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Die Terranauten 017 - Die Piraten des Scharlachmeers

Die Terranauten 017 - Die Piraten des Scharlachmeers

Titel: Die Terranauten 017 - Die Piraten des Scharlachmeers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conrad C. Steiner
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Weise hereingelegt hatte.
    »Sie sprechen in Rätseln, mein Freund«, sagte David kalt, »aber ich glaube, ich weiß trotzdem, worauf Sie hinauswollen.«
    Marcel d’Guinne lachte. »Wirklich? Oh, ja – ich vergaß, daß Sie ein Treiber sind. Man sagt Leuten wie Ihnen ja die phantastischsten Dinge nach. Aber Gedanken lesen – ich meine richtig können Sie nicht, nicht wahr?«
    Er wußte also etwas. Wenn Marcel d’Guinne schon darüber im Bilde war, daß David zu den Treibern gehörte, konnte er es nur von Zandra oder Rianna erfahren haben. Er hatte plötzlich ein ungutes Gefühl im Magen. Freiwillig hatten die beiden diese Information bestimmt nicht preisgegeben.
    »Da Sie keine Anstalten machen mich überrumpeln zu lassen«, sagte David vorsichtig, »darf ich wohl annehmen, daß Ihnen nichts daran liegt. Darf ich fragen, warum?«
    Marcel d’Guinne sah sich nach allen Seiten um und deutete dann mit dem Kopf auf eine naheliegende Taverne. »Kommen Sie«, sagte er dann. »Unterhalten wir uns woanders.«
    Bei einem Becher Griz setzten sie ihre Unterhaltung fort.
    »Ich will ganz offen sein«, sagte d’Guinne, nachdem sie den ersten Schluck des bitteren, alkoholischen Getränks heruntergestürzt hatten. »Mir liegt deswegen nichts daran, daß man Sie festnimmt, weil Sie dann in die Fänge meines Vetters Rogiers geraten würden. Er ist ein mächtiger Mann auf dieser Welt, mein Freund, und ich bin – wie viele andere auch – von ihm abhängig. Wir kamen vor etwa sechs Jahren hierher …«
    »Mir scheint, daß alle, die vor sechs Jahren hierher kamen, es inzwischen zu etwas gebracht haben«, sagte David ätzend.
    »Es gibt Gründe dafür«, erwiderte d’Guinne, »und es erstaunt mich, offen gesagt, daß Sie sie nicht bereits durchschaut haben.«
    »Wer sagt, daß ich sie nicht durchschaut habe?« fragte David.
    Marcel d’Guinne musterte ihn nachdenklich. »Daß wir zu hohen Positionen gekommen sind, liegt natürlich an unserem Wissen. Wissen ist Macht – kennen Sie das Sprichwort? Stammt von der guten, alten Erde. Der größte Teil der planetaren Bevölkerung besteht aus Analphabeten. Die Leute hier sind barbarisch und primitiv. Ihre Herrscher«, – d’Guinne nahm einen weiteren Schluck aus seinem Becher – »dumm und gewalttätig. Sie haben es geschafft, innerhalb von zweihundertfünfzig Jahren alles zu vergessen, was die Menschheit geschaffen hat. Die medizinische Versorgung der Planetarier wird wie im Mittelalter von Zauberern und Schamanen wahrgenommen. Diejenigen, die von diesem System profitieren, sind Keulenschwinger und Bogenschützen, die weder eine Ahnung von physikalischen Gesetzen noch von Psychologie haben. Die Feudalherrscher auf Rorqual haben abgewirtschaftet; es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die, die nach ihnen gekommen sind, ihnen das Zepter aus der Hand reißen und nach ihrem eigenen Gutdünken verfahren. Mein Vetter Rogier ist seit einigen Jahren dabei, hinter den Rücken der Herrschenden, ein heimliches Imperium aufzubauen. Er handelt nach dem Grundsatz, daß der Bessere gewinnen möge.«
    »Sportlich, sportlich«, knurrte David. »Wie ich hörte, habt Ihr einen Piratenbund gegründet, um den Tüchtigen zum Sieg zu verhelfen.«
    Marcel d’Guinne beugte sich vor. »Ich kann zwar keine Gedanken lesen, aber ich weiß trotzdem, was Sie jetzt denken. Sie halten nichts davon, wenn man ein bereits verrottendes System durch ein anderes, das auch nicht viel besser ist, ersetzt. Ich bin Ihrer Meinung, terGorden, und ich finde, Sie sollten das wissen. Das mit der Piraterie mache ich nur, um meinen Vetter zu täuschen.«
    »Haben Sie einen besonderen Grund dafür?« fragte David, der sein Erstaunen kaum verbergen konnte. »Oder sind Sie nur gegen die Bestrebungen Ihres Vetters, weil er sie nicht nah genug an die Fleischtöpfe heranläßt?«
    Marcel d’Guinne schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ideale«, sagte er. »Früher hatte ich mal welche, aber das ist lange her. Mich interessiert es einfach nicht, welche Pläne mein Vetter verfolgt – und das hat nichts damit zu tun, daß er mehr Erfolg hat als ich. Ich könnte auf Rorqual bequem leben. Ich bin wohlhabend und zufrieden mit dem, was ich habe.« Er holte tief Luft. »Ich kann es mir sogar leisten, hin und wieder ein paar Sklaven zu kaufen, die ich anschließend wieder freilasse, um ihnen ein ärgeres Schicksal zu ersparen.«
    »Ja«, sagte David. »Ich erinnere mich, bei einer von Ihren seltsamen Anwandlungen dabei gewesen zu sein.

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