Die Terranauten 018 - Odyssee der Verlorenen
bin hier, weil ich nach ein paar Freunden suche, die sich möglicherweise in diesem Gebiet aufhalten. Sie …«
Rowl bedeutete ihm mit einer Kopfbewegung, daß er näher kommen solle. »Kommen Sie rein«, sagte er, »es kostet eine ziemliche Anstrengung, eine Wohnung zu heizen. Wir wollen die Tür nicht zu lange aufstehen lassen.«
David zwängte sich durch den schmalen Hauseingang und fand sich nach der Durchquerung eines ebensolchen Korridors in einem behaglich eingerichteten Raum wieder, in dem ein prasselndes Kaminfeuer brannte.
Die Wände waren mit Regalen bedeckt, in denen sich allerlei kunstgewerbliche Gegenstände befanden: irdene Krüge, Töpfe, Schüsseln und Becher. Rowl oder Kai – oder vielleicht sogar beide – schienen Töpfer zu seih. Neben dem Kamin ragten zwei fast mannshohe Holzstapel in die Luft. Es roch nach Harz und Farben. Davids Blick fiel auf handgeschnitzte Möbel und drei fellbezogene Lagerstätten. Armdicke Kerzen beleuchteten das Zimmer, von dem zwei weitere, momentan jedoch geschlossene Türen abzweigten. Der ganze Raum war von einer behaglichen Wärme erfüllt, die einen Menschen leicht müde machen konnte.
»Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?« fragte das Mädchen und schälte sich aus seinem Pelz. Sie trug die für den Norden typische Lederkleidung und hohe Stiefel. Ihr Haar war, wie das der beiden Männer, mit denen sie diese Wohnung teilte, blauschwarz und ihre Augen dunkel. Seltsamerweise trug sie einen langen Zopf. Rowl nahm hinter einem klobigen Tisch, der mit allerlei Pinseln und Malgerät überladen war, Platz und forderte auch David zum Sitzen auf. Kai hielt sich im Hintergrund.
»Legen Sie ab«, sagte Rowl, »sonst frieren Sie, wenn Sie nachher wieder gehen.«
»Danke.« David tat wie ihm geheißen und warf seinen Pelz und seine Mütze über eine Holztruhe. »Ihnen scheint es recht gut zu gehen, wenn ich mich so umsehe.«
Rowl zuckte die Achseln und lächelte. »Wie man’s nimmt.« Das Mädchen erschien mit einem Tablett und stellte zwei große Steinkrüge vor ihnen ab, in denen eine heiße Flüssigkeit dampfte. »Danke, Nirak«, sagte Rowl. Und zu David gewandt: »Es wird Ihnen sicher nicht schmecken, ist aber gut gegen Erkältungen.«
Das Getränk schmeckte nach Pfefferminztee. David nahm einen langen Zug und sagte dann: »Wenn es Ihnen so gut geht, warum verbringen Sie den Winter dann nicht in Aliruth, wie die anderen auch?«
Rowl lächelte rätselhaft. »Mir gefällt es hier. Man hat im Norden wenigstens Ruhe vor dem Gesindel, das versucht, diese Welt völlig in die Tasche zu stecken, verstehen Sie?«
David dachte an Rogier und dessen Plan, aus Rorqual eine industrialisierte Welt zu machen. Er nickte.
»Die Tatsache, daß Sie den Begriff diese Welt gebrauchen«, erwiderte er nach einer Weile, »scheint mir darauf hinzudeuten, daß Sie wissen, daß es auch andere gibt. Wie lange sind Sie schon hier, Rowl?«
»Seit dreißig Jahren«, sagte Rowl bedächtig. »Ich stamme von der Erde und kam mit einem Transporter hierher, der unglücklicherweise auf dem Ozean notlanden mußte. Ich war, glaube ich, der einzige Überlebende dieser Katastrophe; jedenfalls habe ich an Land niemanden getroffen, den ich von der PIERPONT MORGAN her kannte. Ich hatte Glück. Ich war damals knapp fünfzehn Jahre alt und war ziemlich kräftig. Zum Glück herrschte gerade Sommer und es war nicht so kalt. Ich verfiel nicht in Panik, als ich in das hineinfiel, das in den rorqualanischen Meeren das Wasser ersetzt, sondern schlug mich bis zur Küste durch. Seitdem bin ich – von kurzen Unterbrechungen abgesehen – immer in Yanda gewesen. Ich habe versucht, die Geheimnisse zu ergründen, die diesen Planeten umgeben, aber ich muß gestehen, nicht sehr weit gekommen zu sein.« Er zuckte bedauernd die Achseln. »Ich bin nun mal kein Wissenschaftler, wissen Sie.«
»Sind Kai und das Mädchen mit Ihnen verwandt?«
»Nirak ist meine Tochter und Kai mein Sohn«, nickte Rowl. »Wir leben von dem, was wir gelegentlich aus dem Wrack holen.«
David riß den Kopf hoch.
»Bedeutet das, daß sie seine Position kennen?« Er fühlte plötzlich eine starke Erregung. Vielleicht war das die Rettung! Interstellare Transporter hatten meist genügend Materialien an Bord, aus denen man zur Not das anfertigen konnte, was man zur Reparatur eines Landungsbootes brauchte.
»Es hat mich fast zehn Jahre gekostet, den Standort der PIERPONT MORGAN ausfindig zu machen«, sagte Rowl, »aber alles was ich Ihnen
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