Die Terranauten 017 - Die Piraten des Scharlachmeers
Mann. Obwohl sein Gesicht keinerlei Emotionen zeigte, glaubte David zu spüren, daß sich die Einstellung seines Gegenübers ein klein wenig zum Positiven hin veränderte. »Kommen Sie näher«, sagte Chalid, »bleiben Sie aber stets drei Schritte von mir entfernt.« Fast bedauernd fügte er hinzu: »Es ist nicht einfach, alte Bräuche von einem auf den anderen Tag abzulegen. Zudem würden meine Brüder sicher nicht verstehen, wenn ich mit den Konventionen breche.«
David und Farrell taten wie ihnen geheißen. Inzwischen waren an den Verkaufsständen der Islahami die ersten Kunden eingetroffen, und man konnte sehen, daß sie sich – obwohl die Waren der Fremden in dieser Stadt sehr begehrt zu sein schienen – von den dunklen Gestalten der Verkäufer fernhielten. Die Kunden zeigten, aus der Ferne auf die Waren die sie haben wollten, legten die Bezahlung dafür auf den Tisch, gingen ein paar Schritte zurück und nahmen das Erstandene erst an sich, nachdem der hinter dem Tisch stehende Islahami seinerseits einen aus mehreren Schritten bestehenden Rückzug angetreten hatte. David und Farrell, die dieses seltsame Verhalten staunend beobachteten, schüttelten verständnislos die Köpfe.
Chalid schien kein Freund vieler Worte zu sein, deswegen gab sich David Mühe, direkt zur Sache zu kommen. Mit leidenschaftslosen Worten berichtete er dem Führer der Karawane von der Begegnung mit seiner Tochter, erklärte, was mit ihr geschehen war und daß Layla mit den anderen Frauen aus Rogiers Burg aller Wahrscheinlichkeit nach bereits auf der Dunklen Dame weilte.
Der Islahami hörte ihnen mit unbewegtem Gesicht zu. Dann rief er einen seiner Genossen herbei und sprach in einem rauhen Dialekt auf ihn ein. Der andere Mann zeigte keinerlei Bestürzung. Seine Augen blitzten, als er das vernahm, was Chalid ihm erzählte. Er gab eine kurze Antwort, legte die rechte Hand auf den Knauf seines Schwertes und beeilte sich, auch die anderen über die Neuigkeit zu informieren.
»Ich weiß nicht, was Sie vorhaben, Don terGorden«, sagte Chalid. »Was meine Männer und ich tun, wissen wir aber sehr gut.«
»Wenn Sie vorhaben, den Palast Rogiers zu stürmen«, sagte David, »kann ich Ihnen nur abraten. Rogier hat viel mehr Männer als Sie. Und außerdem – würde es Ihrer Gemeinschaft nützen, wenn sie nach Hause zurückkehren, ohne den Erlös für die Waren mitzubringen?«
Chalid lachte. »Was wissen Sie denn schon von unserer Gemeinschaft?«
»Genug, um den Schluß zu ziehen, daß Sie nicht im Luxus schwelgen«, warf Farrell ein.
»Wir haben ein Schiff«, sagte David. »Und es ist unser Plan, die Dunkle Dame zu verfolgen, wenn sie ausläuft. Wir werden auf unsere Chance warten, Chalid, und wir sind sicher, daß sie kommen wird! Ich habe keine Ahnung, wo Sie und Ihr Volk leben, und ob Sie das südliche Nebelland kennen, das hinter dem Scharlachmeer liegt. Aber genau dorthin will Rogier mit seinem Schiff. Wir wissen, daß es dort genügend Möglichkeiten gibt, an Bord seines Seglers zu kommen, ohne daß dabei Dutzende von Kriegern sterben müssen.«
Chalid sah sie nachdenklich an.
»Ich habe von diesem Nebelland gehört«, sagte er zweifelnd. »Es existiert also wirklich?«
»Wir haben ein Schiff«, wiederholte David, »und Sie haben die Krieger, die wir brauchen, wenn wir Rogiers Gefangene befreien wollen. Welchen Schluß ziehen Sie daraus?«
»Ich muß das erst mit meinen Männern besprechen«, sagte Chalid. Er warf einen Blick auf die monströsen Bärenhunde. »Es könnte eng werden an Bord Ihres Schiffes. Wenn wir mitkämen, müßten Sie Platz für die Barries schaffen.«
»Lassen Sie das nur unsere Sorge sein«, erwiderte David. Er musterte die pelzigen Ungeheuer, und ein kalter Schauer lief seinen Rücken hinab. »Irgendwie kriegen wir das schon hin.«
Am Abend erschien am Liegeplatz der Windsbraut ein Bote der Islahami und brachte David die Nachricht, daß Chalid und seine Männer während der Nacht auf seinen Segler übersetzen würden.
Die Mannschaft des Seglers schien nicht sonderlich erbaut davon zu sein, daß die Fremden mit ihren Hunden an Bord kamen, fügte sich jedoch wortlos dem Willen des neuen Eigners.
Was David terGorden und Claude Farrell am meisten überraschte war die Tatsache, daß keiner der zotteligen, riesigen Hunde einen Laut von sich gab, als die Islahami sie an Bord der Windsbraut geleiteten. Die Mannschaft hatte sich auf die Brücke zurückgezogen und schien sich vor den Tieren zu fürchten, Offenbar
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