt und verschenken ihre Zeit nicht mit Trivialitäten.«
Er stand auf und ging hinaus. Farrell folgte ihm auf dem Fuße. Die bärenartigen Lasthunde knurrten, als die beiden Männer sich dem von den Fremden aufgestellten Gatter näherten.
»Gehen Sie zurück«, sagte einer der Fremden emotionslos. »Die Barries werden Sie in Stücke reißen, wenn Sie das Gatter auch nur anrühren.«
»Entschuldigen Sie«, sagte David und blieb stehen. Er musterte den dunkelhäutigen Fremden eingehend. Der Mann wirkte zäh und bedacht und seine Augen zeigten hohe Intelligenz. »Gehen Sie zurück«, sagte der Mann noch einmal.
David machte ein paar Schritte rückwärts und sagte: »Es spricht sich so schwer, wenn man so weit voneinander entfernt ist.«
»Ich wüßte nicht, daß ich etwas mit Ihnen zu besprechen hätte«, war die Antwort. Der Fremde wandte sich wieder den Hunden zu.
»Hören Sie«, sagte nun Farrell. »Wir möchten einen Mann namens … namens …«
»Chalid«, half David ihm aus.
»… namens Chalid sprechen. Kennen Sie ihn?«
Der Mann wandte sich ihnen wieder zu und deutete auf einen anderen, der gerade damit beschäftigt war, einen Stand aufzubauen. »Das ist Chalid.«
Der andere schien es trotz der sie trennenden fünfzehn Meter gehört zu haben. Als David und Farrell auf ihn zugingen, sagte er: »Was wollen Sie?«
David stellte sich und Farrell vor und fragte dann: »Haben Sie eine Tochter namens Layla, Chalid?«
Der Mann – er war ebenso hager und gewandt wie die anderen – fletschte die Zähne und seine Rechte tastete nach dem an seinem Gurt befestigten Krummsäbel.
»Kommen Sie nicht näher«, sagte er zu David, »es hat nichts mit Ihnen persönlich zu tun, noch nicht. Woher kennen Sie meine Tochter? Und – wo ist sie?«
David, der im Begriff gewesen war, näher an den Mann heranzutreten, blieb erneut stehen. Hatte er irgendein religiöses Tabu verletzt? Chalid schien wütend und mißtrauisch zu sein.
»Können wir nicht irgendwo anders hingehen und uns unterhalten?« fragte er. »Das, was ich Ihnen zu sagen habe, ist vielleicht nicht für jedermanns Ohren bestimmt.«
»Man spricht nicht mehr mit einem Islahami, als man unbedingt muß«, sagte Chalid. »Wieso weichen Sie von dieser Maxime ab?«
»Weil sie nicht die meinige ist«, erklärte David. »Ich kenne die Sitten und Gebräuche dieses Landes nicht und will sie auch nicht für mich gelten lassen. Wir sind Fremde, wie Sie, Chalid. Wir haben möglicherweise sogar den gleichen Feind.«
»Ah!« sagte der
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