Die Terranauten 022 - Der Katastrophen-Planet
auch für deren Vernichtung sorgten, existieren auch andere Gründe für die auf Ginger gezeigte Passivität.
Die Grauen Garden sind keine Armee im klassischen Sinne; ihr fehlen neben genügend Soldaten auch alle logistischen Voraussetzungen für einen langandauernden, reichsumfassenden Krieg. Die Garden sind auch keine Polizeistreitmacht im Sinne ihrer Kritiker;
vergleicht man Ausdehnung des Konzils und Anzahl der Kolonien mit der Sollstärke der Garden, so wird jedem die Unmöglichkeit eines solchen Vorhabens bewußt werden.
Die Grauen Garden sind eine mobile, schlagkräftige Eingreiftruppe im besten Sinne, dafür gedacht, lokale Konflikte mit einem Größtmaß an Effizienz und einem Minimum an Zeitaufwand zu bereinigen. Doch darüber hinaus erfüllen sie noch eine weitere Funktion – sie sind ein Symbol für die Unbesiegbarkeit des Konzils und für die Aussichtslosigkeit separatistischer Pläne. Ihr Nimbus aus Stärke und Gnadenlosigkeit allein hemmt auf vielen Kolonien Entwicklungen wie auf Ginger.
Aber – wird man fragen – wie konnte es dann zu der Katastrophe im Kashmir-System kommen?
Natürlich, zum größten Teil trägt jene unselige Häufung superphysikalischer Phänomene Schuld an dem Debakel. Aber genügt diese Erklärung? Muß man nicht befürchten, daß Ginger für alle Aufständischen im Sternenreich zu einem Signal zu werden droht? Muß man dann nicht mit weiteren offenen Erhebungen rechnen? Und – zwingt diese Entwicklung das Konzil nicht zu einer erheblichen – personellen und materiellen – Verstärkung der Grauen Garden?
Wie dies allerdings im Hinblick auf die begrenzte Produktionskapazität der irdischen Kaiserkraftwerften und die wirtschaftlichen Schwierigkeiten im Reich gegen die Vertreter der zivilindustriellen Interessen durchzusetzen ist …
Cosmoral Fay Gray
z.Zt. Raumsektor Ela Cing
in einer dringenden Alphakurierdepesche an Lordoberst Valdec
*
Der Decoder klebte wie ein Blutegel an dem großen Terminal der Steuerzentrale Cosmodroms. Ein lautloser elektronischer Krieg war entbrannt, eine Schlacht zwischen Bits und komplizierten Befehlsprogrammen, die nach und nach zu Gunsten des Decoders entschieden wurde. Suzan Oh und Vangralen kümmerten sich nicht um den Computerkrieg. Sie wußten jetzt, welche Kapazität ihr Sabotageinstrument besaß; zwar konnte der Decoder den Rechnerverbund nicht ganz übernehmen, aber er blockierte die Sicherheitsprogramme und hinderte die Station, die Rebellen als feindliche Objekte zu identifizieren.
Die Treiber arbeiteten schweigend und konzentriert.
Draußen im Tunnellabyrinth Cosmodroms hasteten Ennerk Prime und Lyda Mar durch die Gangsysteme und sammelten die bewußtlosen Mannschaftsmitglieder der Raumbasis ein. Cosmodrom verfügte über eine Unzahl mobiler elektronischer Systeme; Wartungs- und Reinigungsroboter, die Suzan programmiert hatte, ihre Freunde zu unterstützen.
Das Bordcom summte.
»Ja?« sagte Vangralen.
Ennerk Primes Gesicht wirkte auf dem kleinen Sichtschirm verzerrt. Er grinste breit. »Alles in Ordnung, Onnegart. Das Pack befindet sich im Schlepper der SIGMA-12.«
»Ausgezeichnet. Suzan wird die Container mit dem Trichter koppeln und den Superfrachter aus dem Orbit schleusen. Dieses Problem dürfte damit gelöst sein. Wenn die Grauen und Techniker erwachen, befinden sie sich schon im interstellaren Raum. Was ist mit dem Kurier?«
»Eine Queen. Sie nennt sich Lyka. Die Queen befand sich auf dem Weg in den Rohstoffring. Das Auftauchen von Valdecs Flotte hat ihren Weiterflug blockiert.« Prime kratzte sich den Schädel. »Sie liegt in der Nähe der Hangars. Ich habe einen Monitor auf die Zentrale umgeschaltet. Wenn sie erwacht, sieht sie sofort dich und wird schreiend in ihr Kurierboot flüchten.«
Vangralen erwiderte Primes Grinsen. »Und umgehend Max von Valdec aufsuchen. Aber warte mein Zeichen ab, bevor du ihr die Injektion gibst.«
Der Bildschirm erlosch.
Schweigend arbeitete Vangralen weiter. Das Betäubungsgas hatte hervorragende Arbeit geleistet. Bis auf die Rebellen war jeder an Bord der Basis binnen Sekunden bewußtlos geworden. Cosmodrom war in der Hand der Terranauten.
Besorgnis zerfurchte das Gesicht des Treibers. Die Zeit drängte. Asen-Gers letzte Nachrichten – die JOHN REED trieb im Raum zwischen Ginger und Cosmodrom und fungierte als psionische Relaisstation – waren nicht sehr ermutigend gewesen. Valdec schien skrupellos genug, Ginger mit nuklearen Raketen beschießen zu lassen.
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